Verlässliche Partner treten zurück

Der Rücktritt, den Ministerpräsident Roland Koch am Dienstag angekündigt hat, ist für die hessische Landwirtschaft ein Verlust. Denn Koch hat klare Vorstellungen wie die Landespolitik die Agrarwirtschaft mit gestalten kann und wo die Chancen der hessischen Betriebe liegen. Dabei teilt er viele Ansichten des Hessischen Bauernverbandes. Beide verbindet eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit. Im vergan­genen Jahr, während der Milchkrise, beschwor Koch sogar die Einheit des Berufsstandes, die für eine politische Einflussnahme notwendig sei. Auf Bundesebene hat er sich für die Landwirtschaft eingesetzt – beispielsweise bei der Erbschaftsteuer, bei der es um eine vernünftige Bewertung des land­wirtschaftlichen Vermögens ging.

Viele Bauern hatten Gelegenheit, den Ministerpräsidenten auf Bauerntagen oder auf Vertreterversammlungen des Hessischen Bauernverbandes zu hören. Bei diesen Gelegenheiten beeindruckte er die Landwirte mit seinem großen Detailwissen und seiner brillanten Rede.

Einen verlässlichen Ansprechpartner wird der Berufsstand auch mit dem Rücktritt von Landwirtschaftsministerin Silke Lautenschläger verlieren. Sie hatte sich im ersten Jahr ihrer Amtszeit in der Agrarmarktkrise bewährt, den Betrieben geholfen und sich konsequent für hessische Interessen im Bund eingesetzt. Sie hat versucht, in einer schwierigen Zeit den Bedürfnissen der hessischen Betriebe Rechnung zu tragen. Gleichwohl gab es auch Diskussionen bei der schwierigen Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und des Erosionsschutzkatasters.

Während die Rückzugsankündigung von Koch und die Begründung noch einigermaßen plausibel sind, fiel die in der Öffentlichkeit abgegebene Rücktrittserklärung von Silke Lautenschläger sehr knapp aus und lässt viel Raum für Spekulationen.

Cornelius Mohr