Wohin steuert die Forstpolitik?

UN-Waldstrategie und Charta für Holz 2.0

Die Beschlüsse zur UN-Waldstrategie und zur Charta für Holz 2.0 in den vergangenen Monaten weisen international und national die Zukunft der Forstwirtschaft. Politisch engagierte Waldbesitzer finden hier Argumentationshilfen. Das LW hat sich einen Überblick verschafft und nennt die wichtigsten Ziele der Beschlüsse.

Erfreulich für Waldbesitzer in Deutschland ist, dass die UN-Waldstrategie das Prinzip der Nachhaltigkeit für die Wälder weltweit festgeschrieben hat. Die Vereinbarung ist jedoch freiwillig und wird daher in der Umsetzung je nach Land nachrangig bearbeitet. Da bietet die Charta für Holz 2.0 für Deutschland bessere Aussichten. Dieser Prozess soll von der Branche mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft umgesetzt werden. Eine stärkere Nutzung von Holz, vor allem Laubholz ist ein Ziel.

Foto: Setzepfand

Für Philipp zu Guttenberg, Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer, ist die UN-Waldstrategie, auch United Nations Strategic Plan of Forests 2017-2030 (UNSPF) genannt, ein wichtiger Meilenstein. „Die starken und innovativen Seiten unserer nachhaltigen Waldbewirtschaftung werden deutlich benannt“, sagte zu Guttenberg. „Unser Beitrag zum globalen Klimaschutz, zur Stabilisierung der Wälder und zum Erhalt unserer Lebensgrundlage wird in den Fokus gerückt“. Dies sei auch für die Forstwirtschaft in Deutschland ein wichtiges Signal, die vor rund 300 Jahren das Prinzip „Nachhaltigkeit“ erfunden hat und weltweit eine forstliche Vorbildfunktion inne hat.

Die UN-Strategie betont die herausragende Rolle der Wälder, die rund 30 Prozent der Erde bedecken, für den Klimaschutz, für die Wasserversorgung und für die Bekämpfung der Wüstenbildung in den südlichen Ländern. Als Voraussetzung für die Stabilisierung der Wälder wird die nachhaltige Waldbewirtschaftung genannt, die darüber hinaus eine wichtige Einkommensquelle für die ländliche Bevölkerung ist.

Die UN-Strategie definiert sechs globale Ziele für die Wälder, die in den kommenden Jahren verfolgt werden sollen. Die UN-Waldstrategie ist eine freiwillige Übereinkunft der Mitgliedstaaten, deren Ziele 2024 in einer Zwischenbilanz kontrolliert werden. Es wurden folgende sechs globale Ziele festgesetzt:

  • Dem Rückgang der Waldflächen soll global entgegengewirkt werden und wo möglich, soll durch Wiederaufforstung Waldfläche zurückgewonnen werden.
  • Kleine Forstbetriebe sollen am Markt gestärkt werden, damit die Waldwirtschaft diesen eine lebensfähige Grundlage bieten kann.
  • Die Zahl geschützter Waldgebiete und nachhaltig bewirtschafteter Wälder soll global erhöht werden sowie die Herstellung von Produkten aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
  • Kooperationen und Partnerschaften zwischen Forschung, Wissenschaft und Technik sollen gefördert werden.
  • Die Regierungen der Mitgliedstaaten sollen die Grundsätze einer nachhaltigen Waldwirtschaft in ihren Ländern umsetzen.
  • Die Vernetzung der Mitgliedstaaten untereinander und deren Organisationen soll verbessert werden.

Zu Guttenberg bemerkte: „Für die Stabilisierung und Zukunftsfähigkeit unserer Wälder sind diese sechs globalen Ziele zentrale Leitplanken.“

Was beinhaltet die Charta für Holz 2.0?

Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Wertschöpfung sind die übergeordneten Ziele der „Charta für Holz 2.0“, die das BMEL im April vorgelegt hat. Sie ist damit ein Meilenstein im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung. „Wir wollen die positiven Effekte der Holznutzung aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gemeinsam stärken und parallel die Material- und Ressourceneffizienz zur Schonung endlicher Rohstoffe steigern“, erklärte Dirk Alfter aus dem Referat „Nachhaltige Holzbewirtschaftung, Holzmarkt“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Ende Juni in Göttingen. Auf der Tagung „Vom Nutzen der Holznutzung“ stellte er die Charta den rund 200 Teilnehmern vor.

