Volker Hertling für über 30 Jahre Vorstandsarbeit geehrt

HBV-Präsident bei Versammlung des KBV Rheingau-Taunus

Ende März führte der Kreisbauernverband (KBV) Rheingau-Taunus in Taunusstein-Neuhof seine Mitgliederversammlung durch. Vor­sitzen­der Thomas Kunz freute sich, neben den zahlreichen Mitgliedern den Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal, zu begrüßen, der nach den Regularien einen Vortrag hielt.

Von links: MdB und KBV-Mitglied Klaus Peter Willsch, HBV-Präsident Karsten Schmal, KBV-Vorsitzender Thomas Kunz und Volker Herdling, der nach dem Ausscheiden aus dem Vorstand für seine über 30-jährige aktive Mitar­beit von Thomas Kunz mit einem Präsent geehrt wurde.

Foto: KBV-RGT

Bei den satzungsgemäßen Regularien wurden die beiden Vorstandsmitglieder Günter Heckel und Jan Volkmar in ihren Ämtern bestätigt. Volker Hertling schied altersbedingt aus dem Vorstand aus. Der Vorsitzende dankte ihm für seine über 30-jährige aktive und engagierte Mitarbeit. Er betonte, wie wirkungsvoll sein aktives Mitdenken und Handeln war. Als Nachfolger für Volker Hertling wurde Björn Schneider aus Wallrabenstein in den Vorstand gewählt. Des Weiteren wur­de Junglandwirtin Mareike Heckel aus Rüdesheim in den Vorstand kooptiert. Sie absolvier­te den diesjährigen Studienkurs für Nachwuchskräfte im Verband. Ihr dankte der Vorsitzende ausdrücklich für dieses Engagement. Vorsitzender Kunz dankte auch dem scheidenden Landrat Burkhart Albers für die gute und respektvolle Zusammenarbeit. Man habe die Unterstützung der berufsständigen Organisation stets zu schätzen gewusst und gespürt, dass er ein Herz für die Landwirtschaft hat.

Zusammenarbeit mit den Landwirten macht Freude

Landrat Albers bestätigte, die Zusammenarbeit mit den Landwirten habe ihm stets Freude ge­­macht, auch wenn man manchmal von Amts wegen unterschied­licher Meinung sein musste. Er habe viel gelernt und bedankte sich für das Näherbringen des Berufsstandes und betonte, dass jeder einzelne stolz auf diesen Beruf sein kann. Auch er sieht die derzeitige Baulandpolitik in der Region mit Sorge, besonders wie landwirtschaftliche Flächen geopfert werden. Das Aufforsten als Ausgleich für die der Landesgartenschau geopferten Flächen ist nur ein Beispiel. Im Weiteren ging Kunz zunächst auf die Veränderungen in der Geschäftsstelle ein. Der langjährige Geschäftsführer Theodor Merkel hat zum Ende des Jahres 2016 den KBV verlassen, da er sich beruflich verändert hat. Nachfolgerin ist Carina Martin. Die Agraringenieurin hat ihr Studium mit Bravour in Gießen absolviert und ist zurzeit in Niedersachsen tätig. Sie wird zum 1. Mai die Geschäftsführung übernehmen. Martin stellte sich und ihren beruflichen Werdegang vor und betonte, dass sie sich auf die Zusammenarbeit freut. Auch Frau Becker hat nach 27 Jahren die Geschäftsstelle altersbedingt verlassen, Marita Baar hat sich bereits eingearbeitet. Bei seinem Rückblick auf die Veranstaltungen ging der Vorsitzende besonders auf die sehr gut besuchte Idsteiner Fachtagung mit dem auf Initiative des KBV geladenen Referenten Dr. Hansgeorg Schönberger ein und das bestens organisierte Kreiserntedankfest, das auf dem Mitgliedsbetrieb der Familie Conradi in Dasbach gehalten wurde. Hierfür bedankte er sich bei Thomas Conradi.

Meinungsaustausch mit der Politik

Die Blühflächenrundfahrt in Aarbergen mit Vertretern aus Politik, Imkerei und Landwirtschaft kann ebenso als erfolgreich durchgeführte Veranstaltung angeführt werden wie die Podiumsdiskussion mit den drei Landratskandidaten zu deren Einstellung zur Landwirtschaft im Kreis. Des Weiteren fand eine äußerst konstruktive Aussprache des geschäftsführenden Vorstandes mit Regierungspräsidentin Lindscheid statt, bei dem insbesondere die brisanten Konfliktthemen: Ausweisung von Wasserschutzgebieten und die il­legale Umnutzung von ausgewiesenen landwirtschaftlichen Flächen zum Golfplatz in Idstein intensiv diskutiert werden konnten. Weiterhin ging Kunz auf die Amnestie-Regelung ein, die mit Blick auf das Vogel-Urteil des Europäischen Gerichtshofes eine gute Lösung des Konfliktes mit der Saatgut-Treuhand GmbH darstellt und ohne die maßgebliche Beteiligung der regionalen Bauernverbände so nicht zustande gekommen wäre.

