Über Körnerleguminosen im Ökoanbau informiert

Hochschultagung der Universi­tät Kassel mit dem LLH

Im Mittelpunkt des diesjährigen Witzenhäuser Hochschultags stand der Abschluss eines fünfjährigen Bodenfruchtbarkeitsprojekts zum Thema Körnerleguminosenanbau. Wissenschaftler und Praktiker berichteten über Ergebnisse zur Ertragserhöhung und Ertragsstabilisierung und wiesen in diesem Zusammenhang auf wichtige Aspekte der Fruchtfolgen, der Pflanzenernährung, der Phytopathologie, des Pflanzenbaus und der Technik hin.

150 Teilnehmer verfolgten die Themen des Hochschultags der Universität Kassel am Standort Witzenhausen.

Foto: Harald Wend, LLH

Im Fokus standen Fragen über standortabhängige Zusammenhänge von Bodenfruchtbarkeit, Management und Ertragsbildung von Leguminosen und Getreidearten, die Quantifizierung und Optimierung von Bodenbearbeitung. In Praxisbetrieben wurden Untersuchungen und Auswirkungen auf Boden, Pflanzen, die Bewirtschaftung und die Umwelt und Ur­sachen von Er­tragsunterschie­den festgestellt.

Welche Faktoren den Erbsenanbau beeinflussen

Zu den Einflussfaktoren eines erfolgreichen Erbsenanbaus nahm Dr. Harald Schmidt von der Stiftung Ökologie und Landbau Stellung. Der Anbau von Körnerleguminosen empfiehlt sich demnach besonders auf Böden mit einem Tongehalt, der unter 20 bis 25 Prozent und tiefgründig mit hoher Wasserspeicherung liegen sollte. Die Böden sollten nicht verdichtet sein, Phosphorgehaltsklasse C aufweisen und nur wenig Nmin im Frühjahr enthalten.

Der Leguminosenanbau sollte immer eine abtragende Stellung in der Fruchtfolge einnehmen, nicht nach Kartoffeln stattfinden und einen hohen Abstand zur Düngung in der Fruchtfolge aufweisen. Besonders hoch sollte auch der Abstand in der Fruchtfolge sein. Anhand der Ergebnisse empfiehlt Schmidt Erbsen auf Erbsen nur alle neun Jahre folgen zu lassen und bei hohem Rotklee- und Luzerneanteil völlig auf den Anbau von Körnerleguminosen zu verzichten.

Andererseits seine Phänomene der Leguminosenmüdigkeit zu erwarten auf die später Prof. Dr. Maria Finckh von der Universität Kassel detailliert einging. Dabei beleuchtete sie die verantwortlichen Pathogene, ging auf die samenbürtigen Erreger und die Erreger der Wurzelkrankheiten ein, stellte einen Zusammenhang von Befall im Saat- und Ern­tegut her und leitete hiervon einen Zusammenhang von Erregern auf Saatgut und Erregern im Feld ab. Finckh kam zum Ergebnis, dass sich das Erregerspektrum im Feld je nach Jahr erheblich ändern kann und überwiegend bodenbürtige Erreger für den Befall verantwortlich sind.

Schmidt leitete als Bewirtschaftungsempfehlung ab, eine tiefe Stoppelbearbeitung durchzuführen, im Herbst zu pflügen und sauberes Saatgut mit einer guten Saattechnik gleichmäßig circa sechs cm tief in das Saatbeet zu bringen, einen dichten homogenen Bestand zu erreichen, mehrmals zu striegeln und zum optimalen Zeitpunkt zu Ernten. Dabei sei im Vergleich zu Getreide bei allen Maßnahmen eine größere Sorgfalt notwendig.

Untersuchungen mit organischen Düngemitteln

In Bezug auf die Leguminosen­gesundheit hat Dr. Christian Bruns, Universität Kassel, Untersuchungen mit organischen Düngemitteln durch­geführt. Durch Reihenapplikation von Grün­gutkompost konnten dabei verschiedene Erreger des Fußkrankheitskomplexes kontrolliert werden und hochinfektiöse „Leguminosen-müde-Böden“ positiv beeinflusst werden.

In Abhängigkeit des Erregerdrucks und der Kompostqualität konnten im Gefäß-Versuch erhebliche Verbesserungen erreicht werden. Zur Übertragung auf Praxisbedingungen konstruierten die Forscher ein Applikationsgerät, welches etwa fünf t Grüngutkompost/ha in Reihen ap­pliziert und gleichzeitig in die Leguminosenaussaat vornimmt, mit bisher sehr erfolgversprechen­den Ergebnissen.