Die Charta verfolge drei Hauptziele:

  • Die Forst- und Holzwirtschaft soll durch nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holzverwendung den Beitrag zum Klimaschutz steigern.
  • Die Wertschöpfung und die Wettbewerbsfähigkeit des Clusters Forst und Holz soll erhalten und ausgebaut werden.
  • Es sollen endliche Ressourcen durch eine nachhaltige und effiziente Nutzung von Wäldern und Holz geschont werden.

In der Charta werden nachfolgend sechs Handlungsfelder für die Akteure der Branche benannt:

  • Bauen mit Holz in Stadt und Land: Bauen mit Holz bietet Potenzial bei knappem Wohnraum durch kurze Bauzeiten, geringes Gewicht bei hoher Tragfähigkeit und Flexibilität.
  • Potenziale von Holz in der Bioökonomie: Neue Produkte aus Holz, vor allem die Laubholzverwendung soll gesteigert werden.
  • Material- und Energieeffizienz: Die Kaskadennutzung vorantreiben, Herstellungsprozesse und Produkte verbessern.
  • Ressource Wald und Holz: Arten- und strukturreiche sowie produktive Wälder sicherstellen, den Kleinprivatwald stärken und das Holzaufkommen nachhaltig steigern.
  • Cluster Forst und Holz: Den Transfer zwischen Praxis und Forschung ausbauen, die Wettbewerbsfähigkeit und die Branchenvernetzung optimieren.
  • Öffentliche Wahrnehmung Wald: Informationsaustausch mit der Öffentlichkeit über positive Effekte der Nutzung und Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

Die Charta sei ein Gemeinschaftswerk. Wirtschaft, öffentliche Hand, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und die Zivilgesellschaft sollen den Charta-Prozess in den nächsten Jahren als Chance erkennen und mit eigenem Engagement vorantreiben.

Professor Christian Ammer von der Universität Göttingen betonte bei der Tagung, dass in Deutschland auch Wirtschaftswälder eine hohe Biodiversität aufweisen können. Dies hätten eigene Untersuchungen gezeigt. Die mit der Bewirtschaftung oft verbundene Strukturvielfalt wirke sich auf die Biodiversität positiv aus.

Nutzung ermöglicht oft höhere Artenvielfalt

In eine ähnliche Richtung gehen die Aussagen der aktuellen Studie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) „Energiewende und Biodiversität“. Darin kommen die Autoren zu dem Schluss, dass sich bislang weder aufgrund der allgemeinen Nutzungsintensivierung noch durch die verstärkte Energieholznutzung eine erkennbare Zustandsverschlechterung der Wälder ergeben habe. Die Eingriffe in den Vorrat lebenden und toten Holzes würden in der Regel durch den Zuwachs überkompensiert. Auch bei den betrachteten Vogelgemeinschaften ließen sich bisher keine negativen Auswirkungen der gesteigerten (Energie-) Holznutzung nachweisen.

Professor Matthias Dieter vom Thünen-Institut illustrierte den Wertschöpfungseffekt der Forstwirtschaft: „100 m³ Holz entsprechen 15 Hektar, einem Beschäftigten und 52 000 Euro Wertschöpfung. Ein zusätzlicher Holzeinschlag im Wert von einer Million Euro wiederum erzeugt vier Millionen Euro Steuereinnahmen“, sagte Dieter.

Holznutzung ist der beste Klimaschutz

Christian Schulz von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt betonte den Klimaschutzeffekt der Holznutzung. Dazu verwies er auf Forschungsergebnisse, wonach in einem typischen Buchenbestand mit Zielstärkennutzung (also Ernte des Holzes zum optimalen Zeitpunkt – bei Buchen mit einem Alter von rund 140 Jahren – und Nutzung des Holzes zur Herstellung langlebiger Produkte) die CO2-Senkenwirkung deutlich höher sei als in einem ungenutzten Buchenbestand.

LW – LW 28/2017