Wohlwollen der Landespolitik und große Herausforderungen
Treffen der Markmeister und Privatwaldbesitzer
Die hessischen Waldbesitzer können sich über mangelndes Interesse und Wohlwollen der Landespolitik derzeit nicht beklagen. Das wurde bei der traditionellen Waldbegehung zum Jahrestreffen der oberhessischen Markmeister und Privatwaldbesitzer vergangene Woche in Reiskirchen-Ettingshausen deutlich, an dem Landtagsabgeordnete von CDU, SPD, Grüne, FDP sowie ein Politiker der Freien Wähler teilnahmen. Waldbesitzerpräsident Carl-Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont erläuterte dabei insbesondere die Kritik der Waldbesitzer an den Vorlagen zur Novelle des Bundeswaldgesetzes sowie an der EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR).

Foto: Mohr
Neue Regelungen für FBG und Betretungsrecht nötig
Die Novellierung des Bundeswaldgesetzes, gegen dessen ersten Referentenentwurf die Waldbesitzer massiv protestiert hatten, ist unterdessen laut Prinz Waldeck umgebaut worden. Es handele sich jetzt quasi um ein Änderungsgesetz. Bedarf für Anpassungen des Bundeswaldgesetztes sieht Prinz Waldeck lediglich bei der Erweiterung der Dienstleistungen von Forstbetriebsgemeinschaften, der Verkehrssicherung und dem Betretungsrecht mit Blick auf von Internetplattformen veröffentlichten Wege in den Wäldern. Dagegen wandte er sich gegen zusätzliche Vorgaben zur Baumartenwahl und zu Kahlschlagsregelungen selbst für kleine Flächen. „Wir haben ein gutes Landesgesetz, wir brauchen auf Bundesebene nur einen Rahmen“, so Prinz Waldeck. Zu den geplanten Änderungen beim hessischen Naturschutzgesetz und Gesetz zum Grünen Band verlangt er, dass die Waldbesitzer „mitgenommen“ werden und „wir nichts übergestülpt bekommen“.
„Wir haben eine große Waldgemeinde hinter uns“
Zuvor hatte Sylvia Ruppel, Vorstandsmitglied im Hessischen Waldbesitzerverband und Sprecherin der Markwaldbesitzer, auf die hohe Anzahl von Waldeigentümern in den Gemeinschaftswäldern hingewiesen. „Wir haben eine große Waldgemeinde hinter uns.“
Die Landtagsabgeordnete Wiebke Knell von der FDP erklärte, dass sich ihre Kollegen in der Ampelkoalition gegen den ersten, sehr weitreichenden Entwurf des Bundeswaldgesetzes aus dem Hause von Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir gewandt hätten. Auch der neue Entwurf enthält nach ihrer Meinung noch Knackpunkte. Kritisch sieht sie insgesamt den Eingriff ins Eigentum. Mit Blick auf die Beteiligung an der Ampelkoalition sagte Knell, dass es schon mal mehr Spaß gemacht habe, in der FDP zu sein. Bei den von der neuen Landesregierung und der schwarz-roten Koalition angestrebten Anpassungen des hessischen Naturschutzgesetzes sowie des Gesetzes zum Grünen Band hoffe sie auf einen Umschwung und auf weniger Ideologie.
Lob für ASP-Krisenmanagement
Ausdrücklich lobte Knell das Krisenmanagement der Landesregierung zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP): „Ich bin sehr zufrieden.“
Hans Jürgen Müller, Landtagsabgeordneter der Grünen, sieht sich bei der negativen Bewertung der Verordnung entwaldungsfreie Lieferketten auf der Linie des Waldbesitzerverbandes. Das Bundeswaldgesetz dagegen hält er für gerechtfertigt. Es müsse angesichts des Klimawandels und der Bedeutung des Waldes fürs Klima etwas getan werden. Er mache sich große Sorgen. Gleichwohl räumte er ein, dass nicht alle Vorschläge zielführend seien. Den Waldbesitzern bescheinigte er, dass sie sich im Sinne des Klima- und Naturschutzes verhielten.
