Wünsch dir was!
LW-Leserinnen berichten über ihre Geschenke zum Fest
Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. Jedes Jahr stehen wir wieder vor der gleichen Frage: Was schenke ich meinen Lieben zum Fest? Wie es LW-Leserinnen mit Geschenken halten – Autorin Silke Bromm-Krieger hat nachgefragt.
Altenteilerin Margarete Grün aus Weilburg-Ahausen fängt mit dem Schenken nicht erst am Heiligabend an. Bereits in der Vorweihnachtszeit dürfen sich Menschen, die ihr lieb und teuer sind, über kleine Präsente freuen. Es ist ihre Art, zum Jahresende Dankeschön für ein nettes Miteinander zu sagen und nahestehenden Menschen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. „Ich mache gern vorweihnachtliche Besuche und bringe selbst gebastelte Strohsterne, etwas Selbstgebackenes oder auch mal eine schöne Amaryllis mit“, berichtet die erste Vorsitzende des Bezirkslandfrauenvereins Weilburg. Für ihre vier Enkeltöchter und ihren Enkelsohn im Alter von 3 bis 15 Jahren gibt es am Nikolaustag stets ein selbst gebackenes Adventshäuschen aus Omas Backstube.Lebendiger Advent in der Dorfgemeinschaft
Die Adventswochen werden in Weilburg-Ahausen sehr bewusst begangen. Die Dorfbewohner schenken sich regelmäßig gemeinsame Zeit. „Viele beteiligen sich an der Aktion „Lebendiger Advent“. In diesem Rahmen treffen wir uns täglich zw
Absprachen verhindern Fehlkäufe
Welche Geschenke den Familienangehörigen unter den Tannenbaum gelegt werden, wird bei Familie Grün vorher genau abgesprochen, um Fehlkäufe zu vermeiden. „Beschenkt werden bei uns Sohn und Tochter, die Enkelkinder und eine alleinstehende Tante.“ Etwa 50 bis 75 Euro pro Person gibt Margarete Grün für die Präsente aus. Mit ihrem Mann schenkt sie sich nur eine Kleinigkeit. Am HeiligÂabend fahren die beiden mit einem Wäschekorb voll liebevoll verpackter Geschenke erst zur Familie der Tochter, dann zur Familie des Sohnes. Am ersten oder zweiten Feiertag trifft sich die Großfamilie bei Margarete Grün und ihrem Mann.
Bei der Auswahl ihrer Geschenke hat die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin zwei Prinzipien: „Ich verschenke keine Gutscheine und kein Geld. Gutscheine wandern in die Schublade und werden vergessen. Geldgeschenke empfinde ich als kalt.“
Zum Schluss des Gespräches möchte die 66-Jährige einen Gedanken anmerken: „Wir sollten bei all der vorweihnachtlichen Hektik und beim Geschenkekauf die christliche Dimension des Festes nicht aus den Augen verlieren. Nach dem Totensonntag warten wir in den Adventswochen auf einen Neubeginn, auf das Kommen Jesu Christi als Gottes Geschenk an uns. Das ist weit bedeutsamer als alle irdischen Geschenke.“
Familienzeit wichtiger als Geschenke
Helga Schürger und ihr Mann Helmut betreiben mit ihrem Sohn Klaus einen Milchvieh- und Ackerbaubetrieb in Fränkisch-Crumbach/Odenwald. Die Beisitzerin im
Das Weihnachtsfest begehen die Eheleute Schürger mit Sohn Klaus und Schwiegertochter Silke sowie den Enkeln Philipp (4) und Niklas (2). „Da die junge Familie am Heiligabend gerne am Nachmittag zum Krippenspiel in die Kirche geht, übernehmen wir die Stallarbeit. Den Abend verbringen wir gemeinsam. Es gibt ein Fischgericht. Manchmal gehen wir spätabends noch in die Christmette“, so die 56-Jährige.
Neujahr werde, wenn es die Verkehrswetterlage zulässt, die Familie von Tochter Brigitte bei Kassel besucht. Drei kleine Enkelkinder warten hier schon gespannt auf eine zweite Bescherung mit Oma und Opa.
