Wo sind die Rapsglanzkäfer geblieben?
Rapsfeldtag in der Wetterau
Am Rapsfeldtag des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) am Versuchsstandort Nieder-Weisel wurden neben den Sorten der Landesversuche auch Probleme mit verschiedenen Schädlingen im Rapsanbau thematisiert.

Foto: Becker
Am Versuchsstandort werden 24 Winterrapssorten von acht Züchterhäusern geprüft, wobei alle Sortentypen Hybriden sind. Die vollständig randomisierte zweifaktorielle Versuchsanlage beinhaltet eine reduzierte Variante 1 (ohne Fungizid) und die Variante 2 mit optimiertem Pflanzenschutz in mindestens drei Wiederholungen.
Neu im Versuch sind die Sorten LG Aberdeen, KWS Wikos, Ceos, Firenzze, Churchill und Detlef, für die beiden letztgenannten wird die Zulassung erwartet. Ziel ist die Überprüfung von Anbaueignung und Leistungsfähigkeit neu zugelassener Winterrapssorten hinsichtlich agronomischer Eigenschaften, Ertrags- und Qualitätsleistungen anhand der Leistung bewährter Sorten unter hessischen Anbaubedingungen.
Wie Scherer ausführte, steht dieser Versuch auch noch an drei weiteren Standorten in Hessen, um die Züchtungen in verschiedenen repräsentativen Anbaugebieten der Region zu testen.
Klimawandel macht Anpassungen notwendig
Scherer wies darauf hin, dass der Aussaatzeitpunkt des Versuches am 23. August eigentlich zu früh gelegen habe. „Wegen der anhaltenden Klimaveränderungen, die auch im November noch Vegetation zulassen, liegt der optimale Aussaatzeitpunkt mittlerweile eher Ende August. Denn wenn sich der Raps vor Winter zu weit entwickelt und sich der Vegetationskegel schon hebt, kann das im weiteren Verlauf der Saison zu Problemen wie Überwachsen und Auswinterungen der Bestände führen“, so die LLH-Pflanzenbauexpertin.
Aktuelle Befallssituation eher unauffällig
Über das Krankheits- und SchädÂlingsgeschehen dieser Saison inforÂmierte Michael Lenz vom PflanzenÂschutzdienst Hessen. „Das absolute Topthema dieser Tage ist natürlich die Schilf-Glasflügelzikade. Sie spielt aber im Raps zum Glück keine Rolle, sie hält sich eher davon fern.“
Insgesamt sei im Raps ein geringeres Schädlingsaufkommen als 2024 festzustellen. In diesem Jahr trat im Frühjahr eher der Gefleckte Kohltriebrüssler auf, weniger der Rapsstängelrüssler. „Wer um den 9. März eine Insektizidbehandlung gefahren hat, kann jetzt mit Wirkungsgraden um die 90 Prozent rechnen“, so Lenz. Zum Auftreten der Schädlinge um die Bekämpfungsschwelle herum stellte der Berater fest, dass der Raps „das gut wegkompensieren kann.“
Hinsichtlich Sclerotinia merkte der Fachmann an, dass in diesem Jahr die Blüte etwa 10 Tage später eingesetzt habe als 2024. Eine Behandlung in der zweiten Blühhälfte habe sehr gute Ergebnisse gebracht. „Sclerotinia-tolerante Sorten kommen, aber eine Behandlung, wenn auch reduziert, wird bis auf Weiteres wohl nötig sein“, so seine Einschätzung. Lediglich Flächen, auf denen bisher kein Raps gestanden hat, müssten nicht behandelt werden.
Wo sind die Rapsglanzkäfer?
Der auffällig geringe Befall durch Rapsglanzkäfer wurde ebenfalls diskutiert. Lenz ist der Meinung, dass durch den zurückhaltenden Einsatz von Insektiziden gegen diesen Blütenschädling sich einerseits Resistenzerscheinungen nur in geringem Maße eingestellt haben und andererseits die Gegenspieler der Käfer sich unter diesen Umständen vermehren konnten. „Es hat sich diesbezüglich ein gewisses natürliches Gleichgewicht eingestellt.“
Ein ähnliches Vorgehen empfahl der Pflanzenschützer auch bei Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke. Sie zeigten sich meist am Feldrand und daher sollte man für eine Befallsabschätzung immer relativ weit in den Bestand hineingehen, um keine unnötigen Maßnahmen zu fahren. „Denn das schadet immer auch den Nützlichen und fördert Resistenzen.“
KB – LW 22/2025