Das A und O ist eine flexible Vermarktung

Vortragstagung zum Kartoffelanbau bei der Landwirtschaftlichen Woche

Im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen hatte der LLH drei namhafte Referenten zum Thema Kartoffelbau in die Stadthalle Gernsheim geladen. Erfolgsfaktoren, Bestandesführung und die Drahtwurmproblematik wurden thematisiert und mit Beratern sowie Landwirten im Anschluss diskutiert.

Dr. Mathias Schindler von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Kartoffelbau dar und gewichtet deren Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. Wie nicht anders zu erwarten, steht hierbei der Preis an erster Stelle. Denn 50 Cent Aufschlag pro Dezitonne bedeuten 203 Euro mehr pro Hektar!

Den größten Einfluss hat der Preis

Eine optimierte Lagerung soll seinen Angaben zufolge rund 2,25 bis 3 Euro pro dt kosten. Dabei sind wegen der sinkenden Kosten Gemeinschaftsanlagen anzustreben. Ob sich die Lagerung lohnt, könne nur eine Auswertung der letzten Jahre zeigen: „In den letzten zehn Jahren waren die Lagerungskos­ten in fünf Jahren durch steigende Preise gedeckt. Da der notwendig Preisaufschlag mit den Lagermonaten steigt, rät Schindler zu einer gestaffelten Vermarktung in mindestens vier verschiedenen Terminen.

Dr. Mathias Schindler.

Foto: Becker

Karl Gröschl.

Foto: Becker

Manfred Mohr.

Foto: Becker

Auch bei der Mechanisierung und Flächenausstattung machte der Referent Einsparpotenziale aus und konnte diese auch beziffern. Bei einer Mechanisierung von 5-ha-Schlägen (2 km Entfernung) mit einem 2,1 m breiten Pflug, einer 4-reihigen Legemaschine und einem 2-reihigen Roder kommt man auf Arbeitserledingungskosten von 943 Euro/ha. Vergrößert man den Pflug auf 3,5 m und erntet 4-reihig, sinken die Kosten um 43 Euro/ha. Pflügt man allerdings 1,4 m breit und erntet nur 1-reihig, steigen die Kosten im ersten Beispiel um 75 Euro/ha.

Vermarktung in kleineren Teilschritten

Bei Schlaggrößen von 10 ha kann man noch einmal 34 Euro sparen, mit einem 4-reihigen Roder sogar 46 Euro/ha. Kleinere Schläge von 2 ha werden sogar um 71 Euro pro ha teurer, bezogen auf eine 4-reihige Ernte sogar um 147 Euro/ha. „Als Zusatzgewinn fallen noch geringere Vorgewendeverluste an“, so Schindler. Die Kosten für größere Entfernungen zum bewirtschafteten Schlag bezifferte er mit 22 Euro/ha je Entfernungskilometer.

Für die Vermarktung sei es entscheidend, Trends zu erkennen und bei undurchsichtiger Marktlage abzuwarten und in kleinen Schritten einzusteigen. „Auch Experten könne irren, und daher sollten deren Einschätzungen immer auf Plausibilität überprüft werden. Im Nachhinein kann ihnen jeder Experte immer sagen, warum seine Prognose nicht zugetroffen hat.“

Das Pflanzgut bildet die Grundlage

Wie man durch die Bestandesführung positiv auf den Ertrag und die Qualität von Kartoffeln einwirken kann, erläuterte Karl Gröschl, NU Agrar GmbH. Wie viele Stauden man pro m2 im Feld stehen hat, lässt sich natürlich über den Pflanzabstand und die Pflanzgutvitalität beeinflussen. Gröschel zeigte aber auch viel komplexere Zusammenhänge wie beispielsweise die Beeinflussung der Stängelzahl pro Staude über die apikale Dominanz oder die Saatbettbeschaffenheit.

„Die apikale Dominanz wird durch Temperatur, Lagerung und Beschädigungen maßgeblich beeinflusst. Daher sollten Sie die Geschichte einer Pflanz­gutpartie kennen. Wenn sie mehr Stängel pro Pflanzen haben, wirkt sich das dann auch positiv auf die Sortierung aus“, so Gröschl. Er belegte auch anhand von Versuchen, dass übergroße Pflanzkartoffeln schon zwei Wochen früher die Reihen schließen als Untergrößen. Ein geschlossener Bestand wiederum nutze die vor allem im Mai hohe Strahlung besser, ebenso das Wasser.

Auch in Sachen Rhizoctonia sei die Kontrolle des Pflanzgutes unerlässlich. Diese immer weiter verbreitete Krankheit mindere das gesamte Wachstum der Pflanze. Ab zehn Prozent befalle­-ner Knollen sollte man unbedingt auf allerbeste Startbedingungen für den Bestand achten. In Sachen Düngung hob der Berater hervor, dass man beim Stickstoff ruhig zurückhaltend sein und eher auf die Nährstoffe Bor und Kalium achten sollte.

Gröschl forderte einen direkten Kontakt zwischen Kartoffel-Anbauer und Pflanzguterzeuger. „Sie müssen wissen, was mit den Knollen los ist, um beim Anbau entsprechend darauf reagieren zu können.“

Auch in dieser Saison Zulassung für Goldor Bait

Ãœber erste Erfahrungen mit dem Produkt Goldor Bait zur Drahtwurmbekämpfung, das auch 2011 angewendet werden darf, referierte Manfred Mohr vom DLR Rheinhessen-Nahe Hunsrück. Seinen Angaben zufolge wurde in den letzten Jahren ein durchschnittlicher Wirkungsgrad von 69 Prozent erreicht. „Da das Granulat im Boden von den Tieren aktiv aufgesucht werden muss, ein guter Wert“, sagte Mohr.

Damit das Mittel auch weiterhin zur Verfügen steht, müsse unbedingt auf die Einhaltung der Sicherheits- und Anwendungsbestimmungen geachtet werden. Diesbezüglich seien aber im letzten Jahr keine Probleme aufgetreten. KB