Vermarktungschance GVO-freie Milch

Milch, die als frei von Gentechnisch veränderten Organismen (GVO) gekennzeichnet ist, hält immer mehr Einzug in die Supermarktregale. Und das, obwohl von der Milch von mit GVO-Sojaschrot gefütterten Kühen nach aktuellem Forschungsstand keinerlei Gefahr für Verbraucher ausgeht. Immerhin ist die GVO-Freiheit für Molkereien ein Verkaufsargument, um höherpreisige Markenmilch abzusetzen. Die Molkerei Friesland-Campina mit ihrer Landliebe-Milch und auch die kleine Molkerei Hüttenthal im Odenwald bieten schon seit 2011 GVO-freie Milch an.

Jetzt haben auch Hochwald und Arla angekündigt, zunächst einen Teil der Milch Gentechnik-frei vermarkten zu wollen. Gegen einen Zuschlag auf den Milchbasispreis von 0,75 beziehungsweise 1 Cent liefern die Erzeuger GVO-freie Milch an ihre Molkerei. Leider wird von Lebensmittel­einzel­handel und Discountern immer mehr Druck ausgeübt und eine generelle GVO-Freiheit gefordert. Hochwald geht in seinem Rundschreiben davon aus, dass die GVO-freie Fütterung künftig in Deutschland zum Standard wird und fordert alle Lieferanten auf, Vorbereitungen für eine Umstellung zu treffen. Langfristig besteht dabei die Gefahr, dass die Preiszuschläge für den höheren Standard wegfallen und der erhöhte Aufwand auf die Landwirte abgewälzt wird.

Eine GVO-freie Fütterung ist in der Milchviehhaltung einfacher umzusetzen als in der Schweine- und Geflügelhaltung – zumindest in mittleren Leistungsbereichen (siehe auch www.lw-heute.de/raps-soja-ersetzen und www.lw-heute.de/raps-statt-sojaschrot-milchviehration). Einige Milchviehbetriebe haben schon in der Vergangenheit die Eiweiß­er­gän­zung von Soja- auf Rapsschrot umgestellt. Grundsätzlich, aber vor allem bei hohen Leistungen, sollte eine unabhängige Fütterungsberatung in Anspruch genommen werden, um Fütterungsfehler zu vermeiden. Genau hinschauen sollte man, ob der Preiszuschlag ausreicht, um zusätzlich anfallende Kosten zu kompensieren. Will man auf GVO-freies Soja umstellen, reicht dieser Zuschlag aktuell nicht, hat Dr. Josef Margraff vom DLR Eifel berechnet. Setzt man Raps- statt Sojaschrot ein, schneidet die Ration derzeit sogar preisgünstiger ab.

Marion Adams – LW 33/2016