Wintergetreide-Vermehrung 2013 erheblich ausgeweitet
Hohe Zuwächse in Hessen – leichter Rückgang in Rheinland-Pfalz
Über die Entwicklung der Vermehrungsflächen im aktuellen Jahr berichten Willi Thiel und Eric Preuß, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, und Uwe Sander, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.
Wie in jedem Jahr sind die zum jetzigen Zeitpunkt vorliegenden Daten noch mit einer gewissen Unsicherheit verbunden, da in aller Regel bis zum Beginn der Feldbesichtigungen noch mit einem Anteil an Zurückziehungen zu rechnen ist. Anders als im Vorjahr dürften dabei allerdings Verluste durch Auswinterung kaum eine Rolle spielen.In Deutschland wurde die Vermehrung von Wintergetreide nach 2011 und 2012 erneut um 6,9 Prozent auf 113 656 ha ausgedehnt. Das ist ein sehr deutlicher Zuwachs. Man darf gespannt auf die Vermarktung im kommenden Herbst blicken. Hierbei ist einerseits zu berücksichtigen, dass durch die teilweise eher niedrigen Niederschläge bisher und die anhaltenden Ostwindlagen im Frühjahr vielerorts nicht mit Spitzenerträgen beim Getreide gerechnet wird.
Andererseits spricht die hohe Qualität des deutschen Saatguts für einen höheren Saatgutwechsel. Die Ausdehnung betraf erneut insbesondere die Fruchtarten Wintergerste und den Hybridroggen.
Besonders hohe Zuwächse waren in Hessen, Baden-Württemberg, Thüringen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und mit Abstrichen auch in Niedersachsen zu verzeichnen. Nahezu gleich geblieben mit relativ geringen Zuwachsraten sind die Vermehrungsflächen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
Rückläufig waren die Vermehrungsumfänge in Rheinland-Pfalz und besonders in Schleswig-Holstein. Insbesondere in Schleswig-Holstein ist zu berücksichtigen, dass starke Nässe im Herbst 2012 die Aussaat von Winterweizen verzögerte oder unmöglich machte. Aber auch im nördlichsten Bundesland liegt die Wintergetreidevermehrungsfläche noch deutlich über dem Niveau des Jahres 2011.
In allen Bundesländern wird mehr Wintergerste vermehrt
Wie im Vorjahr wurde die Wintergerstenvermehrung besonders ausgedehnt. In allen Bundesländern wird mehr Wintergerste vermehrt, besonders in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Niedersachsen, Bayern, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Ein wesentlicher Grund ist in der erneut starken Ausweitung der Hybridgerstenvermehrung zu sehen. Mit 5181 ha nimmt diese mittlerweile einen Anteil von knapp 18 Prozent an der Gesamtvermehrungsfläche von Wintergerste ein. 2012 waren es 11,8 Prozent.
Hauptsorte in der Vermehrung bleibt aber wie im Vorjahr mit rund 3 400 ha die mehrzeilige Sorte Lomerit gefolgt von der Hybridsorte Hobbit mit knapp 2 600 ha. Dann folgen mit Souleyka, KWS Meridian und SY Leoo (Hybridsorte) drei weitere mehrzeilige Sorten, bevor dann mit Sandra und California die ersten zweizeiligen Sorten in Erscheinung treten.
Der Anteil an mehrzeiligen Sorten liegt bei 73,5 Prozent. Starke Zuwächse in den Vermehrungsflächen waren dabei insbesondere bei den Sorten SY Leoo und Hobbit sowie California und KWS Meridian zu verzeichnen, während Souleyka um gut 1 000 ha in der Vermehrung zurückgenommen wurde, aber immer noch beinahe 2 300 ha umfasst.
Die Vermehrung von EU-Sorten hat bei Wintergerste einen nicht so hohen Stellenwert wie bei Winterweizen und Wintertriticale. Mit einem Anteil von 6,8 Prozent an der Gesamtvermehrung ist ein Zuwachs von 1,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2012 festzustellen.
A-Winterweizen-Sorten stellen über die Hälfte des Sortimentes
Auch bei Winterweizen wurden in den meisten Bundesländern die Vermehrungsflächen kräftig ausgedehnt. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg, Bayern und Sachsen kamen erhebliche Flächen hinzu. Insgesamt beträgt die Ausdehnung beim Winterweizen nach den vorläufigen Zahlen 2052 ha. Zu berücksichtigen dabei ist, dass beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern im Vorjahr in erheblichem Umfange Winterweizenflächen wegen Auswinterung umgebrochen werden mussten.
Zurückgenommen wurden die Vermehrungsflächen in Sachsen-Anhalt und insbesondere in Schleswig-Holstein. Nässebedingt konnten dort viele Flächen nicht mit Winterweizen bestellt werden.
Wie im Vorjahr nimmt die A-Sorte JB Asano mit rund 5 000 ha Vermehrungsfläche den Spitzenplatz ein. Gegenüber dem Vorjahr wurde die Vermehrungsfläche aber doch spürbar um 855 ha reduziert. Mit Vermehrungsflächen um 3 700 ha beziehungsweise 3 300 ha folgen mit der A-Sorte Julius und der B-Sorte Tobak zwei Kandidaten, die stark in der Vermehrung ausgedehnt wurden. Sodann kommt mit Potenzial eine weitere A-Sorte und mit Akteur die erste E-Sorte. Beide erreichen Vermehrungsflächen um 2 900 ha, wobei Akteur im Vermehrungsumfang im Vergleich zum Vorjahr spürbar zurückgenommen wurde.
Das gilt auch für die dann folgende A-Sorte Meister, die knapp 1 100 ha Vermehrungsfläche im Vergleich zum Vorjahr einbüßte und nun bei 2 581 ha liegt. Anschließend folgt mit der E-Sorte Kerubino die erste EU-Sorte und mit Patras (A) und Elixer (C) zwei relativ neue Sorten, die beide um die 2 000 ha Vermehrungsfläche einnehmen und gegenüber dem Vorjahr kräftig im Vermehrungsumfang ausgeweitet wurden.
Sorten aus der Qualitätsgruppe A haben ihre dominante Stellung gegenüber dem Vorjahr noch weiter ausgebaut und erreichen mittlerweile 52,5 Prozent (2012: 48,5 Prozent). Alle anderen Qualitätsgruppen wurden leicht zurück genommen. Der Anteil an B-Sorten beträgt derzeit 20,5 Prozent. Die C-Sorten liegen in diesem Jahr mit 9,5 Prozent unter der 10-Prozent-Marke, und der Anteil an E-Sorten erreicht 13,2 Prozent (2012: 16,3 Prozent).
EU-Sorten spielen im Winterweizenbereich eine recht große Rolle. An der Gesamtvermehrungsfläche von 59 262 ha nehmen diese im Jahr 2012 einen Anteil von 14,5 Prozent ein.
– LW 29/2013