Die Braugerste ist kein Selbstläufer

Der Schweinezyklus bei Braugerste verfestigt sich offenbar. Nachdem schon einmal 2006 durch stark rückläufige Preise viele Bauern dem Braugersten­anbau den Rücken gekehrt hatten, war auch in den letzten Jahren ein stetiger Flächenrück­-gang bei dieser Feldfrucht zu verzeichnen; andere Kulturen sind schlicht und einfach wettbewerbsfähiger. Und heute wie damals wird eine Versorgungslücke mit stark steigenden Braugersten-Preisen die Folge sein. Zumindest prognostizieren dies viele Fachleute anhand der nationalen und internationalen Zahlen zu Anbau, Ernte und Lagerbeständen.

Keine erfreuliche Situation für alle Seiten, denn einerseits hatten die Landwirte in den letzten Jahren keine Freude mit ihrer Gerste und andererseits haben die Mälzereien und Brauer jetzt keine Versorgungssicherheit, beziehungsweise müssen wohl bald mit stark steigenden Preisen leben. Ein Umstand, den man sich möglicherweise hätte er­sparen können.

Schon vor über vier Jahren wurde an dieser Stelle von der aufnehmenden Hand und den Mälzern gefordert, auch in ihrem eigenen Interesse die Auszahlungspreise für die Landwirte zu verbessern. Denn ansonsten setzt sich eine Spirale nach unten in Gang, die nicht so schnell umgekehrt werden kann: Schlechte Preise führen zu weniger Anbau, dieser zu weniger Interesse bei den Züchtern und die restlichen Flächen wandern auf extensivere Standorte; damit sinken die Wirtschaftlichkeit und der Anbau noch weiter.

Noch halten viele Betriebs­leiter und Züchter der Braugers­te die Treue, und für die kommende Saison wurden neue Sorten aus dem Berliner Programm für die Praxis empfohlen. Vielleicht trägt die neue Situation ja diesmal Früchte und die Braugerste erlebt eine Renaissance. Mehr zum Thema finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 32.

Karsten Becker