Weideabtrieb in Niederbessingen

Der Herbst kommt und die Kühe gehen

Auch die Regenfälle am Morgen konnten die gute Stimmung beim 17. Almabtrieb in Nieder-Bessingen nicht trüben. Als die 23 Kühe samt Bulle „Julius“ mit ihren Treibern rechtzeitig zum Herbstanfang auf die Herbstweide einbogen, strahlte gar die Sonne. Das Spektakel ließen sich hunderte Besucher im Licher Stadtteil nicht entgehen.

Der Almabtrieb in Niederbessingen führte über die Feldwege der Gemarkung rein in die Ortschaft.

Foto: Thomas Wißner

Auch Bürgermeister Dr. Julien Neubert (SPD) war gekommen, und wartetet mit den Besuchern auf die Ankunft der Herde. Die „Bessinger Säustallschwalben“ stimmten ein lautstarkes „Von der Albertshöhe kommen wir“ an.

Zunächst kamen elf Schlepper angetuckert, die einen Einblick in die Geschichte dieser die Landwirtschaft revolutionierenden Fahrzeuge bot. Fendt, Fahr, Hanomag, Bührer, Massey-Ferguson, Holder und sogar ein Hürlimann mit schweizer Nationalflagge samt Planwagen kamen angerollt und auch ein Lanz Holzgasschlepper, der 1954 in Lich auf Halbdieselmotor umgebaut wurde war mit dabei. Es folgte die Kuhherde mit dem von Ingo Lotz geführten Bullen „Julius“ an der Spitze. Später bei einem Schätzspiel galt es erstmals das Gewicht des Bullen zu schätzen – er wiegt 922 Kilogramm – , der somit nicht wie sein Vorgänger „Toni“ die Tonnenmarke übertreffen konnte.

Vor allem die mit Blumengebinden geschmückten Kühe boten für die Besucher ein herrliches Foto- und Filmmotiv. Das Schmücken der Kühe gilt als sichtbares Zeichen der Wertschätzung für die Tiere. Es ehrt die Kühe und die Bauernfamilie.

Das Duo Philipp und Werner Wöll sorgte mit Verstärkung im Festzelt für Stimmung und die drei Alphornbläser Kurt Förster, Rainer Stark und Hans Kuhner ließen ihre Instrumente erklingen ließen.

Zünftige Feier nach dem Abtrieb

Nur knapp 24 Stunden nach dem Fassbieranstich beim Oktoberfest in München war die Messlatte für Ingo Lotz angesichts von zwei Schlägen des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter hoch gelegt und auch Bezirkslandfrauenvereinsvorsitzende Christel Gontrum hatte einst mit nur einem Schlag in Nieder-Bessingen das Fass angezapft. Allerdings war es letztendlich unerheblich, dass es dieses Mal 15 Schläge waren, denn im Gegensatz zur Wiesn in München wurden vorher in Nieder-Bessingen schon Bier gezapft und im Zelt serviert, was beim Oktoberfest erst nach dem Fassbieranstich erfolgt. Beide Feste eint, ob nun in einer Millionenstadt oder in einem kleinen Licher Stadtteil, dass gemütlich miteinander gefeiert wurde.

Thomas Wißner – LW 39/2025