Mit anderen Landwirten Zypern erkundet

Sehenswürdigkeiten und landwirtschaftliche Betriebe besichtigt

Zypern ist die drittgrößte Insel im Mittelmeer, seit 2004 ist das Land Mitglied der EU. Leser landwirtschaftlicher Zeitschriften konnten Mitte November während einer achttägigen Gruppenreise auf dem griechischen Teil der Insel Sehenswürdigkeiten und einige landwirtschaftliche Ziele besichtigen.

So sieht die Milcherzeugung auf Zypern aus: Die Milch der Jersey- sowie Holsteinkühe und Damaskusziegen wird zu Halloumi-Käse verarbeitet. Die Kosten für Stallbauten sind auf der Insel durch die einfache Bauweise gering, die Futter- und Wasserkosten jedoch hoch.

Foto: Brüggemann

Zypern liegt auf der Grenze der eurasischen und der afrikanischen Kontinentalplatten. Die Böden bestehen aus Lava, haben also vulkanischen Ursprung oder sind aufgeschobene Meeressedimente. Das fruchtbare Land ist stark von den Niederschlägen abhängig, die in der Ebene bei jährlich 330 mm, im Gebirge bei 1 200 mm liegen. Zur Wasserversorgung des Landes wurden 103 Stauseen und sieben Meerwasser-Entsalzungsanlagen errichtet. Die Landwirtschaft ist mit 2,3 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) beteiligt, der Tourismus mit 80 Prozent. 14,2 Prozent der Landfläche werden landwirtschaftlich genutzt (1 309 m2), 70 Prozent Pflanzenbau, 21 Prozent Viehhaltung. 21 Prozent der Erzeugnisse werden exportiert, vorwiegend Zitrusfrüchte und Frühkartoffeln, die zu 96 Prozent in die EU gehen.

Oliven, Pfirsiche, Avocados und Pekanüsse

Im Versuchsbetrieb von Achelia, einem von drei staatlichen Versuchsgütern, werden neben Oliven, Pfirsichen, Pekanüssen unter anderem allein 70 verschiedene Zitrus- sowie 20 Avocado­arten gezüchtet, getestet und zertifiziert. Das Pflanzgut wird dann an Landwirte abgegeben. In der angeschlossenen Nutztierhaltungs-Station geht es unter anderem um die Zucht der langohrigen Damaskus-Ziegen. Sie sind gute Milchlieferanten und geben jährlich 500 l Milch mit 4 Prozent Fett, die vorwiegend zu inseltypischem, halbfestem Halloumi- Käse verarbeitet wird. Der typische Käse besteht zu 25 Prozent aus Ziegen-, zu 75 Prozent aus Kuhmilch. Es werden etwa 8 l Milch benötigt, um 1 kg Halloumi zu produzieren, was auf einer Ziegenfarm beobachtet werden konnte. Der Familienbetrieb hält 87 Damaskus-Ziegen, deren Milch in Eigenproduktion zu reinem Ziegenhalloumi verarbeitet und vollständig regional vermarktet wird.

Besichtigt wurde auch der Anbau zypriotischer Frühkartoffeln in der typisch roten Erde.

Foto: Brüggemann

An der Grenze zum türkischen Teil der Insel besuchten die Reisenden eine Rinderfarm, die an zwei Standorten je 1 000 Jersey- und 1 000 Holsteinrinder hält, deren Milch (110 t pro Tag) ebenfalls in einer eigenen Molkerei vollständig zu Halloumi verarbeitet wird. Der anrechenbare Milchpreis liegt durch die eigene Veredelung bei 60 bis 80 Ct/l.

In früheren Zeiten gab es etwa 100 000 Esel auf Zypern, die als Arbeitstiere, Milch- und Fleischlieferanten dienten. Heute sind es noch 1 000, 200 davon fanden die Reisenden auf einer Eselsfarm, die vorwiegend Eselsmilch produziert. Die Milch, 0,3 l pro Esel und Tag, wird zu Nahrungsmitteln, pharmazeutischen oder kosmetischen Produkten verarbeitet. Sie enthalte 60-mal mehr Vitamin C als Kuhmilch, sei voller Proteine, Calcium, Omega-3-Säuren und wirke durch Enzyme antibakteriell.

Im Osten der Insel gibt es ein Gebiet mit roter Erde, eisenhaltig und durch lateritische Verwitterung entstanden. Hier werden die auch in Deutschland bekannten Kartoffelsorten Annabell, Nicola, Allianz und Siglinde als Frühkartoffeln angebaut. Von den jährlich geernteten 200 000 t Frühkartoffeln gehen 160 000 t in den Export. 800 Kartoffelbauern mit je 2 bis 15 ha haben sich zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen, über die die Vermarktung erfolgt. Die durchschnittlichen Erträge liegen bei 30 t/ha, die Frühkartoffeln werden schonend mit Vorratsrodern geerntet. Auf dem Nachbarfeld konnten wir die Ernte von Kolokassi beobachten, eine Taro-Wurzel, die hauptsächlich nach Griechenland und Großbritannien exportiert wird. Auch eine der größten Getreidemühlen der Insel wurde besichtigt.

Im Frühjahr nach Andalusien und im Sommer nach Schweden reisen

Die nächsten Reisen werden im März/April nach Andalusien (Landwirtschaft) und im Juni nach Schweden (Forstwirtschaft) gehen.

Brüggemann – LW 50/2021