Zur Einschätzung der Leguminosenmüdigkeit bietet sich mit der Differentialdiagnose, einer Serie von aufeinanderfolgenden Biotests ent­scheidende Hinweise. Dr. Lucius Tamm vom FiBL Schweiz stellte das Konzept der Methode vor, mit der Defizite der Ernährung oder biologische, physikalische und chemische Probleme im Boden festgestellt werden. Hierzu werden die „ermüdeten Böden“ sehr komplex untersucht und in Vegetationsversuchen getestet. Das Verfahren arbeitet selektiv mit Nährlösungen, der Zugabe von Aktivkohle und Gammabestrahlung und unterscheidet zwischen Ursachenklassen, die die Böden in Bezug auf Bodenmüdigkeit gut differenzieren und damit zur Einschätzung des Anbaurisikos beiträgt und zum Prognosetest geeignet ist.

Herausforderungen aus Sicht der Praxis

Zu den Chancen und Herausforderungen beim Anbau von Körnerleguminosen aus Sicht der Praxis nahm Werner Vogt-Kaute Fachberater bei Naturland Stellung. Gerade wegen der Leguminosenmüdigkeit habe kei­ner der begleiteten Praxisbetriebe im Projekt langfristig erfolgreich weißblühende Sommererbsen angebaut. So ergebe sich künfig ein Vorteil und eine Bevorzugung von buntblühenden Sommererbsen und Ackerbohnen, aber auch der Gemengeanbau von Wintererbsen mit Getreide (meist Triticale) und neuerdings auch der Anbau von Soja. Für schlechtere Standorte sieht der Referent auch Chancen für Wicken, Lupinen, Linsen und Platterbsen.

Um den Anbau von Körnerleguminosen voranzubringen, müssten diese allerdings züchterisch bearbeitet und verbessert werden. Reduzierte Bodenbearbeitung hält Vogt-Kaute für möglich, warnt aber vor den Risiken einer stärkeren Verunkrautung und geringeren Mineralisation der Nährstoffe.

Probleme durch Bodenverdichtung

Problemen durch Bodenverdichtung wirkt Dr. Melanie Wild von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft durch verringerte mechanische Bodenbelastung entgegen. In Feldversuchen mit unterschiedlichen Reifendrücken eines definierten Belastungswagens weist die Referentin nach, dass bei erhöhtem Bodendruck einerseits die Infiltrationsraten negativ beeinträchtigt und andererseits die Wuchs- und Ertragsleistungen von Erb­sen negativ beeinflusst werden.

Als Ausweg zeigte sie Möglichkeiten durch Vermeidung des Befahrens zu feuchter Böden und einer intensiven Saatbettbereitung (weniger oft und weniger tief) auf. Darüber hinaus sollten die Radlasten von Acker-, Ernte- und Transportfahrzeugen so gering wie möglich gehalten werden. Hierbei geht die Referentin auf die technischen Möglichkeiten der Luftdruckverstellung ein und zeigt Beispiele für manuelle und automatische Reifendruckregelanlagen.

Betriebswirtschaftliche Aspekte beleuchtet

Daniel Wolf von der Universität Kassel unternahm eine ökonomische Bewertung und stellte fest, dass die Kosten einer nachgerüsteten Reifeninnendruckregelanlage am Schlepper eine Höhe von 4 000 Euro betragen. Bei Unterstellung einer Nutzungsdauer von 10 000 Stunden in zwölf Jahren kalkulierte er durch Einsparungen von 10 Pro­zent beim Dieselverbrauch und der produktiven Arbeitszeit sowie einen durchschnittlichen Mehrertrag von 9 Prozent bei Erbsen eine zusätzliche direktkostenfreie Leistung von 104,30 Euro/ha bei Erbsen.

Neben den ökonomischen Vorteilen diskutierte der Referent auch ökologische Vorteile durch Ressourcen- und Bodenschutz, welche die Vorteile von Druckregelanlagen noch steigern.

Die Vorteile der reduzierten Bodenbearbeitung mit dem Stoppelhobel im Erbsenanbau untersuchte Annkathrin Gronle vom Thünen-Institut. Auf zwei Standorten in Trenthorst (SH) und Köllitsch (Sa) verglich die Referentin konventionell tiefe Bodenbearbeitung mit dem Pflug und die reduzierte Bodenbearbeitung mit dem Stoppelhobel.

Gegenüber Erbsenreinsaaten wurden bei einem Gemengeanbau höhere Gesamtertragsleistungen festgestellt. Besonders bei reduzierter Bodenbearbeitung wurde hierdurch das höhere Unkrautaufkommen ausgeglichen. Allerdings wurden auch halbblattförmige Erbsensorten durch den Gemengepartner unterdrückt.

