Zum Dauerbrenner geworden
Erster landwirtschaftlicher Brennmeister in Hessen
Holger Höhler aus Aarbergen im Rheingau-Taunus-Kreis ist Hessens erster Brennmeister im landwirtschaftlichen Bereich. Der neue Meisterzweig unter den 14 landwirtschaftlichen Berufen ist auf seine Initiative gemeinsam mit Kollegen während der Ausbildung zum Brenner in der Fachschule für Landwirtschaft in Offenburg in Baden-Württemberg entstanden. Für die nächste Meisterprüfung im Jahr 2011/12 können sich Interessierte noch bis zum 23. Juli beim Regierungspräsidium Freiburg anmelden.

Foto: Badischer Kleinbrennereiverband
Spät, aber geschafft – Schritt in den Haupterwerb
Seit diesem Sommer kann der inzwischen 56-jährige Landwirt aus dem Taunus und nun auch BrennÂÂmeister von sich sagen, seiÂnen Betrieb im HauptÂerwerb führen zu können. Einen solchen Schritt zu wagen, bedeutet neben außerordentlich groÂßem Engagement und Innovationssinn auch, ein ausgeprägtes GeschäftsÂtalent mitzubringen. Gerade das Vermarkten von regiÂoÂnalen SpeÂzialitäÂten ist eine große Herausforderung für die Betriebe. Denn dazu muss zuallererst ein KundenÂkreis gewonnen und ausgebaut werden. Zumal sich regionale Erzeugnisse im HochÂpreisÂsorÂtiÂment ansiedeln müssen, da es sich schließlich nicht um MassenÂprodukte handelt.
Um eine freie Rohstoffwahl beÂtreiben zu können, ist es zudem nötig, aus dem Branntwein-Monopol auszuscheiden, wie Höhler erläutert.
Viel Fachwissen und Geschäftssinn ist nötig
Destillieren, Kondensieren und Reife sind die wesentlichen Schritte bei der Herstellung eines guten Tropfens. Höhler hat schon so einiges neu entdeckt, was im Taunus gedeiht und später als Brand oder Geist in der Flasche so richtig zur Höchstform auflaufen soll: Beispielsweise die BlüÂten und Beeren des „WolliÂgen Schneeballs“, eines Strauches. Da es aber über das Brennen solÂcher Früchte kaum Literatur gibt, mussÂte Höhler es ausprobieÂren. Auch war zunächst nicht bekannt, ob Gifte im Destillat entstehen. Deshalb lässt er seine neuen Produkte zunächst toxikologisch vom Chemiker untersuchen.
Weg zum landwirtschaftlichen Brennmeister
Die Qualifikation zum landwirtÂschaftlichen Brennmeister findet großen Zuspruch, wie sich abzeichÂnet. Sie kann auch ein SprungÂbrett sein, um sich als selbstÂÂstänÂdiger Brenner der großen KonÂÂkurrenz auf dem Markt zu stelÂlen. Bislang gab es bei den Brennern keine Meisterprüfungsverordnung auf BundesÂebene – wie bei den anderen landÂwirtschaftlichen Berufen.
Vor vier Jahren traf man sich deshalb, um eine Arbeitsgruppe zu bilden mit dem Ausbildungsziel „Brennmeisterin/Brennmeister im landwirtschaftlichen BeÂreich“, beschreibt Holger HöhÂler den Weg zum landwirtschaflichen Brennmeister. Dazu wurde unter Federführung des Regierungspräsidiums Freiburg eine entsprechende Verordnung entworfen. Wobei die Verordnung für die Meisterprüfung im Beruf Winzer als Vorlage diente, so Höhler. Zunächst sollte die VerordÂnung nur für das Land Baden-Württemberg Gültigkeit haben. Doch schon bald stellte man fest, dass das BundeslandwirtÂschaftsministerium in Berlin interessiert war und es das VerfahÂren formal an sich zog. Schließlich wurde vor zwei Jahren im Sommer der Inhalt und die Organisation der Meisterprüfung beschlossen.
Länderübergreifende Zusammenarbeit
Es zeigte sich, dass die baden-württembergischen Landwirtschaftsverwaltungen und die BrenÂnereiverbände aus Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz dieÂse neue Qualifikation unterstützen. Auch wollen sich diese Bundesländer an den LehrÂgängen und an der Meisterprüfung beteiÂligen. Die Geschäftsführung für die gemeinsame Meisterprüfung im Beruf Brenner (landwirtschaftÂlicher Bereich) sollte weiterhin beim Regierungspräsidium Freiburg angesiedelt sein. Schließlich fehlte „nur“ noch die Unterschrift aus dem BundesÂlandwirtÂschaftsministerium unter der dort seit zwei Jahren liegenden Meisterprüfungsverordnung.
Näheres über Anforderungen für die Meisterprüfung
Aus dem ersten Meisterjahrgang haben kürzlich fünf Frauen und 21 Männer die Meisterprüfung im Beruf landwirtschaftÂliche(r) Brenner/in bestanden. Holger Höhler ist erster TeilnehÂmer aus Hessen am Meisterkurs. Bei der feierlichen Ãœberreichung der Urkunden in Offenburg skizzierte er als Klassensprecher diesen Ausbildungszweig.
Für die nächste Meisterprüfung im Jahr 2011/12 können sich Interessierte noch bis zum 23. Juli beim Regierungspräsidium Freiburg unter der Rufnummer 0761/2081270 anmelden. Näheres über die VerordÂnung und über die AnforderunÂgen zur Meisterprüfung für den Beruf Brenner/Brennerin im landÂwirtÂschaftliÂchen Bereich gibt es auch im Informationsdienst der Landwirtschaftsverwaltung des LanÂdes Baden-WürtÂtemberg im Internet unter www.landwirtschaft-bw.de. Man findet dies dort unter der Rubrik Landwirtschaft/Bildung und Beratung / Meister. Moe