Wintergerstenernte 2017 in Hessen gestartet
Braugerstenrundfahrt im Hessischen Ried
In der „hessischen Toskana“, wie Werner Wald seine sonnenÂverwöhnte Heimat im Hessischen Ried nennt, ist in der vergangeÂnen Woche auf seinem Betrieb mit der Braugerstenernte begonnen worden. Der Vorsitzende des Hessischen Braugerstenvereins (HBgV) hatte zur diesjährigen Rundfahrt des HBgV eingeladen. Nach einer Besichtigung des LLH-Versuchsfeldes Leeheim wurden weitere interessante Bestände in der Region von Riedstadt bis in den tiefer gelegenen Poldergebieten am Rhein angeschaut.

Foto: Moe
Betrieb hat sich auf die Vermehrung spezialisiert
Bevor die Praxisrundfahrt am Betrieb Wald startete, stellten Betriebsleiter Werner Wald (63) und Juniorchef Mario (36) den einschließlich Bewirtschaftungsverträgen 700 ha großen Ackerbaubetrieb der Wald GbR vor, der sich durch zwei Besonderheiten auszeichnet. Zum einen sind es die sogenannten Minutenböden am Standort, fruchtbare sandige Tonböden mit etwa 55 Bodenpunkten, die allerdings nur an wenigen Tagen im Jahr bearbeitbar sind, so dass schlagkräftige Landtechnik vorhanden sein muss, wenn man aufs Feld kann. Weitere Besonderheit der Wald GbR ist, dass das Getreide komplett zur Sortenvermehrung angebaut wird. Zu etwa 90 Prozent wird dies durch die im vorigen Jahr gebaute Saatgutanlage der RWZ in Worms aufbereitet. Der übrige Teil wird am benachbarten Bensheimer Hof aufbereitet.

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Saatguterzeugung im Frühdruschgebiet
Der Vorsitzende des Hessischen Braugerstenvereins ist erstaunt, wie gut sich die GetreideÂbestände trotz knappen WasÂsers dennoch präsentieren. Damit das gelingt, wird ein Großteil der Flächen im Betrieb beregnet. Das acht bis neun Grad kalte Wasser pumpen Aggregate aus eigenen Brunnen aus einer Tiefe von neun bis zwölf Metern. Die Pumpen benötigen rund 5 Liter Diesel pro Stunde, leisten bei einer Beregnungsstärke von circa 50 Liter pro Quadratmeter gut vier Hektar in der Stunde. „Beregnung macht Arbeit. Wir sind mit 3,5 AK auf unserem Betrieb tätig, zurzeit ist eine Person den ganzen Tag mit den Beregnungsanlagen beschäftigt. Wenn wir jetzt aber nicht beregnen, ist unsere Ernte verloren“, berichtete Wald. Seine Partnerin Annett und Marios Ehefrau Sabrina unterstützen Werner und Mario im Betrieb und erledigen die Verwaltungs- und Büroarbeiten. Weiterhin werden im Betrieb etÂwa 80 ha Biogassilomais sowie 70 ha Zuckerrüben angebaut. Das Ried ist als FrühdruschÂgebiet vorteilhaft für die SaatgutÂerzeugung. So kann der Handel früher als aus anderen Regionen mit Saatgut beliefert werden, das wird von den Kunden geschätzt, berichtete Wald. Mit zahlreichen Züchterfirmen hat Wald daher seit vielen Jahren Geschäftsbeziehungen. Ein Favorit für ihn ist die Wintergerstensorte Tepee, weil es eine standfeste, mittellange, früh abreifende und ertragsstarke Winterbraugerste ist. Die ersten Schläge der Sorte hatten Werner und Mario Wald zum Zeitpunkt der Besichtigung bereits geerntet bei einem Ertrag von etwa 7 t pro ha. Der HitzeÂstress der vergangenen Wochen hat aber Spuren beim Getreide hinterlassen, zeichnet sich schon jetzt ab und zeigt sich an der höheren Aussortierung zum SaatÂgetreide von 15 bis 20 Prozent der Körner, die er nur als Futtergerste verkaufen kann. Der für Braugerste erforderliche Eiweißgehalt sei zufriedenstellend, wie Wald weiter berichtete.
Gewitterniederschläge im Mai und Juni ungleich
Pflanzenbauexperte Bickhardt stellte das Versuchsfeld des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen in Riedstadt-Leeheim vor und ging dabei insbesondere auf die Braugerstensorten aus dem Landessortenversuch Sommergerste 2017 vor. Es folgte die Besichtigung von Praxisschlägen mit den Braugerstensorten Avalon, Tepee und Liga.
Fachberater Bickhardt teilte weiterhin mit, dass im Hessischen Ried am 22. Juni die Wintergerstenernte begonnen hat. Bis Anfang der Woche (26. Juni) waren circa 15 Prozent der Wintergerstenfläche im Ried geerntet, besonders an trockeneren Standorten, da die GewitternieÂderschläge im Mai und Juni sehr ungleich verteilt waren sowie an leichten Standorten, so Bickhardt. Die Erträge schwanken demnach zwischen 55 und 75 dt/ha bei HekÂtolitergewichten von 64 bis 67 und Proteingehalten von 9,5 bis 11,0 Prozent.