Gastvortrag thematisiert die Lage der Landwirtschaft

Im weiteren Verlauf des Abends begrüßte der Vorsitzende als Ehrengast den HBV-Präsidenten Karsten Schmal. Er be­­tonte die gute Zusammenarbeit zwischen KBV und HBV und freute sich, dass er der Einladung als Gastredner gefolgt ist. Präsident Schmal ging in seinen Ausführungen auf die globalen Herausforderungen ein, in deren Mittelpunkt die Landwirtschaft steht. Beeindruckend stellte er in einem Diagramm dar, wie die Weltbevölkerung sich seit 1970 verdoppelt hat und weiter kontinuierlich ansteigt, während die verfügbare Ackerfläche sich drastisch reduziert. Vielen Menschen fehlt damit die Existenzgrundlage. Dagegen nimmt sich die hiesige Diskussion über die Erwartungen an die heimische Land­wirtschaft aus, die damit zur Wohlstandsproblematik mutiert. Die Forderungen der Gesellschaft zum Tierschutz oder seitens der Medien, die Vorgaben der Gesetzgebung zur Bü­rokratie sowie zur Düngeverordnung und weitere und schließlich die Lage auf den Märkten mit häufig ruinösen Erzeugerpreisen, lassen den Landwirten kaum Spielraum und führen die Landwirtschaft in eine Preiskrise. Der HBV-Präsident fragte: „Wo bleibt die Wertschätzung?“ Er fordert verlässliche Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. In der folgenden Aussprache gab Schmal ausführliche Antworten auf Fragen aus der Versammlung.

Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl geplant

Nachdem der Vorsitzende dem HBV-Präsidenten für dessen Ausführungen gedankt hatte, gab er die geplanten Termine für das laufende Jahr 2017 bekannt. Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Blühflächenrundfahrt geben, vermutlich in Verbindung mit der Aktion „Hessens Landwirtschaft blüht für Bienen“. Weiterhin wird ein Informationsabend zur Reform der Düngeverordnung stattfinden. Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Rheingau-Taunus-Kreis und den Landfrauen ist angedacht, zu der Referenten des Bun­­desinstituts für Risikobewertung gewonnen werden sollen. Außerdem wird im Frühsommer eine Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl durchgeführt. Die Idsteiner Fachtagung (November) wird in diesem Jahr mit DBV-Vizepräsidenten Wolf­gang Vogel stattfinden, der auch Vorsitzender des DBV-Fachausschusses Getreide ist. Das diesjährige Kreiserntedankfest findet am 10. September auf dem Hof Berbalk in Wüstems statt. Besonders am Herzen liegt dem Vorsitzenden das geplante Projekt „Weizen für den Sudan“. Dabei möchten die Mitglieder des KBV die Menge Weizen für 50 000 Brote spenden. Das ist ein Lastzug voll mit 25 t Weizen. Die Aktion soll gemeinsam mit der Kirche organisiert werden. Im Südsudan hungern fast 5 Mio. Menschen, die Regierung hat den Hungernotstand ausgerufen. Hier soll auch gezeigt werden, wie wichtig die heimische Getreideproduktion unter globalen Versorgungsaspekten ist.

Vorsitzender Kunz stellte die geplante Plakataktion mit dem neuen Slogan „Hier wächst dein Brot“ vor. Er machte deutlich, wie schwer es ist, gegen die häufig die Wirklichkeit verzerrende Darstellung der Landwirtschaft durch die Öffentlichkeitsarbeit der NGOs und Journalisten seitens des Berufsstandes anzukämpfen. Dieses treffe auf die Diskussionen bezüglich der Wasserschutzgebiete genauso zu, wie auf die Glyphosat-Debatte. Hier wird nicht mit Tatsachen gearbeitet, kritisierte Kunz. Sondern es würden Schlagwörter zur Stimmungsmache eingesetzt. In der weiteren Aussprache wurde das Problem des hohen Aufkommens von Rot- und Muffelwild thematisiert. Hier muss mit den Jagdpächtern ein besserer Konsens bezüglich des Anfüt­terns gefunden werden. Erneut diskutiert wurde auch die Landinanspruchnahme, zum Beispiel das Aufforsten der Gemeinde Heidenrod ohne Rücksicht auf die Belange der Landwirtschaft ist schlichtweg unanständig.

KBV-Mitglied und Bundestagsabgeordneter Klaus-Peter Willsch bezog in einem Statement ebenfalls Stellung zu derzeit aktuellen Themen. So bezeichnete er unter anderem die „Bauernregeln“ von Ministerin Hendricks als große Respektlosigkeit. Für eine Verschärfung des § 35 BauGB sieht er derzeit auch keinen Bedarf. Er attestierte dem KBV Rheingau-Taunus „eine tolle Entwicklung in der Verbandsarbeit.“ Die Veranstaltungen seien immer eine Anreise wert und die Tatsache, stetig junge Menschen in den Vorstand einzubinden, vorbildlich. Thomas Kunz bedankte sich bei den Ehrengästen und dem aus dem Vorstand ausgeschiedenen Volker Hertling mit einem delikaten Präsent und rief auf, kommunalpolitisch tätig zu werden, damit die Anliegen der Landwirte in der Gesellschaft gehört werden.

kbv – LW 15/2017