Auch Dreifach-Folie regte Spargelwachstum nicht an
Spargelsaison in Hessen offiziell eröffnet
Endlich ist es so weit: Es gibt wieder Spargel! Der offizielle Saisonstart in Hessen wurde vergangene Woche auf dem Spargelhof Wendel in Zwingenberg gefeiert. Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich stach gemeinsam mit der neuen Spargelkönigin Claudia I den ersten heimischen Spargel. Die Spargelsaison beginnt in diesem Jahr rund drei Wochen später als in den vergangenen Jahren.

Foto: Brammert-Schröder
Spargel ist keine Discountware
Die Ministerin hob hervor, dass Spargel keine Discountware sei. „Der Verbraucher ist auch bereit, für das königliche Gemüse einen entsprechenden Preis zu zahlen.“ Hessen sei mit einer Anbaufläche von 2 300 ha das sechstgrößte Spargelanbaugebiet Deutschlands. Der meiste Spargel werde dabei in Südhessen in den Landkreisen Darmstadt-Dieburg, Bergstraße und Groß-Gerau angebaut. „Das Land Hessen unterstützt die Spargelanbauer, indem es beispielsweise die Beratung und die Forschungsanstalt Geisenheim, die viel an dem Thema Spargel arbeitet, fördert“, sagte die Ministerin.
„Wir gehen mit 20 Tagen Verspätung in die Saison“, erklärte Rolf Meinhardt, Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel Südhessen. Schuld daran seien die lang anhaltende Kälte im März und die wenigen Sonnenstunden. So konnten nach den Worten Meinhardts in diesem Jahr auch die Dreifach-Folienabdeckungen nicht dazu beitragen, das Spargelwachstum anzuregen. „Wir sind froh, dass wir in Hessen zum offiziellen Saisonstart Spargel haben und Ware anbieten können“, sagte er. „In vielen Regionen Deutschlands gibt es zurzeit noch keinen Spargel.“
„Wir brauchen noch ein paar warme Tage“
Es sei einfach zu lange zu kalt gewesen, deshalb sei in diesem Jahr das Phänomen zu beobachten, dass im Damm nur einzelne Spargelstangen herausragen und andere Pflanzen im selben Damm noch kein Wachstum zeigen. „Wir brauchen noch ein paar warme Tage, dann geht es richtig los“, so seine Einschätzung. Die Preise liegen nach Auskunft von Meinhardt auf der Höhe des Vorjahres. „Ob sich der verspätete Saisonbeginn auf die Erntemenge auswirkt, ist noch nicht absehbar. Das hängt von der Witterung ab. Aber die drei Wochen fehlen schon mal“, stellte der Vorsitzende, der selber Spargel in Weiterstadt anbaut, fest.
Auch für die Saison-Arbeitskräfte hat der späte Beginn der Spargelernte Konsequenzen. Sie haben in diesem Jahr eine verkürzte Saison. „In der Regel werden mit den ausländischen Arbeitskräften Drei-Monats-Verträge abgeschlossen und sie kommen auf Zuruf“, erklärte Meinhardt. „Aber die meisten Arbeiter, die aus Polen, Rumänien oder Kroatien kommen, kommen schon seit vielen Jahren und für sie ist das nichts ungewöhnliches, dass die Saison später beginnt.“
Gastgeber der offiziellen Spargelsaisoneröffnung war in diesem Jahr der Spargel- und Obsthof Wendel in Zwingenberg. Seit 1986 wird auf dem Betrieb Spargel angebaut, erst im kleinen Rahmen. Heute ist der Spargel die Hauptkultur im Betrieb. Sigrid Wendel, die den Spargelhof gemeinsam mit ihrem Sohn Florian und dessen Frau Chantal sowie der Tochter Ann-Kathrin führt, schilderte die Entwicklung aus kleinsten Anfängen heraus: „Als wir vor dreißig Jahren geheiratet haben, stand für meinen Mann und mich fest, dass wir selbständige Bauern sein wollten“, sagte die Landwirtschaftsmeisterin. Sie beteiligten sich an einem befreundeten Betrieb und fingen mit 20 ha Getreide und Zuckerrüben, einigen Mastbullen und Schweinen an.
Spargel- und Obsthof Wendel mit Hofladen und Verkaufsständen
„Im Jahr 1986 haben wir den ersten Hektar Spargel gepflanzt und dann auch einen guten Einstieg in die Direktvermarktung gefunden, die damals noch lange nicht so ausgeprägt war wie heute“, sagte Sigrid Wendel rückblickend. Schon früh richteten sie Verkaufsstände im Großraum Gießen und Stuttgart ein. Mitte der 90er Jahre begann die Familie mit dem Erdbeeranbau, später kamen Himbeeren hinzu. Heute werden etwa 100 ha Spargel, 30 ha Erdbeeren und 3 ha Himbeeren angebaut, die ausschließlich über den Hofladen in Zwingenberg und die zahlreichen Verkaufsstände vermarktet werden.
„Auch die Erdbeer- und Himbeersaison endet für uns mit dem Spargel Ende Juni“, erklärte Florian Wendel, der für die Außenwirtschaft im Betrieb Wendel verantwortlich ist. Ein Großteil der Erdbeeren und Himbeeren wird unter Folientunneln kultiviert, um sie vor schlechter Witterung zu schützen und optimale Erntebedingungen sicherzustellen. Außerdem werden noch auf rund 100 ha Getreide und 25 ha Zuckerrüben angebaut.
Im Jahr 2000 hat Familie Wendel mit der Aussiedlung des Betriebes in Zwingenberg begonnen und damit den Grundstein für eine optimale Vermarktung gelegt. In der 1000 m² großen Halle wird der Spargel vollautomatisch sortiert, rund 35 000 Stangen in der Stunde und je nach Sorte in farbige Kisten gepackt. Neben den vier Familienmitgliedern beschäftigt der Betrieb 17 Festangestellte und bis zu 350 Erntehelfer.
Imke Brammert-Schröder – LW 17/2013