Hessen will Bauen mit Holz voranbringen
Sebastian Müller, forstpolitische Sprecher der CDU-Fraktion sprach sich für eine Vergütung der CO2-Bindung des Holzes aus. Dies stehe den Waldbesitzern zu. Die hessische Landesregierung wolle das Bauen mit Holz voranbringen, berichtete Müller, der selbst mit seinem Vater Besitzer eines kleinen Waldes in der Nähe von Fulda ist und einen praktischen Zugang habe. Bauen mit Holz habe eine gute Ökobilanz. Um das Bauen mit Holz anzutreiben, müssten Bauvorschriften angepasst werden. Müller schlägt vor, fertige Pläne beziehungsweise Ausschreibungsunterlagen für Schul- und Kindergartengebäude aus Holz vom Land zur Verfügung zu stellen. Das Bundeswaldgesetz müsse seiner Ansicht nach ein Wirtschaftsgesetz sein mit der Betonung auf die Bewirtschaftung und die Eigenversorgung mit Holz. Die heimischen Wälder seien strukturreich, und auch in den Wirtschaftswäldern wüchsen Orchideen, so Müller. Das Hessische Naturschutzgesetz und das Gesetz zum Grünen Band sei auf der Agenda der schwarz-roten Koalition in Wiesbaden, berichtete Müller weiter. Richtlinie dabei sei, dass eine Umsetzung der Ziele nur gemeinsam funktioniere.
Der aus dem Vogelsberg stammende SPD-Landtagsabgeordnete Maximilian Ziegler berichtete, dass er 13 ha Wald von seinen Eltern bewirtschafte. Er plädierte für Pragmatismus in der Politik. Ziegler ist Sprecher der SPD-Fraktion für den ländlicher Raum, Jagd und Fischereiwesen. „Wir müssen schauen, dass die Dinge vor Ort funktionieren.“ Unvoreingenommenheit habe die Landesregierung gezeigt, indem sie die FSC-Zertifizierung des Staatswalds aussetzt. Bekanntlich sollen bis März 2028 unter anderem der naturfachliche Nutzen, die Folgen für die Beschäftigten und die Kosten evaluiert werden.
Der Freie-Wähler-Politiker Wilhelm Hartmann kam in Vertretung des Europaabgeordneten Engin Eroglu. Als Gärtnermeister habe er Verständnis für das Arbeiten und den Umgang mit der Natur. „Wir stehen für den gesunden Menschenverstand.“
Förster a.D. Dieter Illhardt, der die Familie Hinkel bei der Bewirtschaftung des „Bleiwalds“ in Ettingshausen (Dieter Blei war der Begründer dieses Privatwaldes) berät, gab angesichts des Klimawandels und der Schäden an den Beständen einen etwas düsteren Ausblick. Der Wald umfasst rund 200 ha. Die 26 ha Fichten, die es laut Forsteinrichtung von 2018 gab, seien zwischenzeitlich durch Sturm und Schädlingsbefall nicht mehr da. Die Douglasien hätten deutlich lichte Kronen, vereinzelte Absterbeerscheinungen gebe es auch bei den Kiefern. Dafür seien vermutlich die Hitzeperioden verantwortlich. Ahorn fühle sich auf dem Standort nicht wohl. Daneben gibt es noch 25 ha Eiche bis 40 Jahre und wenige Alteichen. Sie sehen laut Illhardt brauchbar aus. Außerdem stehen 60 ha Buche.
Höhere Temperatur, mehr Strahlung, weniger Wasser
Angesichts einer erhöhten durchschnittlichen Temperatur, mehr Strahlung und weniger Niederschlag, sei die Frage, welche Baumart künftig gepflanzt werden soll, sehr schwierig. Hinzu kommen vor Ort extreme Bedingungen wie wochenlange Vernässung und dann monatelange Trockenheit. Zu den Maßnahmen, um diesen großen Herausforderungen zu begegnen, nannte der Förster eine stärkere Strukturierung des Waldes, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, die Erhöhung des Aufwuchsschutzes und eine intensive Pflege. „Wir probieren alle Baumarten aus und betreiben einen hohen Aufwand mit Kosten, bislang mit mäßigem Erfolg, so Illhardt.
CM – LW 38/2024