Sensorgestützte Düngetechnik
Feldtag zur effizienten Mineraldüngerausbringung
Im Rahmen der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie wird das Sonderprojekt „Einführung innovativer Düngetechnik“ in Kooperation von AGGL, Otzberg und dem Ingenieurbüro Schnittstelle Boden aus Ober-Mörlen durchgeführt. Kürzlich fand dazu eine gut besuchte Informationsveranstaltung auf dem Milchhof Roßdorf mit anschließender Maschinenvorführung zu dem Thema „Effiziente Mineraldüngerausbringung“ statt.
Auf Schlägen verschiedener Bodenstruktur und in Beständen unterschiedlichen Bedarfes kann eine teilÂflächenspezifische Düngung mit sensorgestützter Düngetechnik die Effizienz des Mineraldüngereinsatzes steigern und einen Beitrag zum Grundwasserschutz leisten. Demoparzellen zu diesem Thema wurden dieses Frühjahr in Otzberg, Reinheim und Roßdorf angelegt.Dabei konnten interessierte Landwirte sich bereits im Vorfeld des Feldtages mit der neuen Düngetechnik vertraut machen und erste Praxiserfahrungen sammeln. Zu Beginn sprach Silke Schneider vom Regierungspräsidium Darmstadt, Dr. Angela Homm-Belzer (AGGL) moderierte die Veranstaltung. Anika Fluck von der Schnittstelle Boden führte mit einem Vortrag in die Thematik ein.
Düngung auf Basis optimaler Bedarfserfassung
Ertragserwartung, BestandsÂentÂwicklung, Witterung und VorÂfrucht wirken sich auf den DünÂgebedarf aus, der besser schlagspezifisch über N-Tester oder Pflanzensaftanalysen als über Bedarfsbilanzierungen mittels Faustzahlen ermittelt wird.
Perfekte Streutechnik und teilflächenspezifische Düngung sorgen für optimale Nährstoffverwertung durch die Pflanzen. Eine teilflächenspezifische Düngung kann über „Online-Systeme“, in denen in Echtzeitmessung eine optische Erfassung der Nährstoffversorgung im Bestand oder über „Offline-Systeme“ erfolgen, bei denen in einem ersten Schritt mittels Luftbilder oder Bodenscanner Applikationskarten erstellt werden, nach denen im getrennten Arbeitsgang Dünger ausgebracht wird.
Dr. Ulrich Rubenschuh vom DLG-Testzentrum in Groß-Umstadt erklärte die genormten Verfahren mit denen Mineraldüngerstreuer geprüft werden. Neben Sicherheit und Handling finden die Regelung der Ausbringmengen und die Gleichmäßigkeit der Verteilung besondere Beachtung bei der Prüfung der Maschinen.
So dürfen beim Grenzstreuen nur weniger als 0,3 Prozent der Düngekörner über die Feldgrenze fallen. Für die gute Verteilung der Körner auf der Fläche ist bei optimaler Streuereinstellung das Korngrößenspektrum von erheblicher Bedeutung.
Wichtig sei eine gewisse Heterogenität, damit die Körner entsprechend ihres spezifischen Gewichtes auch unterschiedlich weit fliegen. Dr. Rubenschuh verwies unter anderem auf die Bedeutung von Anbauwinkel, Anbauhöhe und Streuschaufelstellung und betonte die Bedeutung der Handbücher, da jeder Streuer bei den verschiedenen Düngemitteln anders einzustellen ist.
Sensor gestützte Düngung in der Praxis
Landwirt Mirko Daniel aus Wenigumstadt stellte seine Erfahrungen mit der Sensor gestützten N-Düngung vor. Der N-Sensor wurde von ihm zunächst innerhalb einer Maschinengemeinschaft und ab dem Jahr 2015 in Eigenregie genutzt. Der Praktiker führte aus, dass die Einsparung an Stickstoff-Dünger marginal seien, deutlich gleichmäßigere Bestände, die kaum Lagerstellen aufweisen in Verbindung mit besseren Druscheigenschaften und guten QuaÂlitäten sprechen aber für ein efÂfizienteres Düngemanagement, das mittels N-Sensor Einsatz erreicht werden könne.
Aktuellen Stand der Technik vorgestellt
Jens Symanneck (Agricon) und Hendrik Brügemann (Claas) stellten die beiden in Deutschland vorrangig verwendeten Sensorsysteme vor. Der Yara-N-Sensor ist ein reines „Online“-System. Nach einer vorherigen Kalibrierung mittels N-Tester wird die Fläche während der Ãœberfahrt gescannt. Dabei wird auf Grundlage der Blattgrünintensität die benötigte N-Menge errechnet und bei der Ãœberfahrt direkt ausgebracht. So erhalten bis zum Ährenschieben Teilflächen mit dichteren Beständen eine geringere N-Menge als Teilflächen mit dünneren Beständen. So erfolgt ein „Gleichziehen“ der Bestände. Sofern eine Qualitätsgabe erfolgt, erhalten die dichten Teilflächen mehr Stickstoff, als Areale mit geringeren Triebdichten.
Der Claas-Isaria-Sensor verbindet „Online“ sowie „Offline“ Systeme. Ãœber Map-Overlay können Daten der Boden-oder Ertragskartierung erfasst und bei der Düngung mit berücksichtigt werden. Die Kalibrierung erfolgt als Punkt-Kalibrierung. In beiden Systemen können die Ausbringungsmengen begrenzt werden. Beide wurden bereits auch als Rapsscanner im Herbst erfolgreich eingesetzt, bei der die N-Aufnahme im Rapsbestand vor Winter erfasst wird.
Nachmittags wurde mit den beiden Systemen die Spätdüngung auf den Flächen der Rück GbR und des Betriebs Ewald in Roßdorf durchgeführt. Landwirte konnten über ein auf dem Schlepperdach befestigtes Display verfolgen, welche N-Mengen in welchem Teilbereich der Schläge ausgebracht wurden. Beide Systeme wurden den gestellten Anforderungen gerecht und unterschieden sich in der Ausbringungsmenge kaum voneinander. Das Interesse und die Beteiligung seitens der anwesenden Landwirte an dieser Technik waren groß, was sich in den Diskussionen rund um den Einsatz dieser Technik zeigte.
Dr. Angela Homm-Belzer, AGGL – LW 25/2015