Vertrauen aufzubauen bedeutet viel Arbeit, die sich aber lohnt

Legehennenhalter informieren über ihre Produktion

Die Betriebe Veith und Kliem aus der Wetterau informierten in der vergangenen Woche über ihre Legehennenhaltung. Sie reagieren damit auf den Fipronil-Skandal, der einen immensen Schatten auf die Eierproduzenten geworfen hat. Obwohl Legehennenhaltern kein Vorwurf gemacht werden kann, ist der Schaden groß. Vor allem ist der Imageverlust der ordnungsgemäßen Eiererzeugung gewaltig. Organisiert vom Regionalbauernverband Wetterau-Frankfurt (RBV), stellten die Familien Veith und Kliem ihre Betriebe der Presse vor.

Wissen, wie schwer es ist, das Vertrauen der Verbraucher aufzubauen und es zu halten, von links: Andreas Veith aus Dorheim, Andrea Rahn-Farr, Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt (RBV), Sandra Veith, Kerstin Lohse (RBV), Karl-Wilhelm Kliem aus Kloppenheim.

Foto: Moe

Auf dem Betrieb von Andreas Veith in Friedberg-Dorheim eröffnete Andrea Rahn-Farr, Vorsitzende des RBV, die Pressever­anstaltung und sagte: „Fipronil hat nichts im Ei verloren. Das sind kriminelle Machenschaften. Opfer sind Landwirte, ebenso wie die Verbraucher.“ Der Imageschaden für die Legehennenhaltung sei enorm. Vorsitzende Rahn-Farr berichtete weiterhin von einem Gespräch mit Michael Herdt, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Hessen, der mitgeteilt hat, dass in Hessen in keinem Legehennenbetrieb Fipronil eingesetzt worden sei. Mit dieser Veranstaltung wollte der RBV deutlich machen, dass die Erzeuger ordnungsgemäß wirtschaften und nichts zu verbergen haben.

Es zeige sich, dass Betriebe der Region, die auch ein Vertrauensverhältnis zum Verbraucher aufgebaut haben, jetzt viel besser durch die Krise kommen. Sie profitierten sogar davon, wie die Betriebsleiter beider besichtigten Anlagen, Andreas Veith und Karl-Wilhelm Kliem, mitteilten. Die Nachfrage sowohl nach den Dorheimer Eiern vom „Veith´s Eier Pott“ und auch die von Eiern vom Margarethenhof in Karben ist deutlich gestiegen und zurzeit größer, als die Hühner in den Betrieben legen können.

Zwei Perspektiven, beide nah am Verbraucher

Das Vertrauensverhältnis ist wie ein rohes Ei – sehr wertvoll, aber leicht zu zerbrechen. So arbeiten beide vorgestellten Betriebe daran, den guten Kontakt zu ihrer Kundschaft zu halten. „Wir arbeiten seit Jahren daran, ein gutes Vertrauensverhältnis zu unserer Kundschaft aufzubauen. Das geben wir so schnell nicht her, denn es ist ein großer Wert, der sich jetzt zeigt“, brachte es Karl-Wilhelm Kliem auf den Punkt. So ist es für Andreas Veith und Karl-Wilhelm Kliem selbstverständlich, dass sich Verbraucher ihre Betriebe anschauen dürfen und die Abläufe im Betrieb erklärt bekommen und erläutert wird, warum sich die Betriebsleiter für ihre jeweilige Produktionsrichtung so entschieden haben. Beide Betriebe sind komplett unterschiedlich aufgebaut – ein Kleinbetrieb mit 500 Hennen in einer mobilen Hühneranlage. Der andere, ein Großbetrieb mit 60 000 Legenhennen und 50 Mitarbeitern. Zugleich sind beide Landwirte in ihren Kon­zepten erfolgreich und haben für ihre Betriebe zukunftsorientierte Perspektiven: Darum ging es dem RBV auch bei der Vorstellung der Betriebe.

