Bereits 22 Einsätze gegen Hagel geflogen

Zwischenbericht zur Hagelsaison

Die Wetterlage in der Pfalz war in den vergangenen Wochen extrem aufgeheizt, immer wieder haben sich Gewitter gebildet. „Unsere Piloten haben vier Wochen am Stück Bereitschaftsdienst gehabt und sind bereits 22 Einsätze gegen Hagel geflogen“, sagt Dirk Gerling, Geschäftsführer des Vereins zur Hagelabwehr Vorder- und Südpfalz.

Die zwei Hagelflieger mit ihrer zahlreichen Besatzung konnten dieses Jahr schon zahlreiche Hagelereignisse minimieren, nachts ist das Starten jedoch verboten.

Foto: Verein Hagelabwehr

Dabei ist erst ungefähr die Hälfte der Saison vorbei. Sie geht üblicherweise bis Mitte September. Hagelflieger sind besonders ausgerüstete Flugzeuge, die bei speziellen Wetterlagen in den Aufwindbereich von Gewitterwolken einfliegen und über eine Zusatzeinrichtung ein Silberjodid-Aceton-Gemisch in die Wolken versprühen, um die Bildung großer Hagelkörner zu verhindern. „Unser Ziel ist es, die Unwetterlagen zu entschärfen. Das ist uns in diesem Jahr bei unseren Einsätzen gut gelungen. Wir können den Hagel nicht verhindern, aber die Hagelkörner zumindest so klein machen, dass sie keinen Schaden anrichten können“, so Gerling.

Schaden kann deutlich minimiert werden

Machtlos sind die Hagelflieger allerdings, wenn es in der Nacht zu einem Hagelereignis kommt wie kürzlich in der Südpfalz rund um Schweigen. Nachts dürfen die Flugzeuge nicht starten. Der Verein zur Hagelabwehr Vorder- und Südpfalz hat zurzeit 600 Mitglieder, wie der Vorsitzende des Vereins Reinhold Hörner auf der Mitgliederversammlung Mitte Mai in Limburgerhof berichtete. „Wir wünschen uns noch mehr Unterstützung durch neue Mitglieder“, machte Hörner deutlich. Bisher seien nur etwa ein Drittel der Rebflächen in der Pfalz durch Mitgliedsbeiträge abgedeckt. Und gerade in diesem Jahr sei der Klimawandel mit einer enormen Gewitterneigung spürbar geworden. Maßnahmen zur Hagelabwehr sind dringender denn je, zumal die Gewitter in diesem Jahr sich kaum vom Fleck bewegen und regional große Schäden anrichten können.

Erfreulich sei, so Hörner in seinem Jahresbericht, dass die Zahl der Piloten, die dem Verein zur Verfügung stehen, stetig wächst. „Wir brauchen langfristig sehr professionell ausgebildete Piloten, die auch über ausreichend Einsatzerfahrung verfügen“, sagte der Vorsitzende. Deshalb investiert der Verein viel Zeit und Geld in eine sorgfältige Ausbildung. Denn es komme auf den richtigen Zeitpunkt an, die Gewitterwolken mit Silberjodid-Aceton-Gemisch zu impfen.

Malte Neuper, Radar-Info, Karlsruhe, stellte auf der Mitgliederversammlung in seinem Vortrag neben positiven Beispielen durch den Einsatz der Hagelflieger auch deren Grenzen vor. Bei riesigen Gewitterlinien sei es beispielsweise schwierig, den richtigen Impfort zu bestimmen. Auch der Impfzeitpunkt sei entscheidend. Der Meteorologe zeigte anhand vieler Radaraufnahmen der Gewittersuperzelle 1. August 2017 auf, dass das Prinzip der Hagelabwehr funktioniert und dass die Gewitterzellen nach einer Impfung mit einer Silberjodid-Aceton-Mischung ein deutlich verändertes Verhalten aufweisen. Alle Gewitter, die in den letzten Jahren rechtzeitig beimpft worden sind, hätten keinen großen, schadensträchtigen Hagel gebracht, so der Hagelexperte in seinem Fazit. Für die aktuelle Saison geht er davon aus, dass die Impfung durch eine intensivere Überwachung und Steuerung der Hagelflieger noch einmal verbessert werden kann.

Wer Interesse an der Arbeit des Vereins zur Hagelabwehr in der Vorder- und Südpfalz hat, findet alle Informationen auf der neu gestalteten Homepage des Vereins unter www.vereinhagelabwehr.de. Dort werden auch die einzelnen Hagelflugeinsätze dokumentiert.

ibs – LW 26/2018