Der Boden verschwindet Stück für Stück

Mahnende Worte beim Kreiserntedankfest Marburg

Rund 280 Besucher kamen am vergangenen Sonntag zum Kreiserntedankfest des Bauernverbandes Marburg-Kirchhain-Biedenkopf nach Weimar-Niederwalgern. Auf dem Gelände der Firma Justus Becker begrüßte die Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Karin Lölkes, die Gäste und wies in ihrer Ansprache besonders auf die Verantwortung für den Boden hin. Im Anschluss führte Pfarrerin Katharina Zinnkann durch den Gottesdienst. Am Nachmittag rief Bauer Willi in seinem Vortrag zu mehr Mut im Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern auf.

Das gut besuchte Erntedankfest des KBV Marburg-Kirchhain-Biedenkopf in der Halle von Justus Becker.

Foto: KBV

Mit dem Veranstaltungsort bei Justus Becker wolle man ein Zeichen setzen, dass zur Landwirtschaft nicht nur die Höfe, Felder und Ställe gehörten, sondern auch die Partner an der Seite der Landwirte, nämlich die Landmaschinenhändler, die Handwerksbetriebe und die Dienstleister, sagte Karin Lölkes. „Sie sind alle ein Teil unserer bäuerlichen Welt, und deshalb ist es folgerichtig, dass wir auch gemeinsam Erntedank feiern.“ Es sei außerdem wichtig, dass man durch Erntedank in den Kirchengemeinden ins Gespräch komme. Im Rückblick auf das Anbaujahr sprach Lölkes von Momenten der Freude, aber auch der Enttäuschungen und spielte damit auf die sehr unbefriedigende Lage auf dem Getreidemarkt an. Mahnend wies die Vorsitzende auf den zunehmenden Flächenverbrauch hin. Im Landkreis sehe man, wie der Boden Stück für Stück verschwinde, durch Straßenbauprojekte wie die A49 und die B252n. Hinzu kämen jetzt die Planungen zur Amprion-Trasse. Die Maßnahmen seien im Einzelnen begründbar, in der Summe aber zu viel. Erntedank erinnere daran, dass die Bauern von und mit der Natur lebten, so Lölkes.

Pfarrerin Katharina Zinnkann machte deutlich, dass die Wichtigkeit der Landwirtschaft in der Bibel vielfach zum Ausdruck komme. Landwirtschaft sei die Grundlage für alles, betonte sie. Sie rief in ihrer Predigt zum Verständnis für die Landwirte und ihr Wirtschaften auf.

Agraringenieur Willi Kremer-Schillings, genannt Bauer Willi, erläuterte, wie man mit Verbrauchern in den Dialog tritt und ihnen Landwirtschaft näherbringt. Der Rheinländer ist in den sozialen Medien sehr präsent, aber auch als Redner landesweit unterwegs. Sein Anliegen ist es, mehr Wertschätzung für Lebensmittel und für die Arbeit der Bauern zu erreichen. Das Kreiserntedankfest wurde mitgestaltet vom evangelischen Posaunenchor, von den Landfrauen und dem historisch landwirtschaftlichen Verein Niederwalgern.

LW – LW 41/2025