Vom Futtermischwagen bis zur Gärresttrocknung

Studienfahrt Alsfelder Fachschüler nach Niedersachsen

Studierende der einjährigen Fachschule für Landwirtschaft Alsfeld besichtigten bei einer zweitägigen Studienfahrt nach Niedersachsen die Maschinenfabrik Bernhard van Lengerich (BvL), die Großgärtnerei Emsflower in Emsbüren und den landwirtschaftlichen Betrieb von Volker Theißing in Engde im Landkreis Grafschaft Bentheim.

Die Studierenden der landwirtschaftlichen Fachschule Alsfeld vor der Firma BvL. Rechts im Bild sind Firmenchef Bernhard van Lengerich und Tim Kurzenknabe, BvL-Werksvertreter für Hessen.

Foto: Freimut Krug

Das Unternehmen hat einen Jahresumsatz von 50 Mio. Euro und beschäftigt 330 Mitarbeiter. Der Umsatz stammt zu 57 Prozent aus der Fütterungstechnik, 40 Prozent aus der Oberflächentechnik und 3 Prozent der Elektroabteilung. 35 Prozent des Um­satzes erzielt die Firma in Deutschland, der Rest wird in der gesamten Welt generiert.

Der Landmaschinenbereich umfasst Futtermischwagen von 3,5 bis 46 m³ Fassungsvermögen als Schneckenmischer mit verschiedenen Entladungsmöglichkeiten. Sie werden als zapfwellen­angetriebene Anbaumischwagen und als Selbstfahrer hergestellt. Alle Modelle werden auf individuelle Bestellung gefertigt.

Bei der Entnahmetechnik werden Siloblockschneider, Schneidzangen und Greifschaufeln gefertigt. Bei der Einstreutechnik arbeitet man mit einem Strohgebläse, das in den Futtermischwagen integriert ist oder mit einem speziellen Einstreugerät. Auch Feststoffdosierer für Biogasanlagen stellt die Firma her. Beim Firmenrundgang wurden zwei Gruppen von Tim Kurzenknabe, BvL-Werksvertreter für Hessen, und von Gerd Mönch-Tegeder geführt. Beeindruckend war die saubere Produktion und die auf den Käufer zugeschnittene Herstellung.

Betrieb mit 78 Hektar Unterglasanbau

Im Anschluss wurde die 2004 gegründete Emsflower GmbH in Emsbüren besichtigt. Gemessen an der Gesamtfläche der Ver­glasung von Gewächshäusern handelt es sich um das größte Gartenbauunternehmen Europas, das auch Marktführer in Europa ist. Das Unternehmen wurde 1954 von Jan Kuipers in De Lutte in den Niederlanden gegründet. Heute wird es vom Sohn Bennie Kuipers geführt. Die Flächen unter Glas betragen insgesamt an den drei Standorten 78 ha. In der Gärtnerei produziert die Firma Beet- und Balkonpflanzen und schafft somit Arbeitsplätze für 220 Beschäftigte. Von drei Standorten aus den Niederlanden sowie Deutschland werden Groß- und Einzelhändler auf Vorbestellung in ganz Europa beliefert. In Emsbü­ren kann man den Betrieb besichtigen und die Produktionsabläufe studieren. Weiterhin sind ein Tropengarten, ein Schaugewächshaus, ein Kinderspielplatz und ein Restaurant angeschlossen. Die Fläche in Emsbüren umfasst 100 ha, wovon 44 ha unter Glas sind, dort sind 100 Arbeitskräfte beschäftigt.

Am folgenden Tag wurde der landwirtschaftliche Betrieb von Volker Theißing in Engde besucht. Der Betrieb wird an zwei Standorten bewirtschaftet und hat 400 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, die mit Silomais, Futterweizen, Hybridroggen und Stärkekartoffeln bestellt werden. Es handelt sich um sehr leichte Böden mit einer Ackerzahl von 18 bis 20. Im Betrieb werden weiterhin 400 Fleckvieh-Mastbullen gehalten und eine 440-kW-Biogasanlage betrieben. Die Bullen werden mit einer Grundfutterration aus Mais- und Grassilage gefüttert. Sojaschrot und Kraftfutter ergänzen die Ration. Die Tageszunahmen betragen 1 600 g. Die Kälber werden in Niersbach von einem Händler gekauft, in einem Lohnaufzuchtbetrieb bis zu einem Gewicht von 220 kg gehalten, dann eingestallt und mit 600 bis 650 kg Lebendgewicht an die Schlachterei Westfleisch verkauft.

Abwärme der Biogasanlage trocknet die Gärreste

Die Biogasanlage wird mit 30 Prozent Gülle und 70 Prozent nachwachsenden Rohstoffen als Substrat betrieben. Neben der Gülle, den Energiefrüchten Mais und Roggen werden 1 250 t Mais von Landwirten zugekauft. Der Strom wird an das dortige Energieunternehmen verkauft. Die anfallende Wärme wird bei der Trocknung des Gärrestes in einen Feststoffdünger verwandt. Es wird ein Gärresttrockner der Firma Thorset eingesetzt. Ein Drittel des Gärrestes wird getrocknet. Dieser Dünger mit 70 kg Kali, 50 kg Phosphat und 45 kg Stickstoff in der Tonne wird nach Litauen verkauft.

Sämtliche Arbeiten im Betrieb werden selbst erledigt. Neben dem Betriebsleiterehepaar, dem Senior und einem Auszubildenden gibt es einen Festangestellten. Zum Exkursion gehörte auch ein interessantes Rahmenprogramm mit weiteren Unternehmungen. Begleitet wurden die Studierenden von den Fachlehrern Sebastian Götz und Freimut Krug.

Krug, llh  – LW 6/2017