Kohlenstoffreiche Düngemittel ausbringen

Nach Prof. Dr. Knut Schmidtke von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden kann die Unkrautunterdrückung im Erbsenanbau auch durch die Ausbringung von kohlenstoffreichen Düngemitteln erfolgen. Bei einem Vergleich von Substraten wie Grünguthäcksel, Pferdemist und Kompost hatte das Grüngut­häcksel den deutlichsten Einfluss auf die Unkrautunterdrückung in Ackerbohnen.

Die Ergebnisse konnten bei Versuchen mit anderen Körnerleguminosen bestätigt werden. Versuche mit Gehölzhäcksel und -spänen, deren Auswirkung in Gefäßversuchen mit Gartenkresse getestet wurden, zeigten bei Kieferspänen deutliche Auswirkungen beim Keimverhalten der Versuchspflanzen. Die Einflüsse von Tannen-, Fichten-, Zy­pres­sen- Weiden-, Birken-, Kastanien- und Buchenspänen zeigten dagegen kaum Wirkung.

Für die keimhemmende Wirkung sind Phenolderivate verantwortlich. Wobei der größte Einfluss durch das Ausgangsmaterial, gefolgt von der Applikationsmenge, Bodenfeuchte, Partikelgröße und Bodenart ausgeht. Schmidtke untersuchte auch die Nährstoffversorgung sächsischer Böden im ökologischen Anbau, um dabei die Frage zu beantworten, inwieweit kohlenstoffreiche Dün­gemittel die Nährstoffversorgung beeinflussen kann.

Auf 156 Ackerschlägen führten die Bodenuntersuchungen beim pH-Wert zu einer Einstufung von 2,5 Prozent in Klasse A. 40,5 Prozent wurden in Klasse B und 57 Prozent in die Klassen C bis E eingeteilt. Die Versorgung mit P ergab 7,6 Prozent in Klasse A, 41,6 Prozent in Klasse B und 50,8 Prozent in Klasse C bis E. Beim Kali lagen 1,9 Prozent der Böden in Gehaltsklasse A, 26,2 Prozent in B und 71,9 Prozent in C bis E.

Die Mikronährstoffe Mn, Cu, B und Zn lagen zu über 90 Prozent in Versorgungsklasse E. Das gewogene Mittel von Flächenbilanzsalden auf 810 Schlägen in 32 Be­trieben des ökologischen Landbaus in Sachsen ergaben einen N-Saldo von minus 11,0 kg/ha und Jahr.

Bei P beträgt der Saldo minus 9,0 kg und bei Kali minus 38,9 kg/ha und Jahr. Düngeversuche mit Mineraldünger, Kalk, Stroh/gehölzhäcksel, Pferdemist und Grüngutkompost bei Saatplatterbsen, Ackerbohnen und Rotklee führten zu keinen signifikanten Ertragsunterschieden, zeigten aber 35 Tage nach Applikation deutliche Einflüsse auf den Nmin-Vorrat im Boden, der auf das C/N-Verhältnis im Düngemittel zurückzuführen war.

Er kam bei der Bewertung koh­lenstoffreicher organischer Düngemittel für den Einsatz bei Leguminosen zu der Aussage, dass Grüngutkompost generell gut geeignet ist. Bei großkörnigen Zwischenfrucht- und Hauptfruchtleguminosen sollte Pferdemist tief eingearbeitet werden. Futterleguminosen vertragen auch eine oberflächennahe Ausbringung. Stroh eigne sich als Düngemittel nur bedingt und bei Gehölzhäcksel bestehe eine gute Eignung nur bei Körnerleguminosen mit hypogäischer Keimung und tiefer Saat.

Dr. Herwart Böhm vom Thünen-Institut markierte offene Fragen, die bei weiteren Untersuchungen geklärt werden müssen. Bei Schlagauswahl und Krankheitsprognose sei eine Erweiterung der Planzenarten auf Lupinen vorzunehmen. Auch Ackerbohnen müssten stärker berücksichtigt werden.

Die Untersuchungen zum Erregerspektrum und deren Relevanz bei der Bodenmüdigkeit seien zu erweitern. Dabei müsse auch erklärt werden, ob andere Kulturen als Zwischenwirte fungieren und wie Anbaubedingungen das Auftreten von Erregern beeinflussen. Hinsichtlich der Kompostdüngung sei zu klären, wie die Wirkungsmechanismen gegen Erreger funktionieren. Für die Praxis sei eine Qualitätszertifizierung von Komposten wichtig, auch die Ausbringtechnik müsse optimiert werden.

Dr. Ernst-August Hildebrandt – LW 51-52/2013