Ungewisse Aussichten

Frühe Getreideernte – was passiert jetzt mit den Flächen?

Die Grundfutterplanung stellt viele Futterbaubetriebe in diesem Jahr wieder vor ungewollte Herausforderungen. Während die Erträge beim ersten Schnitt auf vielen Standorten überdurchschnittlich waren, fiel der Ertrag beim zweiten Schnitt eher mau aus. Das betrifft vor allem die Betriebe, die ihren Schnittzeitpunkt am ersten Termin aufgrund der Bodenverhältnisse ungewollt nach hinten verlagern mussten, sodass dem zweiten Aufwuchs weniger Wasser zur Verfügung stand. Ausreichende Futterreserven sind daher auf den wenigsten Betrieben vorhanden. Und jetzt nach der Getreideernte bietet sich eine weitere Alternative mit der Aussaat von Zwischen- und Zweitfrüchten zur Futternutzung an.

Durch den Einsatz von Prismenwalzen mit großer Arbeitsbreite lassen sich bei der Zwischenfrucht-Aussaat hohe Flächenleistungen erzielen.

Foto: Fries

Auch der Silomais ist in diesem Jahr wieder eine Wundertüte. Derzeit präsentieren sich die Flächen sehr heterogen. Allerdings zeigen bisher nur wenige Flächen Trockenstress. Allerdings hat der Mais auch erst zu einem späteren Entwicklungsstadium einen erhöhten Wasserbedarf, eine Trockenperiode während der Blüte und der Kornfüllungsphase könnte sowohl den Ertrag als auch die Qualität entscheidend beeinträchtigen. Einige Landwirte haben die Verwertung von Wintergetreide als GPS oder den Zukauf von Pressschnitzelsilage genutzt, um sich ein Reservepolster für den kommenden Winter zu verschaffen.

Vorteile des Zweit- und Zwischenfruchtanbaus

Eine weitere Alternative bietet sich nun nach Ernte der ersten Getreideflächen mit der Aussaat von Zwischen-/ und Zweitfrüchten zur Futternutzung an. Eine Etablierung solcher Mischungen bietet eine Reihe von Vorteilen: Zum einen können viele Mischungen am Markt mehr als nur einmal und teilweise sogar überjährig genutzt werden, sodass eventuell auch im darauffolgenden Jahr noch eine Nutzung vor der Silomaisaussaat realisiert werden kann. Hinzu kommt, dass in vielen Mischungen neben Gräsern auch andere Futterpflanzen enthalten sind, die einen positiven Einfluss auf die Bodenstruktur haben.

Leguminosen wie Inkarnatklee, Zottelwicken oder Rotklee können Wurzeln bis zu 80 cm Tiefe ausbilden und helfen so, Bodenverdichtungen aufzubrechen. Hinzu kommt die symbiontische Ernährung im Zusammenspiel mit Knöllchenbakterien, wodurch zusätzlicher Stickstoff aus der Luft bereitgestellt werden kann. Allgemein verringert die Aufnahme des im Boden befindlichen Stickstoffs durch die ausgesäten Mischungen die N-Auswaschung ins Grundwasser während der Wintermonate.

Eine ganzjährige Begrünung wirkt sich außerdem positiv auf die Erosionsanfälligkeit des Bodens aus. Zusätzlich können dadurch auch förderrechtliche Vorgaben oder molkereiinterne Anreizmodelle erfüllt werden (Stichwort GLÖZ 6 und Arla Nachhaltigkeitszuschlag). Über den Winter ist durch die bewachsene Bodenoberfläche auch die Evapotranspiration (Wasserverlust durch Evaporation der Bodenoberfläche und Transpiration der Pflanzendecke) geringer als die Evaporation einer Schwarzbrache.

 – LW 29/2023