Sie werden nicht ausschließlich nach der Milchmenge bezahlt?
Zwei Fortbildungen für Lehrkräfte durchgeführt
Insgesamt 30 Lehrkräfte nutzten im Juni im Kreis Ahrweiler und im Kreis Bernkastell-Wittlich die Chance sich über das Lebensmittel Milch weiterzubilden. Mittelpunkt der Veranstaltungen war immer ein Rundgang über einen Milchviehbetrieb. Der Bauernhofbesuch steht mittlerweile im Lehrplan, denn das Leben auf einem landwirtschaftlichen Betrieb gehört für fast alle Schülerinnen und Schüler nicht mehr zum Alltag.
Foto: milag
Karsten Krause ist mit seinem Betrieb in Lederbach neben der Milcherzeugung noch in der Aufzucht tätig. Auf dem großen Betrieb mit insgesamt etwa 470 Tieren (330 Milchvieh und 150 Nachzucht) leben drei Generationen: Karstens Mutter hilft noch regelmäßig auf dem Hof mit, die Kinder sind in der Zucht und bei Schauen aktiv. Der Schwerpunkt dieses Veranstaltungsteils lag auf Tierwohl und Kuhkomfort.
Die Familie zeigte anschaulich, dass es den Tieren in ihren Ställen gut geht. Um seinen Betrieb zu präsentieren, stahl sich der Landwirt extra eine Stunde Zeit – bei einer gemeinsamen Erdbeermilch (zubereitet mit Milch vom Hof) verabschiedete er sich auf den Traktor, um vor dem nächsten Regen noch Silo einzufahren.
So viele Milchkontrollen haben Lehrer nicht erwartet
Im Gegensatz zum Betrieb Krause betreibt Jürgen Radermacher in Glees einen Mischbetrieb ohne Nachzucht. Er profitiert von den guten Böden der Region und kann deshalb Verluste bei einem Preisverfall eines Produktes leichter ausgleichen. Auch hier lebt die ganze Familie mit und von der Landwirtschaft – zusätzlich dazu noch ein Helfer mit Frau und Kind. Die 66 Kühe werden mit einem Melkroboter gemolken. Deshalb lag der Fokus hier auf der Technik im Stall.
Am Nachmittag erläuterte André Nolden (Melktechnikspezialberater vom Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar) die unterschiedlichen Ausprägungen von Stallbau und Melkstand in Rheinland-Pfalz. Die Vorstellung der vielfältigen Milchkontrollen erstaunten viele Teilnehmer. Dabei wurde deutlich, weshalb Milch als das am Besten untersuchte Lebensmittel gilt. Brigitta Poppe vom DLR Westerwald-Osteifel hob den gesundheitlichen Nutzen von einer ausgewogenen Ernährung mit Milchprodukten und deren multikulturelle Vielfalt hervor.
Viele planen nun einen Besuch mit der Klasse
Insbesondere die Besichtigung der Betriebe – die Kühe und der Melkroboter – hatten es den Lehrkräften angetan. Viele planen einen Besuch mit ihrer Klasse. Das Fazit fiel positiv aus.
Auch Mitte Juni trafen sich 16 interessierte Lehrkräfte in der Molkerei Hochwald Foods GmbH in Thalfang, um mehr über das Grundnahrungsmittel Milch zu erfahren. Den Vormittag verbrachte die Gruppe auf dem Tannenhof in Malborn bei Vera und Thomas Steinmetz. Das engagierte Landwirtsehepaar führte die Teilnehmer mitten unter ihre Tiere und ließ sie fleißig mitarbeiten. „Die Kühe machen nichts. Sie kommen nur näher, um gestreichelt zu werden.“, so Thomas Steinmetz zu den staunenden Lehrern, die sich Auge in Auge mit den Kühen wiederfanden. Später freuten sich die Kühe besonders über den Besuch der Lehrkräfte, als diese Futter in den Futtergang geben durften.
Dr. Norbert Wirtz, der Geschäftsführer des Landeskontrollverbandes (LKV) sowie der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz (Milag), erläuterte nach dem Mittagessen die unterschiedlichen Milchkontrollen, die unabhängig im Labor des LKVs durchgeführt werden. Dabei wunderten sich die Lehrkräfte besonders über die Zusammensetzung des Milchpreises.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Teilnehmer der Meinung, dass der Landwirt ausschließlich nach Milchmenge bezahlt wird. Dass Zusammensetzung und Qualität der Milch auch eine Rolle spielen, überraschte viele. Martin Diederich übernahm die anschließende Führung durch das Labor inklusive der Vorstellung der hochmodernen Maschinen, die 600 Proben pro Stunde verarbeiten können.
Und am Schluss gab es Unterrichtsmaterialien
Anschließend zeigten Hannelore Jacobi, DLR Mosel; Hiltrud Schappert und Yvonne Riede, beide bei Milag, in einem Workshop, wie man mit wenig Aufwand das Thema Milch im Unterricht umsetzen kann. Vor allem der Einsatz der (in Zusammenarbeit mit der i.ma entstandenen) Milchmappen für den Unterricht und das „ABC der Lebensmittel“ (Angebot des DLR) fanden großen Anklang.
milag – LW 27/2016