Das Alter schützt nicht vor der Suchtgefahr

Regionale Landsenioren-Arbeitstagung in Frankenberg

Hoher Alkoholkonsum, Tablettenmissbrauch oder exzessi­ves Glücksspiel: Diese Probleme treten zunehmend auch im höheren Erwachsenenalter auf, wie Ulrike Ritter von der Fachstelle Suchtpräventation jetzt auf der regionalen Arbeitstagung der Landsenioren Gruppe Nord-West in der vergangenen Woche in der Frankenberg mitteilte.

Der Landseniorenverband Hessen richtet jährlich im Frühjahr vier regiona­le Arbeitsta­gungen zu aktuellen Fragen aus. An der regionalen Arbeitstagung Nord-West in Frankenberg nahmen rund 90 Teilnehmer aus Biedenkopf, Fritzlar, Homberg, Kassel, Waldeck, Wolfhagen, Ziegenhain, Hofgeismar und Frankenberg teil.

Foto: Susanna Battefeld

Die Expertin hielt einen Vortrag vor knapp 90 Landsenioren und sprach über das Thema „Sucht und Alter“. Ritter sagte „Rund 30 Prozent der über 65-jährigen Männer und 18,5 Prozent der Frauen in dieser Altersgruppe, überschreiten die Grenzwerte für einen risikoarmen Alkoholkonsum und gehen dadurch erhebliche gesundheitliche Risiken ein.“ Suchtprobleme gebe es auch bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Psychopharmaka, Schmerzmitteln und Nikotin sowie illegalen Drogen und Spielsucht.

Der Mensch braucht Aufgaben bis ins hohe Alter

Vor allem aber sei die Medikamentenabhängigkeit ein „Riesenthema“ unter den Senioren. Man suche sich aber – anders als bei Alkoholproblemen – meistens keine Hilfe und versuche das „mit sich selbst auszumachen“.

Als Ursachen für Suchterkrankungen im Alter nannte sie vor allem den Übergang in die Rente, den Verlust des Lebenspartners oder andere, einschneidende Veränderungen der bisherigen Le­bensumstände. „Achten Sie darauf, dass Sie eine Aufgabe haben“, riet sie. Hilfreich sei auch, schon vor der Rente zu überlegen, wie man seinen Tag dann ausfüllen möchte. „Aktiv bleiben, neugierig bleiben, Kontakte halten und pflegen“, das sei wichtig auch zur Suchtprävention.

Als weitere Referentin begrüßte der Vizepräsident des Hessischen Landseniorenverbandes Giselher Dietrich die Geschäftsführerin der Servicebörse, Heike Arnold. Sie stellte den Landsenioren die Angebote des im Juli 1999 gegründeten Unternehmerinnen-Netzwerkes vor. Die Aufgaben reichen von Kinder- und Seniorenbetreuung über Haushaltshilfe bis hin zum Büroservi­ce oder Catering. „Unsere Dienstleisterinnen sind alles selbstständige Unternehmerinnen“, sagte Arnold und ergänzte: „Wir brauchen noch weitere Dienstleister – durchaus auch im Rentenalter. Bei uns kann man seine Mitarbeit individuell gestalten“.

Esther Schaab erläuterte die Angebote der Hessischen Landvolk-Hochschule in Friedrichsdorf, beispielsweise spezielle Bildungswochenenden für Gruppen und Landseniorenvereinigungen. Eva Golde, die kürzlich in den Beirat des Landseniorenverbandes Hessen gewählt worden war, hatte die Gäste zuvor – auch im Namen des verhin­derten Frankenberger Landseniorenvorstandsmitgliedes Werner Raabe – begrüßt und über die laufenden Aktivitäten berichtet.

Battefeld  – LW 14/2016