Mehr Biodiversität mit einfachen Mitteln erreichen
Politik nimmt mehr Einfluss auf die Landwirtschaft
Ganz deutlich wird das beim Greening, aber auch beim Gewässerschutz. Dr. Matthias Gerber von der BASF warb bei der Jahreskreisversammlung der BWV-Kreisverbände Südliche Weinstraße und Germersheim für mehr Maßnahmen, die die Biodiversität fördern – im Rahmen der Greeningverpflichtungen, ohne großen Aufwand, aber mit großer Wirkung für die Artenvielfalt.

Foto: Brammert-Schröder
Artenverlust aufhalten, sonst drohen Sanktionen
Dann drohen stärkere Kontrollen, erhöhte Auflagen und striktere Zulassungsbeschränkungen bei Pflanzenschutzmitteln. Zudem wurden die Gewässerrichtlinien deutlich verschärft, nicht nur für Trink- und Grundwasser, sondern auch für Oberflächen und Kleingewässer. „Dazu zählen 90 Prozent der deutschen Fließgewässer“, machte Gerber deutlich. Mit einer deutlich verbesserten Analytik werden nicht nur Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe, sondern auch deren Metaboliten nachgewiesen.
Die BASF ist in ganz Europa in Sachen Nachhaltigkeit aktiv und unterstützt in Deutschland mehrere Nachhaltigkeitsbetriebe, auf denen eine Vielzahl an Maßnahmen für die Artenvielfalt entwickelt wurden – ganz auf die betrieblichen Verhältnisse abgestimmt. Gerber berichtete, dass das Anbauen von Zwischenfrüchten, das zu 68 Prozent von den Landwirten in Deutschland als Greeningmaßnahme gewählt wurde, für die Artenvielfalt nichts bringe. Besser seien Puffer-, Wald- und Ackerrandstreifen, die auch dann noch blühen, wenn sonst nichts mehr blüht und vielen Insekten und damit auch den Vögeln Nahrung bieten. „Diese Blühstreifen können auf unproduktiven Flächen etabliert werden, wenn jeder etwas macht, können wir viel erreichen“, erklärte Gerber und warb dafür, Keilflächen und Waldrandstreifen im Rahmen des Greenings zu Blühflächen zu machen. Auch Maßnahmen wie Lerchenfenster, also unbestellte kleine Flächen auf dem Acker, auf denen sich die Feldlerchen bis zur Ernte des Getreides bewegen können, können nach seiner Aussage viel zu einer Verbesserung der Artenvielfalt beitragen. „Wir lernen eine neue Disziplin, und die heißt Nachhaltigkeit“, so Gerber. Er machte aber auch deutlich, dass es dazu keine Alternative gibt, um den Rückgang der Artenvielfalt aufzuhalten. „Und Blühwiesen in Ortsnähe bringen auch etwas für die Öffentlichkeitsarbeit.“
„Wir kommen an diesem Thema nicht vorbei“, bekannte auch Reinhold Hörner, BWV-Kreisvorsitzender Südliche Weinstraße, in seinem Jahresrückblick. Er berichtete von einem vielversprechenden Projekt, das mit einigen größeren Betrieben und dem Naturschutzbund gestartet wurde, um durch Blühstreifen und andere Maßnahmen zur Biodiversität beizutragen. Hörner betonte aber auch, dass in der Südpfalz ein vielfältiger Anbau von Produkten stattfindet und dass 40 Prozent der Wirtschaftskraft im Landkreis aus der Landwirtschaft komme. „Es wäre gut, wenn das auch anerkennt wird.“
Ebenso wie Roland Bellaire, BWV-Kreisvorsitzender im Landkreis Germersheim, beschrieb Hörner die Probleme, die den Landwirten durch die trockene Witterung entstanden sind. Vor allem der Mais habe enttäuscht. „Die Erzeugerpreise für Getreide, Milch und Fleisch sind eingebrochen, viele Betriebe werden diese Krise nicht überleben. Zudem haben sich die Fassweinpreise halbiert“, beschrieb Hörner die Entwicklung im Kreis Südliche Weinstraße.
Roland Bellaire ging in seinem Jahresrückblick auf das Thema Mindestlohn ein, das für Sonderkulturbetriebe nach wie vor nicht zufriedenstellend gelöst worden sei. Auch das Greening sei eine Herausforderung für die Betriebsleiter gewesen. Bellaire begrüßte die Vereinfachungen, die nun einen früheren Umbruch der Zwischenfrucht erlauben.
„Die Direktzahlungen wären ohne diesen Kompromiss gefährdet gewesen. Die Direktzahlungen sind wichtig für die Betriebe und unverzichtbar“, machte der Kreisvorsitzende deutlich. Dies vor allem in Zeiten schlechter Erzeugerpreise und dem Preiskampf des Lebensmitteleinzelhandels. Ebenso unverzichtbar ist in seinen Augen die Einbindung der Landwirtschaft in den Naturschutz und die lokale Landschaftspflege. . „Wir müssen uns engagieren, um der Politik zu zeigen, dass sich die Landwirte einbringen“, sagte Bellaire mit Blick auf die Zahlungen der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik.
„Die Nitratbelastung des Grundwassers ist ein Thema, das gemeinsam mit der Landwirtschaft angegangen werden muss“, so Bellaire und verdeutlichte, dass die produktionstechnische Beratung durch das DLR notwendig ist. Diese dürfe nicht den Sparmaßnahmen der Landesregierung zum Opfer fallen.
Weinbaupräsident Klaus Schneider ging in seinem Situationsbericht auf die schlechten Fassweinpreise ein. „Es ist nach zwei mengenmäßig guten Ernten 2014 und 2015 zu viel Wein am Markt, viele kleine Punkte führen zu einer Nachfragestagnation“, sagte er. Es sei geplant, die Nachfrage nach Pfälzer Wein durch die Weinwerbung zu stärken. „Wir müssen uns mit unserem Wein wieder mehr von anderen Regionen abgrenzen. Wir sind austauschbar geworden“, sagte Schneider.
ibs – LW 9/2016