In 46 Jahren zum Rheinhessen geworden
Bildhauer Prof. Eberhard Linke erhielt Weinkulturpreis
Mit dem sechsten Weinkulturpreis, der seit 2008 vergeben wird, zeichnete die 334 Mitglieder starke Weinbruderschaft Rheinhessen zu St. Katharinen den in Flonheim lebenden Bildhauer Prof. Eberhard Linke aus. Die Übergabe des Preises stand im Mittelpunkt des traditionellen Weinzirkels am Dreikönigstag, zu dem sich rund 130 Mitglieder und Gäste in der Spiesheimer Sängerhalle trafen.

Foto: Norbert Krupp
„Im Jubiläumsjahr 2016 hat Eberhard Linke eine Serie von 14 Köpfen historischer Persönlichkeiten aus Rheinhessen geformt. Diese Köpfe sind Teil des Terroirs, weil sie an der Gestaltung, an der Formung der Landschaft beteiligt waren“, erklärte der Mundartautor Volker Gallé, der die Laudatio auf Linke hielt.
Persönlichkeiten Rheinhessens aus Ton
Fünf der aus Ton in Handarbeit geformten Köpfe waren vor der Bühne ausgestellt. Gallé erinnerte daran, dass Prof. Linke schon hohe Ehrungen zuteil wurden, darunter die Max-Slevogt-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz und der Villa-Massimo-Preis.
Prof. Linke bedankte sich für die unerwartete Auszeichnung und die damit verbundene Anerkennung. Vor 46 Jahren sei er im Herzen Rheinhessen angekommen, und die Preisverleihung sei so etwas wie ein Zeichen, dass er inzwischen ein Rheinhesse sei. Seine Annährung an Rheinhessen begann damit, dass er sich 1972 erfolgreich an der Fachhochschule Mainz beworben habe. Von einer Mietwohnung in Klein-Winternheim aus habe er sich eine kleine Hofreite in Saulheim gesucht, die er erworben habe und dann kernsanieren musste. Mit der vielen Arbeit, die dabei zu leisten war, habe man sich den Respekt der Nachbarn verdient: „Die kenne schaffe!“
Rheinhesse ist, wer Rheinhesse sein will
Weil der Standort in Saulheim nicht mehr ausgereicht habe, um all seine Skulpturen zeigen zu können, seien er und seine Frau nach Flonheim umgezogen und hätten dort 2009 ihre Stiftung gegründet. „Ich bin also Rheinhesse, ohne Rheinhessisch zu können“, bekannte Linke, der es als peinlich empfindet, wenn Fremde versuchen, eine regionale Mundart zu sprechen. Dies müsse von klein auf geübt sein.
In seiner Neujahrsansprache richtete Brudermeister Otto Schätzel bereits den Blick auf das 50-jährige Bestehen der Weinbruderschaft, das 2020 begangen werden soll. Er appellierte: „Wenn wir uns heute von anderen Weinregionen unterscheiden wollen, müssen wir die Kultur nach vorne stellen.“ Diese Botschaft habe er von Volker Gallé gelernt. Schätzel definierte als erstrebenswertes Ziel der Integration: „Rheinhesse ist, wer Rheinhesse sein will“.
Bruderrat und Pfarrer Tobias Kraft erinnerte an die Hochzeit zu Kana, bei der Jesus das in großen Tonkrügen herangeschleppte Wasser in köstlichen (Rot-)Wein verwandelt habe. Ein Oxford-Student habe dieses Wunder in einem Satz zusammenfasst: „Das Wasser erkannte seinen Meister und errötete.“ Aus diesem Beispiel dürfe man lernen, dass Gott uns Menschen bei allen Problemen und Krisen des Lebens beistehe.
Ortsbürgermeister Hans Philipp Schmitt hieß die Weinbruderschaft in der fast 1 000 Einwohner großen Gemeinde willkommen, deren Besonderheiten er gerne vorstellte. Bereits zur Einstimmung auf die Veranstaltung hatte Weinbruder Heribert Erbes durch den historischen Ortskern zur evangelischen Kirche geführt, wo der Posaunenchor spielte.
Zum Abschluss moderierte die rheinhessische Weinkönigin 2015/16 Sabrina Becker eine kleine Verkostung von neun Spiesheimer Weinen, die die Winzer selbst präsentierten.
nk – LW 2/2019