Der Betrieb als sozialer Organismus

Ecovin-Jungwinzertagung – inspirierender Austausch

Zur 5. Jungwinzertagung kamen 50 junge Winzer im Jugendhaus auf Schloss Ortenberg in Baden zusammen. Die Tagung stand unter dem Motto „Gemeinschaft kultivieren – Der Betrieb als sozialer Organismus“. Inspiriert wurde die Tagung durch Referenten, neue Diskussionsformate und natürlich von vielfältigen Weinen. Zudem gab es Zeit zum Austausch und Netzwerken unter den Teilnehmenden und Vortragenden. Die Jungwinzertagung wurde von einer ehrenamtlich arbeitenden Vorbereitungsgruppe entwickelt.

Zur Ecovin-Jungwinzertagung trafen sich 50 Junge auf Schloss Ortenberg in Baden zum Austausch.

Foto: Ecovin/Felix Klein

Zum Tagungsbeginn befassten sich die Teilnehmer mit der Frage, wie sich die Führung im Betrieb so gestalten lässt, dass alle Mitarbeiter gemeinschaftlich in Entscheidungsprozesse involviert werden? Daniel Pauw, Institut für Sozialorganik der Alanus Hochschule Bonn, näherte sich dem Thema aus ungewohnter Perspektive. Wo Führung nicht nur hierarchisch „von oben“ ausgeht, sondern dezentral nach dem „Kreisverkehr-Prinzip“ organisiert wird, lasse sich eine bessere Kommunikation und Selbstorganisation im Betrieb umsetzen.

Der Samstag war mehreren Workshops sowie Gruppen- und Reflexionsübungen gewidmet, in denen die Teilnehmer einen individuellen Zugang zu den Fachthemen finden konnten. Dr. Daniel Sieben, Triodos Bank/Frankfurt am Main, berichtete, wie eine Umstellung von Eigennutz zu Gemeinwohl gelingen kann und wie wichtig soziale und ökologische Aspekte in der Wirtschaft sind.

Thomas Wagner, Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production GmbH/Wuppertal, verdeutlichte, welche betrieblichen Maßnahmen konkret zu ergreifen sind, um Geschäftsmodelle nachhaltiger zu gestalten.

Weinprobe mit gemischtem Satz

Gelungen war die Weinprobe zum Thema Gemischter Satz. Kellermeister Johannes Brückner, Staatsweingut Meersburg, moderierte die Weinprobe mit gemischten Sätzen aus Franken, Südtirol, dem Rheingau und Kaiserstuhl. Die Weine aus historischen und klassischen Sorten wie Elbling, Kleinberger, Muskateller, Weißer Heunisch, Traminer, Gutedel, Silvaner und Riesling wurden in Flights, sortiert nach Jahrgang und Region, verkostet.

Am Sonntag wurden Konzepte und Finanzierungsmodelle vorgestellt und lebhaft diskutiert. Uwe Greff, BioBoden Genossen­schaft/Bochum, zeigte anhand einer Schwarmfinanzierung, am Beispiel der BioBoden Genossenschaft, wie durch gemeinschaftliches Kapital mehr Flächen für ökologischen Landbau bereitgestellt und so jungen Landwirten die Möglichkeit zu nachhaltigem Landwirtschaften gewährleistet werden kann.

Dr. Patrick Staub, Geschäftsführender Vorstand Bergsträßer Winzer, verdeutlichte, dass der Genossenschaftsgedanke keineswegs veraltet ist und sich mehr erreichen lässt, wenn viele für ein gemeinsames Ziel brennen. Der biodynamisch arbeitende Winzer Ronald Linder, Weingut Winzerhof Linder, berichtete über das Finanzierungsmodell der Weinpatenschaft. Kunden können in Kooperation mit dem Winzer Weinberge bewirtschaften und im gemeinschaftlich genutzten Keller ausbauen.

In der Diskussion wurde klar, dass verschiedene Konzepte praktiziert werden und Möglichkeiten bieten, um nachhaltig, ökologisch und sozial zu wirtschaften. Gemeinschaft kann kultiviert werden durch das Engagement des Einzelnen im Betrieb, aber auch durch Zusammenschluss, Kooperation und Partizipation, um gemeinschaftliche Ziele zu erreichen.

Die fünfte Ecovin-Jungwinzertagung war inspirierend, mit bereichernden Beiträgen und intensivem Austausch und wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt.

Ecovin – LW 14/2019