Zwischen Konfrontation und Annäherung

Landwirtschaft und Ernährung gehören, nachdem der Atomausstieg und die Energiewende eingeleitet und die Themen auch von anderen Parteien vereinnahmt worden sind, zu den wichtigsten Politikfeldern der Grünen. In den Bundesländern, in denen sie an der Regierung beteiligt sind, streben sie das Agrarressort an. In sechs Bundesländern stellen die Grünen mittlerweile die Landwirtschaftsminister.

Das Auskommen mit dem Berufsstand stellt sich in den Ländern durchaus unterschiedlich dar. Das hängt mit den Charakteren der Akteure zusammen und auch mit den landwirtschaftlichen Strukturen. In Niedersachsen spitzte sich die Lage bis vor kurzem zu. Hier ist die Landwirtschaft am intensivsten und hat in manchen Gebieten wohl auch ihre Grenzen erreicht. Und hier hat der Berufsstand auch mit dem rigorosesten Minister zu tun, der beispielsweise in der Schweinehaltung das Verbot des Schwänze-Kupierens nach strengem Zeitplan ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen will. Lange Zeit redete man wenig miteinander, jetzt gehen anscheinend beide Seiten etwas aufeinander zu.

In Hessen und Rheinland ist die Landwirtschaft im Durschnitt extensiver. Die Viehbestände der beiden Bundesländer werden von manchen Landkreisen in Niedersachsen oder Westfalen übertroffen. Aber auch die handelnden Personen sind zugänglicher. In Hessen spielt zudem der schwarze Koalitionspartner eine Rolle. Hier herrscht ein konstruktives Miteinander. Wenig konstruktiv sind allerdings die Sprüche, die auf dem Bundesparteitag der Grünen in Hamburg fielen. Die Behauptung, dass resistente Keime durch den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung verursacht werden, ist unter anderem durch das RKI und durch eine DAK-Studie, beide sind der Parteilichkeit unverdächtig, eindeutig widerlegt. Doch wie manch andere Partei verfolgen auch die Grünen die Strategie, Angst und Verunsicherung über vermeintliche Missstände zu verbreiten und sich dann als Retter zu präsentieren. Dass sie mit ihren unsachlichen und falschen Behauptungen Betrieben schaden und die dahinter stehenden Menschen diffamieren ist der Partei, die ansonsten ein vorurteilsfreies Zusammenleben propagiert, gleichgültig.

Cornelius Mohr