Tattoos und Piercings sind in Mode

Die Zeiten, in denen Tattoos und Piercings mit Klischees wie „das tragen nur Seefahrer, Häftlinge oder Punker als Audruck ihrer Verwegenheit beziehungsweise aus Protestgründen“ in Zusammenhang gebracht wurden, sind lange vorbei. Immer mehr Menschen finden Gefallen an diesem Körperkult. So ist hierzulande mittlerweile jeder Zehnte tätowiert, in der Altersgruppe der 16- bis 29-­ Jäh­rigen sogar jeder Vierte. 15 Pro­zent der Jüngeren sind gepierct (ohne normale Ohrringe).

Die Beweggründe sind verschie­den. Bei den einen ist der Körperschmuck der Spiegel einer Grup­pen­zugehörigkeit oder eine Lebenseinstellung, bei den anderen ist er der Ausbruch aus der Pubertät oder der Beginn einer neuen Le­bensphase, an die man sich dau­er­haft erinnern will. Viel zu diesem Modetrend haben Fußball-, Fernseh- oder Popstars beigetragen. Sobald sie ein neues Tattoo haben, wird es auf Facebook oder Instagram gepostet und verleitet zum Nachmachen.

Bevor man sich ein Tattoo oder Piercing stechen lässt, sollte man in jedem Fall einige Dinge wissen: Selbstverständlich sollte es sein, dass man ein Profi-Studio aufsucht. Hygiene und Verantwortung stehen hier an oberster Stelle. Dazu gehört, dass ein Profi bei unter 18-Jährigen die Einwilligung der Eltern verlangt, bevor er einem Jugendlichen ein Hautbild sticht. Außerdem informiert er vor dem Piercen und Tätowieren über mögliche Risiken wie Allergien, Entzündungen und Narbenbildung. Dass es bei einem Tattoo später durchaus problematisch sein kann, eine Veränderung an einem Muttermal bei einer Vorsorgeuntersuchung zu erkennen, oder ein weitgedehntes Ohrloch nicht mehr zuwächst, sollte man ebenfalls wissen.

Was können Eltern tun, wenn sich das Kind piercen oder tätowie­ren lassen möchte? Den Wunsch des Kindes rigoros abzulehnen, macht vermutlich wenig Sinn. Gerade in der Pubertät ist es wichtig, dem Heranwachsenden das Gefühl zu geben, ernst genommen zu werden. Ratsam ist es, nach den Mo­­tiven zu fragen und gemeinsam nach einem Kompromiss zu suchen. Das kann zunächst ein kleines Tattoo oder Piercing an einer unauffälligen Körperstelle, ein auf­gemaltes oder -geklebtes Tat­too sein. Motiv oder Piercing sollten sorgfältig gewählt werden, damit man möglichst langfristig Freude daran hat – mehr ab S. IV.

Stephanie Lehmkühler – LW 7/2017