Vision für geografische Herkunftsangaben
Europäische Weinerzeuger im Austausch
Europäische Weinerzeuger präsentierten ihre Vision für eine erfolgreiche Reform des Systems der geografischen Herkunftsangaben in Straßburg. Die European Federation of Origin Wines (EFOW) und der Deutsche Weinbauverband e.V. (DWV) haben gemeinsam mit den Europaabgeordneten Paolo De Castro (S&D), Alvaro Amaro (EVP), Irène Tolleret (RE), Adrian Vazquez Lazara (RE) und Claude Gruffat (Grüne) ein Seminar in Straßburg organisiert, um sich über die Überarbeitung der geografiÂschen Herkunftsangaben auszutauschen. Bei dieser Gelegenheit präsentierten Experten von Arcadia International die von der EFOW in Kooperation mit dem DWV in Auftrag gegebene Studie zur Nachhaltigkeit geschützter Ursprungsbezeichnungen (g.U.) und geschützter geografischer Angaben (g.g.A) im Weinsektor.

© DWV
Nachhaltigkeitsinitiativen im Weinsektor
Die Experten von Arcadia International präsentierten die Studie über den Stand der Nachhaltigkeitsinitiativen im Weinsektor in Frankreich, Deutschland, Italien, Portugal und Spanien. Neben dem aktuellen Stand der NachhaltigkeitsÂinitiativen gibt die Studie Einblicke und Empfehlungen für mögliche zukünftige Ansätze. In der Studie wird hervorgehoben, dass die Weinanbaugebiete an vorderster Front des laufenden ökologischen Übergangs stehen, da ihre Produktion in bestimmten Gebieten – buchstäblich – verwurzelt ist und nicht in andere Gebiete verlagert werden kann.
Darüber hinaus wird hervorgeÂhoben, dass die geschützten Ursprungsbezeichnungen und ihre Verwaltungseinheiten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihres ErzeugergrupÂpen übergreifenden gemeinschaftlichen Ansatzes von den Behörden als strategische Partner betrachtet werden sollten. Diese sollten in die Gestaltung und Umsetzung politischer Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit einbezogen und als Hebel für Veränderungen genutzt werden. Insbesondere die gerade im Reformprozess auf dem Prüfstand stehende Verwaltung des Systems der geografischen Herkunftsangaben sowie die Besonderheiten der Weinbranche standen im Mittelpunkt der Debatten zwischen den Branchenvertretern und den Abgeordneten des Europäischen Parlaments.
Der Präsident der EFOW, Bernard Farges (Frankreich), erklärte: „Unsere lokalen Produkte mit geschützten Herkunftsangaben sind weltweit zu Symbolen der europäischen Qualität geworden.“ Das Ziel dieser Reform müsse sein, das System der Herkunftsbezeichnungen zu stärken und nicht zu schwächen. Dabei dürfen die Herkunftsangaben nicht als bloßes geistiges Eigentumsrecht und die EU-Qualitätspolitik nicht als bloßer Schutz eines Namens angesehen werden. Es müsse daran erinnert werden, dass dieses System ein integraler Bestandteil der europäischen Agrarpolitik ist.
Geografische Angaben und Wertschöpfung
Die geografischen Angaben tragen zur Wertschöpfung bei, gewährleisten eine bessere Entlohnung der Erzeuger und leisten einen wichtigen Beitrag zur ländlichen Entwicklung der europäischen Gebiete.
Die Europäische Kommission, besonders die GeneraldirekÂtion Landwirtschaft, muss weiterhin im Mittelpunkt der Verwaltung der Produktspezifikationen stehen. „Um sie in die Lage zu versetzen, besser zu arbeiten und diesen Auftrag zu erfüllen, müssen wir nach Möglichkeiten suchen, ihre Arbeitsbelastung zu verringern. Dies ist möglich, indem wir mehr Subsidiarität bei der Verwaltung unserer Produktspezifikationen einführen“, sagte Bernard Farges.
DWV-Präsident Klaus Schneider, unterstrich: „Die EU ist der weltweit führende Weinproduzent. Im Gegensatz zu anderen Branchen besteht die europäische Weinbranche mehrheitlich aus Erzeugnissen mit einer geografischen Herkunftsangabe.“ Ohne diese Herkunftsbezeichnungen gibt es keinen europäischen Weinbau.
Die Regeln der Weinbranche sind in der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) festgelegt: Bestimmungen über Etikettierung, Marktmaßnahmen, Wettbewerbsregeln, Rebpflanzungsgenehmigungen, oenologische Verfahren und traditionelle Begriffe. „Wir sind dagegen, die Vorschriften für geografische Herkunftsangaben im Weinbau aus der GMO herauszulösen, da dies das System verkomplizieren würde. Zudem gäbe es dann keine einheitliche Reform des Weinbaus und seiner Geoschutzpolitik mehr, was sich bisher als sehr nützlich erwiesen hat“, so Weinbaupräsident Schneider.
DWV – LW 29/2022