Den Boden unter die Lupe nehmen

Neue Dauerbeobachtungsflächen zur Bodenfruchtbarkeit

Fragen zu Nährstoffen, Humusgehalten und deren Entwicklung über die Zeit geht man seit diesem Jahr am DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (DLR R-N-H) genauer auf den Grund. Andrea Hanse berichtet über Dauerbeobachtungsflächen (DaBeo) auf Ackerflächen von 16 repräsentativen Betrieben in Rheinland-Pfalz.

Andrea Hanse vom DLR beim Proben-ziehen.

Foto: Hanse

Sollte man den Boden nicht auch einmal umfangreicher untersuchen als nur auf die Grundnährstoffe alle 6 Jahre? Reichen die gedüngten Nährstoffe aus, um die Gehaltsklasse C im Boden zu erreichen oder zu halten? Werden die Pflanzen gut versorgt oder wird ihr Bedarf vielleicht bei einzelnen Nährstoffen nicht optimal gedeckt? Wie hoch ist der Humusgehalt, über den so viel geredet und spekuliert wird?

Diese Fragen haben sich wohl schon viele Landwirte gestellt und auch schon einzelne Flächen genauer unter die Lupe genommen, aber was macht man mit den so gewonnen Daten, sind die Werte gut oder zu tief beziehungsweise zu hoch? Welchen Einfluss haben die Bewirtschaftung und das Klima auf die Böden? Um Antworten geben zu können, hat das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück 16 Betriebe ausgewählt, die einen guten Querschnitt der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft abbilden – vom reinen Ackerbaubetrieb, über tierhaltende Betriebe bis zu Ökobetrieben und Betrieben mit Biogasanlage. Jeder davon stellt zwei Dauerbeobachtungsflächen zur Verfügung, bewirtschaftet diese betriebsüblich und das DLR wertet die Schlagdaten aus.

Was wird untersucht?

In Kooperation mit der LUFA Speyer wurden die zu untersuchenden Parameter festgelegt und deren Analyse und Auswertung abgestimmt. Die erste Beprobung fand Anfang des Jahres statt und untersucht die Nmin- und Smin- Gehalte der Böden. Zum Zeitpunkt des höchsten Pflanzenwachstums der jeweiligen Kultur wurde die zweite Probe entnommen, diesmal Blätter beziehungsweise ganze Pflanzen und die oberen 30 cm Boden.

Das Pflanzenmaterial wird im Projekt recht umfangreich auf folgende Nährstoffgehalte untersucht: Phosphat, Kalium, Magnesium, Mangan, Gesamt-Stickstoff, Kalzium, Bor, Kupfer, Zink, Schwefel, Eisen und Molybdän. Auch wenn den Pflanzen vor Ort ein Nährstoffmangel nicht anzusehen war, gab es bei vielen Proben einzelne oder oft gleich mehrere Nährstoffe, die laut den geltenden Tabellenwerten unterhalb der normalen Versorgung lagen. Eine Überversorgung hingegen konnte nur vereinzelt festgestellt werden.

Beim Boden werden neben Bodenart und pH-Wert auf folgende Nährstoffe untersucht: Phosphat, Kalium, Magnesium, Mangan, Gesamt-Stickstoff, Kalzium, Bor, Kupfer und Zink. Im ersten Jahr wurde der Boden darüber hinaus einmalig auf zwei Schichten tief und zusätzlich auf den freien Kalk und dem Humusgehalt beprobt, um den Ist-Zustand besser abbilden zu können.

Ziele und erste Erkenntnisse

Hintergrund der DaBeo-Untersuchungen sind Fragen nach der Nährstoffversorgung in den Böden im Beratungsgebiet des DLR R-N-H und die Abklärung des Einflusses der Bewirtschaftungsmaßnahmen auf die Bodeneigenschaften, Nährstoffgehalte und deren Pflanzenverfügbarkeit. Auch sollen Erfahrungswerte gewonnen werden, wie sich niedrige und erhöhte Nährstoffgehalte im Boden auf die Nährstoffgehalte in den Pflanzen auswirken und ab welchen Gehalten sie ertragsmindernd sein können. Ebenfalls untersucht werden soll, wie schnell Nährstoff-Ungleichgewichte im Boden durch Düngungsmaßnahmen wirksam ausgeglichen werden können und welche Wechselwirkungen bei bestimmten Düngemaßnahmen auftreten können.

Während jeder Landwirt die Nmin-Werte jedes Jahr anhand der aktuellen und regionalen Vergleichswerte einordnen kann und es für die meisten Nährstoffe im Boden Tabellenwerte gibt, nach denen man die Werte in Gehaltsklassen von A bis E einsortieren und für sich bewerten kann, erfolgte das bei den Nährstoffen Bor, Kupfer, Mangan und Zink bislang nicht. Darum wurde von der LUFA Speyer jeweils ein anzustrebender Wertebereich festgelegt, und Werte darunter oder darüber führen dann zur Einstufung „zu gering“ oder „erhöht“. Für die Bewertung der Pflanzenproben einigten sich die LUFA und das DLR auf die Verwendung der Werte aus dem Buch von Wissemeier und Olfs „Diagnose des Ernährungszustands von Kulturpflanzen“ von 2019.

Im Laufe der nächsten Jahre werden immer mehr Werte der bei den im Anbau befindlichen Kulturen erhoben und mit den Werten aus den Nährstofftabellen vom Land und aus der Literatur abgeglichen und bewertet werden. Erste Ergebnisse für Winterweizen zeigen beispielsweise, dass 95 Prozent der bislang untersuchten Pflanzenproben Nährstoffgehalte unterhalb der optimalen Versorgung entsprechend der Tabellenwerte aufweisen. Die Nährstoffgehalte beim Winterraps bewegten sich hingegen bei den meisten Proben im optimalen Bereich.

Was ist mit dem Humus?

Bei den Dauerbeobachtungsflächen wurden die Humusgehalte der Ackerflächen im Jahr 2020 bestimmt. Sie lagen zwischen 1,2 und 4,1 Prozent und im Mittel bei 2,2 Prozent. Die Höhe der Humusgehalte und auch die Häufung von höheren Humusgehalten bei den Betrieben im Bergland passen zu den Ergebnissen der Bodenzustandserhebung des Thünen-Instituts von 2012-2018. Da sich der Humusgehalt nur langsam verändert, ist eine erneute Bestimmung erst wieder nach fünf Jahren geplant, so dass in den nächsten Intervallen hoffentlich auch Aussagen möglich sind, wie sich die Humusgehalte unter dem entsprechendem Bewirtschaftungsregime und Witterungsbedingungen entwickeln.

 – LW 36/2022