Weihnachtsbäume zum selbst Schlagen
Weihnachtsbäume wachsen zwischen Schafen
In Hessen gibt es rund 55 Erzeuger von Weihnachtsbäumen, sie bewirtschaften 226 ha Weihnachtsbaumplantagen, einer von Ihnen produziert diese ökologisch, das ist Karl-Wilhelm Fladerer aus Haiger, der Vorsitzende des Arbeitskreises Hessischer Weihnachtsbaum. Seit 1985 baut er Weihnachtsbäume an und hat in diesen Jahren viele Erfahrungen auf seinen 13 ha gesammelt. Das LW besuchte Karl-Wilhelm Fladerer auf einer seiner Weihnachtsbaumkulturen in Bicken, unweit von Dillenburg.

Foto: Setzepfand
Die Symmetrie der Bäume unterstützen
Da stehen wunderbare Nordmannstannen neben Weymouthkiefer, Blaufichte, Coloradotanne, Küstentanne, Korktanne und der heimischen Fichte – alle in optimaler Symmetrie. Denn darauf kommt es an bei den Weihnachtsbäumen, sagt Fladerer. Es sei eine Kunst, die Bäume so zu schneiden, dass ihr Potenzial voll zur Entfaltung kommt.

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Die Korktanne ist sehr kundenfreundlich
Wachstumsfaktoren
Günstige Wachstumsfaktoren für den Anbau von Weihnachtsbäumen sind folgende:
- Lage an nördlichem Hang
- kühleres Kleinklima
- Hangwasser
- Geringe Verdunstung
- genügend Niederschläge in der Vegetationszeit, über 300 mm
- Lehmböden sind von Vorteil
Einziger Nachteil: Er ist anfällig für Spätfröste. Doch manchmal sei der Austrieb so früh, dass die Triebe bis zum Spätfrost verholzt sind, dann hatte man Glück, so der 64-Jährige, der im forst als Unternehmer mit eigenen Leuten im Holzeinschlag, Kulturarbeiten, Holzrücken mit Pferden und Rückeschlepper arbeitete. In jene Zeit fielen die Anfänge der Weihnachtsbaumkulturen. Ab 1990 begann der Aufbau einer kleinen Schafherde mit Shropshire zum Beweiden der Flächen.
Bis vor drei Jahren baute er seine Bäume ökologisch an, mit Zertifizierung. Nun macht er fast alles genauso, nur ohne Zertifizierung. „Denn es war nicht möglich, die Kosten für die ökologische Produktion der Weihnachtsbäume an die Kunden weiterzugeben“, erklärt Fladerer. Vielleicht wäre das rund um Frankfurt möglich, doch hier auf dem Land sei er mit den Kosten nicht zurande gekommen. Ein Jungbaum kostet 0,8 bis 1,10 Euro, wenn er ökologisch produziert wurde, rund 2 000 Jungbäume pflanzt Fladerer pro Jahr. Dazu kamen die Kosten für das ökologische Futter der Schafe, denn seine Weihnachtsbaumkulturen hält Fladerer mit Shropshire-Schafen unkrautfrei. Die geschlossene Mutterschafherde von 44 Schafen und vier Böcken braucht immer wieder Mineralfutter, das sei auf Dauer zu teuer geworden.
Weihnachtsbäume und Shropshire-Schafe ergänzen sich

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Die Tiere fressen von Mai bis September in den Kulturen, Fladerer besucht sie zwei- bis dreimal die Woche. Vier bis fünf Schafe stellt er pro Hektar ab, wobei er genau beobachtet, was sie fressen. Es muss genügend Grünfutter auf der Fläche sein, ist dies nicht der Fall, ist die Gefahr gegeben, dass die Tiere an die Kulturpflanzen gehen. Die Schafe benötigen 8 kg Grünmasse am Tag und scheiden 2 kg Kot und 0,5 kg Harnstoff aus. Doch sie wollen nicht irgendwelche Grünmasse, sondern bevorzugen 40 Prozent Pansenverwertbarkeit. Die Nadeln der Weihnachtsbäume haben 37 bis 38 Prozent Pansenverwertbarkeit und Calamagrostis epigeios, das Landreitgras, nur 36 bis 37 Prozent. Wenn die Schafe anfangen Calamagrostis zu fressen, dann ist es höchste Zeit diese umzustellen in eine andere Kultur mit frischem Gras, weiß Fladerer. Mit getrockneten Rübenschnitzel lockt er dann die Schafe in das

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Weiter Pflanzverband wegen der Selbstabholer
Im Abstand von 1,40 x 1,40 m stehen die Weihnachtsbäume, die nicht zusätzlich gedüngt, sondern nur bei Bedarf geschnitten werden. Der größere Wuchsraum pro Baum gibt den Bäumen Zeit, wird enger gepflanzt, müssen bestimmte Bäume frühzeitig entnommen werden. Das mache bei seiner Art der Direktvermarktung, bei der sich die Leute die Bäume selbst aussuchen, keinen Sinn. Bis vor wenigen Jahren hatte er noch einen Verkauf direkt am Hof, jetzt verkaufe er nur noch direkt auf den Kulturen und liefert an Firmenkunden. Auch Weihnachtsfeiern, entweder direkt an den Kulturen oder sonst in der Region, organisiert Fladerer und liefert dann die Weihnachtsbäume. Er gibt keinen einzigen Baum in den Handel, doch wer davon leben müsse, der benötige mindestens 100 ha Weihnachtsbaumkulturen, Großmaschinen, Mitarbeiter und viel Fachwissen. Dieses tauscht Fladerer gerne mit seinen Kollegen im Arbeitskreis Hessischer Weihnachtsbaum aus. Wichtig sei, voneinander zu lernen, dafür gebe es die jährlichen Feldtage. zep – LW 48/2016