Wie sich die Beregnung von Kartoffeln rechnet

100 mm zusätzliches Wasser bringen 1 000 Euro/ha mehr

Wann führt eine künstliche Beregnung im Betrieb zu höherem Gewinn? Im nachfolgenden Beitrag analysiert Dr. Mathias Schindler von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, inwieweit die Wirtschaftlichkeit im Kartoffelanbau durch Beregnung gesteigert werden kann.

Der Einsatz von Bereg­nungs­technik ist beim Anbau von Kartoffeln in Jahren mit trockenen Frühsommern wie 2017 wirtschaftlich.

Foto: Moe

Schon vor den Diskussio­nen über steigende Durchschnittstemperaturen und über die veränderte Niederschlagsverteilung im Zuge des Klimawandels wurde die Anlage von Beregnungstechnik in den meisten Anbauge­bieten als ein „must have“ für eine ertragsstabile und nachhaltig wirtschaftliche Kartoffelerzeugung empfohlen. Ohne die Beregnung geht es im Prinzip auch, aber wer einmal sah, wie die Kulturen im Frühsommer unter der Trockenheit litten, will das in der Ernte fällige Lehrgeld nicht nochmals bezahlen.

Welche Ertragseffekte braucht aber der Landwirt aus ökonomischer Sicht, um die Kosten der Beregnung decken zu können? Damit diese Frage beantwortet werden kann, sollten zunächst die Kosten der Beregnung ermittelt werden, zum Beispiel in Form von jährlichen Gesamtkosten. Das hat den Nachteil, dass sich diese bei jährlich variierendem Einsatzumfang ändern. Besser wäre es, die Kosten direkt als Kosten pro Einheit auszuweisen, wobei sich als Einheit dann entweder m3/ha oder besser mm Beregnung/ha anbieten, damit es gleich auf den Wetterbericht-Standard berechnet wird. Im zweiten Schritt sind die ermittelten Kosten mit den durch die Beregnung erzielbaren Erlössteigerungen zu vergleichen. Hier ist zwar auch die absolute Änderung des Gesamtertrags von Bedeutung, mehr Einfluss haben aber die Ertragseffekte, die in den marktgängigen Sortiergrößenklassen auftreten. Die Anforderungen an das produktionstechnische Knowhow werden dabei eher größer. Schließlich geht es nicht um die Masse insgesamt, sondern um die Menge in der richtigen Größenklasse und damit um die „Feinjus­tierung“ in der Produktion.

Investitionsbedarf und jährliche Kosten

Anders als bei der Maschinenausstattung, bei der in der Regel das Grundmodell von der Stange kommt und durch zusätzliche Sonderausstattung individualisiert wird, muss die Beregnungstechnik im Normalfall immer individuell konfiguriert werden. Dies erschwert die Kostenkalkulation, da sich die jeweilige Situation jedes Mal anders darstellt und deshalb andere Komponenten mit unterschiedlichem Investitionsbedarf erfordert. Die für das Berechnungsbeispiel genutzte Ausstattung und der daraus resultierende Investitionsbedarf sind in der Übersicht „Investitionsbedarf“ ersichtlich. Neben einem Brunnen sind Leitungen sowie Schlauch mit Regner in beiden untersuchten Verfahren gleich. Für den Vergleich der Bewässerungen werden eine

  • elektrisch betriebene Pumpe mit dem erforderlichen Anschluss
  • sowie eine dieselbetriebene Pumpe gegenübergestellt.

Dabei fällt zwar der ermittelte Gesamtinvestitionsbedarf für die Variante mit dem elektrischen Antrieb mit 116 700 Euro etwas höher aus (plus 3,36 Prozent) als für die Variante mit der dieselbetriebenen Pumpe (112 900 Euro). Weil aber letztere eine geringere Lebensdauer aufweist, ist sie im Endeffekt bei den Festkosten mit 0,29 Euro/m3 um etwa 0,023 Euro/m3 teurer. Die Kostendifferenz vergrößert sich durch den Unterhaltungsaufwand um weitere 0,02 Eu­ro/m3, weil bei einer Pumpe mit Dieselantrieb 0,03 Euro/m3 anfallen, während die Unterhaltung für eine Pumpe mit Stromantrieb nur 0,01 Euro/m3 kostet. Da der Rest der Beregnungsanlage einen Unterhaltungsaufwand von 0,04 Euro/m3 verursacht, wirkt dieser vermeintlich kleine Unterschied von „nur“ circa 0,43 Euro/m3 relativ deutlich (plus 13 Prozent).

 – LW 28/2017