Landwirt Andreas Veith (49) bewirtschaftet gut 40 ha Acker. Mit Ehefrau Sandra und den Kindern Lukas und Alina betreibt die Familie einen Hofladen. Rund 37 000 Euro wurde in den Kauf zweier moderner und fuchssicherer Hühnermobile investiert für jeweils 240 Hühner. Nach einer Woche wird das Hühnermobil per Schlepper versetzt und alle zwei Wochen der Zaun weitergesteckt. Der Stall ist isoliert und mit einer stromsparenden LED-Beleuchtung ausgestattet. So wird ein Beleuchtungsprogramm genutzt, die Hühner bringen über das ganze Jahr hinweg eine gute Legeleistung. Die Eier werden für 35 Cent ab Hof verkauft, beziehungsweise für 38 Cent bei Anlieferung. Der hohe Preis ist durchaus gerechtfertigt, da Veith zwar mit seinen reinen Produktionskosten für Futter so­wie Stall mit etwa 9 Cent je Ei kaum über den Produktionskosten von Großbetrieben mit einer Bodenhaltung liegt. Allerdings ist der Arbeitsaufwand in diesem Haltungsverfahren um ein Vielfaches höher. So muss der Stall versetzt werden und die Hühner werden per Hand gefüttert. Veith plant dennoch, das Verfahren der mo­bilen Hühnerhaltung im Betrieb auszubauen, weil die Nachfrage nach diesen Eiern trotz der vergleichsweise hohen Preise für den Verbraucher gut ist. Dann will er in einen weiteren mobilen Stall für 350 Hühner, statt 240 wie zuvor, investieren, weil dann eine Futterzufuhr per Frontlader möglich ist. Zurzeit benötigt er etwa anderthalb Stunden Arbeitszeit täglich für die Hühner. In jeder Herde läuft auch ein Hahn mit, so ist die Sozialstruktur in Ordnung und es gibt keine Rangkämpfe unter den Hennen, berichtete Veith. Außerdem fällt auf, dass zwei Ziegen mit dabei sind. Diese dienen dazu, Greifvögel vom Gehege abzuhalten. Klaus-Wilhelm Kliem (50) aus Karben stellte im Anschluss seinen Betrieb vor. In vier Ställen etwa einen Kilometer außerhalb des Ortes werden jeweils 10 000 Hühner gehalten. Orientiert am Bedarf der Kunden werden ein Drittel weiße Lohmann LSL-Hühner sowie zwei Drittel braune LB-Hybriden gehalten. Einschließlich der Legehennenhaltung am Betrieb im Ort werden täglich 50 000 Eier auf dem Margarethenhof erzeugt. Der Betrieb fährt 45 Rewe-Märkte im Rahmen des Landmarkt-Konzeptes an, hat einen gut laufenden Hofladen und auch viele Direktvermarkter aus der Region als Kunden, die infolge des Verbotes der Käfighaltung vor sieben Jahren die eigene Hühner­haltung beendet haben.

Der Fipronil-Skandal hat der Legehennenhaltung einen immensen Imageschaden zugefügt. Betriebe, die ein Vertrauensverhältnis zum Verbraucher aufgebaut haben, kommen jetzt deutlich besser durch die Krise.

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Für keine Baumaßnahme hat er Förde­rung beantragt, betont der unter­nehmerische Landwirt, der mit Ehefrau Katharina und den Kindern Sophie und Karl-Vincent den Margarethenhof führt. Kliem steht zur sogenannten Massentierhaltung, wobei er dieses Wort zugleich schrecklich findet. Dafür hat er zwei Gründe: Erstens: „Es kommt nicht auf die Zahl der gehaltenen Nutztiere an, sondern darauf, ob es dem einzelnen Tier gut geht.“ Davon kann man sich am Margarethenhof überzeugen, die Hühner im Volierestall machten einen guten Eindruck. Nach Angaben des Landwirts ist der Einsatz von Me­­dikamenten nicht erforderlich, wenn ein konsequentes Management durchgeführt wird. Ihm ist wichtig, dass er mit den Argumenten wirklich überzeugt und nicht Werbung auf Kosten des „unwissenden Verbrauchers“ macht. Kliem ist bereit, jederzeit Interessierten seinen Betrieb zu zeigen und die Abläufe zu erläutern, wie die Eier auf dem Maga­rethenhof erzeugt werden und warum er sich zum Beispiel dazu entschieden hat, keine Bioeier zu erzeugen.

Der Betrieb ist unter anderem nach der Qualitätsmarke „Geprüfte-Qualität-Hessen“ zertifiziert. Laufend finden Kontrollen statt, darunter gibt es sogenannte Spotaudits, die nicht mehr als zwölf Stunden zuvor angekündigt sein dürfen. Damit hat Karl-Wilhelm Kliem überhaupt kein Problem. Er sagt: „Sie müssen jederzeit den Betrieb zeigen können. Wenn das nicht geht, stimmt etwas nicht in Ihrem Betrieb.“

Zweitens: „Die Bevölkerung wächst. Am Beispiel von Frankfurt sehen Sie vor unseren Betrieben die vielen Baukräne. Wenn von Massentierhaltung die Rede ist, nenne ich das eine Massenmenschenhaltung und die braucht eine moderne Tierhaltung in effizienten Ställen. Alternative wäre, wir bekommen die Eier aus dem Ausland. Das halte ich für falsch.“ Acht Tonnen Futter werden täglich im Betrieb Kliem benötigt. Komponenten wie Getreide und Mais kommen aus dem eigenen Ackerbau. Geplant ist der Anbau von Soja­bohnen als Eiweißkomponente im Legemehl.

Moe – LW 34/2017