Stress lass nach

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit, um Rückschau zu halten. Was hat es den Betrieben und den Familien gebracht? In der Landwirtschaft hat der trockenheiße Sommer den Betrieben schwer zu schaffen gemacht. Niemand wusste, wann es endlich wieder regnen würde. Die dauerhafte Dürre sorgte für einen enormen psychischen Druck. Futterbaubetriebe mussten sich fragen: Womit können wir unser Vieh tränken und füttern? Wie kriegen wir die Tiere bedarfs- und leistungsgerecht bis ins nächste Frühjahr versorgt? Den Futterengpass auszugleichen, stellt sie vor Probleme. Auf Rücklagen zur Risikovorsorge zurückgreifen, konnten viele Futterbau- und Ackerbaubetriebe nicht, da sie in den Jahren zuvor schon wenig verdient hatten.

Belastend ist außerdem, dass der Ton im Marktgeschehen immer rauer wird. Gemüseerzeuger und Direktvermarkter beispielsweise benötigen ein dickes Fell beim Verhandeln ihrer Preise. Das alles geht verständlicherweise auf die Psyche und kann zu Er­krankungen führen – bei manchen sogar bis zum Burnout.

Dass darunter auch das familiäre Zusammenleben leidet, ist nachvollziehbar. Während man in früheren Zeiten beim Thema Burnout die Augen verdrehte und behauptete, dass „sowas“ in der Landwirtschaft nicht vorkommt, hat sich heute das Bewusstsein den psychischen Erkrankungen gegenüber verändert. Den seelischen „Tank“ mit Hilfe von außen wieder aufzufüllen, beweist Stärke. Rat und Unterstützung erhalten Betroffene beim Hausarzt oder bei einer landwirtschaftlichen Familienberatungsstätte, die sich als Klärungshelfer bei betrieblichen und familiären Schwie­rig­keiten verstehen.

Und nun steht auch noch Weih­nachten, das Fest der Liebe, vor der Tür. Will man jetzt all das nachholen, was zuvor zu kurz kam – Ruhe, Erholung, Partnerschaft, Leichtigkeit, Begegnungen, Zeit für sich selbst, als Familie, als Paar –, wird man vermutlich enttäuscht werden. Hilfreich kann es sein, wenn man als Familie beschließt, dass das Miteinander von höherem Wert ist, als ein perfektes Weihnachten zu feiern. Ist dann der Tannenbaum krumm oder der Besuch kommt zu spät, kann man diesen „Pannen“ viel gelassener begegnen. Weitere Tipps, wie Weihnachten nicht zur Ãœberforderung wird, lesen Sie ab Seite IV.

Stephanie Lehmkühler – LW 50/2018