Was ist beim Einstieg in den Ökolandbau zu beachten?
Umstellertag für Milchviehbetriebe in Homberg (Efze)
Biolandwirte öffnen ihre Tore für umstellungsinteressierte Berufskollegen und berichten über ihre persönlichen Erfahrungen im Verlauf der Umstellung. Das ist das Konzept der sogenannten Umstellertage, die im Rahmen der bio-offensive aus Fördermitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank finanziert werden. Kürzlich veranstaltete das Ökoteam des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) auf dem seit 2014 umgestellten Betrieb der Familie Koch in Homberg (Efze) einen solchen Tag für 25 interessierte Betriebsleiter.
LLH-Öko-Berater Jürgen Sprenger stellte zunächst Regeln zu Haltung, Fütterung, Tiergesundheit und Tierbesatz/Zukauf, sowie allgemeine Anforderungen, wie das Verbot gentechnisch veränderter Organismen, die flächengebundene Tierhaltung und den Einsatz von Betriebsmitteln vor. Ein Kontrollvertrag mit einer zugelassen Kontrollstelle stehe immer am Anfang einer jeden Umstellung. Um die HALM-Prämie B1 für den Ökologischen Landbau zu erhalten, müsse auf Dauergrünland ein Mindesttierbesatz von 0,3 RGV/ha (Ökotiere) eingehalten werden. Die HALM-Richtlinien fordern außerdem eine Umstellung des gesamten Betriebes und nicht nur einzelner Betriebszweige. Zwei Möglichkeiten der Umstellung auf ökologische Milchviehhaltung seien denkbar, so Sprenger: eine schrittweise oder eine gleichzeitige Umstellung (Tierhaltung und Pflanzenbau). Für letztere gelten 24 Monate Umstellungszeit.Versorgungslücke in den ersten acht Wochen
Die Herausforderungen der Milchviehfütterung machte Jürgen Sprenger in einem weiteren Vortrag deutlich: Da bei der Milchkuh in den ersten Laktationsmonaten das Milchgeben genetisch bedingt absolute Priorität habe, stehe in Herden mit Tieren ab 8 000 kg die Zufuhr von beständiger Energie und Eiweiß (Körnermais, HTS-Technik) im Vordergrund. Auch bei bestem Grobfutter ergebe sich eine „Versorgungslücke“ in den ersten acht Wochen, was zu subklinischen bis klinischen Ketosen führen könne. Grundsätzlich sei daher die züchterische Bearbeitung der Herde auf eine „flachere“ Laktationskurve unverzichtbar.
LLH-Öko-Berater Reinhard Schmidt erläuterte die wichtigsten Eckpfeiler einer erfolgreichen Umstellung des Pflanzenbaus auf Öko. Dreh- und Angelpunkt im Ackerbau sei die Fruchtfolge: Auch ohne N-Mineraldünger könnte durch Integration von zweijährigem Feldfutterbau mit Leguminosen die Stickstoffernährung der Kulturpflanzen über den Boden (und nicht aus dem Düngersack) gewährleistet werden. Langfristig müsse auf die Ergänzung der Kalium- und Phoshorversorgung der Böden durch Anwendung zugelassener Handelsdünger geachtet werden.
Um das Aufkommen von Unkräutern/-gräsern in Grenzen zu halten, sei die Beachtung klassischer Fruchtfolgeregeln, wie der regelmäßige Wechsel von Sommerungen und Winterrungen, unverzichtbar. Anhand einer achtgliedrigen Fruchtfolge für Milchviehbetriebe machte Schmidt die vorher genannten Grundsätze anschaulich. Die klassisch-wendende Bodenbearbeitung mit dem Pflug sei aufgrund des Verzichtes auf chemisch-synthetische PflanÂzenÂschutzmittel nach wie vor eine unverzichtbare Maßnahme im ökologischen Landbau, so Schmidt.
Abnahme von Ökomilch derzeit schwierig
Nachdenklich stimmten die Teilnehmer die Aussagen eines Vertreters der Milchwerke Oberfranken-West. Diese nähmen derzeit nur dann weitere Lieferanten von einer Warteliste in ihren Kundenstamm auf, wenn der Standort und die Abholmenge des potenziellen Lieferanten als günstig in die Tour passend eingeschätzt würden. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Wissenstransfers von Öko-Betriebsleiter zu umstellungsinteressiertem Praktiker. Der Bioland-Betrieb Koch hält circa 95 Milchkühe plus weibliche Nachzucht. Eine Besonderheit der Milchviehhaltung ist sicherlich der Tretmiststall, der zwar ein hohes Maß an Tiergerechtheit mit sich bringt, jedoch auch einen erhöhten Strohbedarf bedingt.
Problemzone Unkräuter
Bei einer Rundfahrt über seine Flächen zeigte Betriebsleiter Günther Koch keine Scheu, auch Problemzonen des Öko-Ackerbaus (zum Beispiel ausdauernde Unkräuter) zu zeigen und anzusprechen. Als mittlerweile passionierter Ökobauer hat er jedoch akzeptiert, dass das Aufkommen von Unkräutern dazugehört.
Dr. Haase, llh – LW 34/2016