Ein festes Budget für ihre Weihnachtsgeschenke hat Helga Schürger nicht. Sie achtet aber darauf, die Familienmitglieder gleich zu bedenken. „Manchmal geben mein Mann und ich für ein größeres Geschenk etwas dazu.“ Mit ihrem Mann schenkt sich die Landfrau nur eine Kleinigkeit. „Wir kaufen uns über das Jahr doch schon alles, was wir brauchen. Da müssen es an Weihnachten keine großen Geschenke mehr sein.“
Umtauschen erlaubt!
Ab dem ersten Advent beginnen für die Kreisvorsitzende Uta Schmitt vom Kreislandfrauenverband Mainz die Weihnachtsvorbereitungen. Mit ihrem Mann Ludwig betreibt sie einen Obst- und Spargelhof am Stadtrand von Mainz.
Enkel Martin (2 ½ Jahre), zwei Söhne, Schwiegertöchter und die Schwiegermutter werden zum Fest mit Geschenken bedacht. „Ich frage nach, und dann können meine Lieben ihre Wünsche äußern. Manchmal gebe ich für eine größere Anschaffung etwas dazu.“ Bis zu 100 Euro veranschlagt Uta Schmitt pro Person. Ob die Beschenkten ihre Geschenke gegebenenfalls auch umtauschen dürfen? „Wenn etwas nicht den Geschmack getroffen hat, dürfen die Betroffenen natürlich umtauschen. Da sollte man nicht eingeschnappt sein. Man möchte ja, dass alle Freude an ihren Geschenken haben.“ Eine Möglichkeit sei, im Zweifelsfall lieber gemeinsam eine Sache auszusuchen.
Gutscheine lehnt die Landfrau nicht grundsätzlich ab. „Sie müssen aber passen und sollten nicht ins Blaue hinein besorgt werden. Wenn ich weiß, dass jemand regelmäßig in ein bestimmtes Geschäft oder Lokal geht, kann ein Gutschein von dort ein nettes Geschenk sein.“
Ãœbrigens: Am spannendsten findet Uta Schmitt Geschenke, mit denen sie überhaupt nicht gerechnet hat. An ein Geschenk, das sie von ihren Kindern zum Geburtstag und Weihnachtsfest bekam, denkt sie deshalb besonders gern zurück. „Ich hatte insgeheim zwei Cappuccinotassen von einem ausgefallenen Kaffeeservice im Blick. Mir die Tassen selbst zu gönnen, war mir einfach zu teuer. Als ich dann plötzlich und unverhofft von meinen Kindern das komplette Service für sechs Personen bekam, war das eine tolle Ãœberraschung, über die ich mich sehr gefreut habe.“
Heiligabend finden die Geschenke der Familie einen Platz unterm festlich geschmückten Tannenbaum. „In diesem Jahr feiert die gesamte Familie bei meinem Mann und mir. Bescherung, Abendessen und der Besuch der Christmette stehen auf dem Programm. „In gemütlicher Runde zusammenzukommen und in der Kirche später die traditionellen Weihnachtslieder von anno dazumal zu singen, gehört für mich zu einem gelungenen Weihnachtsfest dazu“, bekennt sie.
Geschenke sollten nicht zu groß sein
Agrarbiologin Hedda Hinkel vom Weingut Dr. Hinkel in Framersheim/Rheinhessen meint, dass zu einem Weihnachtsfest Geschenke unbedingt dazu gehören. Man sollte jedoch die richtige Balance zwischen Gabe und Gegengabe finden. So erhalten in ihrer Familie die Erwachsenen kleine Aufmerksamkeiten und die Kinder größere Geschenke. „Die Geschenkeübergabe an Weihnachten schafft Nähe und Stabilität und stärkt die Beziehungen innerhalb der Familie“, ist die Winzerin überzeugt.
Zeit füreinander haben
Auch wenn in den meisten Familien Geschenke zum Heiligabend dazugehören, sehen die Befragten den Kitsch und Kaufrausch vor Weihnachten und die steigende Kommerzialisierung des Festes durchaus kritisch. Schließlich gibt es noch ganz andere, nicht materielle Wünsche: Mehr Zeit für sich und die Familie zu haben, gesund zu bleiben, ohne schwere Schicksalsschläge durchs neue Jahr zu kommen oder sich wieder einmal von Herzen zu freuen. Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine gute Zeit, auch solchen Wünschen einmal bewusst nachzuspüren und sie im Familienkreis offen anzusprechen.
– LW 51/2012