Mit einem Praktikum fing es an

Studentin aus Burgwald züchtet seltene Schafrasse

Ihr Studium ist „schuld“ daran, dass Mandy Ernst jetzt Schafe züchtet. Die Bottendorferin studiert Landbau und wollte ein Praktikum machen. Ernst absolvierte drei Monate bei einem Wanderschäfer. „Diese Chance bekommt man selten. Es war eine spannende Zeit.“

Studentin Mandy Ernst züchtet seit drei Jahren gescheckte Bergschafe. Weil Großhändler die seltene Wolle nicht abnehmen, verkauft sie diese nun über ihre eigene Internetseite.

Foto: Patricia Kutsch

Zum Lohn für ihre Mithilfe be­kam sie drei Schafe unterschiedlicher Rassen geschenkt. Für die Zucht entschied sie sich für gescheckte Bergschafe. Die Akademikerin wollte eine Rasse halten, die gefährdet ist und besondere Eigenschaften hat. „Gescheckte Bergschafe sind immer ausgemerzt worden“, erklärt sie. Es gibt meist schwarze und weiße Bergschafe – die gescheckten waren nicht gewollt, mendelten jedoch bei der Zucht der weißen Scha­fe immer wieder heraus. Deshalb wurden sie nie ganz ausgemerzt, sind jedoch sehr selten.

Kunden bevorzugen Merino-Schaf-Wolle

Ernst ist die einzige hessische Züchterin. Die Haltung ihrer Schafe kostet allerdings auch Geld – ebenso wie das Scheren. Bergschafe müssen im Gegensatz zu anderen Rassen zwei Mal im Jahr geschoren werden. Das kostet laut der Züchterin jeweils etwa fünf Euro pro Schaf. Jedes ihrer 14 frisch geschorenen Scha­fe habe nun rund dreieinhalb kg Wolle geliefert. Die kauft der Großhandel ihr jedoch nicht ab. „Der Großhandel will nur weiße Wolle. Die Kunden kaufen am liebsten Merino.“ Die teilweise schwarze Wolle von Mandy Ernst Schafen könne auch nicht gefärbt werden.

Eigenen Absatzweg für die grobe Rohwolle gefunden

Der Bottendorferin wurde dann gesagt, dass sie die Wolle als Dünge-Pellets verkaufen könne. Die bezahlen 30 Cent pro kg. „Ich hätte also draufgelegt.“ Selbst Merino-Wolle würde den Schäfern heute nur noch etwas mehr als einen Euro pro kg bringen. „Deswegen züchten immer mehr Schafe mit Haaren, die kön­nen schneller geschoren werden“, erklärt sie. Zufällig kam sie dann auf die Idee, die Wolle selbst zu verkaufen: Mandy Ernst besucht viele Tierschauen mit ihren seltenen Schafen und den Ziegen. Dort wurde sie immer wieder von Frauen angesprochen, welche die grobe Rohwolle kaufen wollten. Mandy Ernst verkaufte sie schließlich in drei-Kilo-Päckchen über ein Internetauktionshaus, bekam dort bis zu 17 Euro/kg geboten. Seit kurzem hat Ernst einen eigenen Internetshop. Unter www.myschaf.de stellt sie ihre Schafe vor und verkauft dort die Wolle. Das Besondere: Jeder Käufer kann sich Bilder der Schafe anschauen und selbst bestimmen, ob er Wolle von „Cleopatra“ oder von „Shauna“ haben will. Besonders die gemusterte Wolle des Bockes komme gut bei den Kunden an. „Die Kunden haben immer nach der Wolle von bestimmten meiner Schafe gefragt. Deswegen machen wir uns die Arbeit und sortieren die Wolle beim Scheren, statt sie auf einen Haufen zu werfen.“ Die Kunden filzen mit der Wolle beispielsweise Puppenkleider oder stricken daraus Kleidung für Mittelaltermärkte. „Da ist die, die grobe Wolle gewünscht.“ Eine Kundin mache Heilwolle für Babywindeln daraus. Ernst habe schon viel positive Rückmeldung bekommen: „Vor allem Kinder freuen sich, wenn bei den Woll-Paketen auch Bilder vom Schaf dabei liegen.“ Ihre Kunden kommen bisher vor allem aus Städten. Für den Ausbau ihres Geschäftes hat Ernst weitere Ideen: Bastelanleitungen will sie mit auf die Seite stellen, um Kunden zu zeigen, was sie mit der Wolle machen können. Mit der Zucht soll es noch weiter gehen: Mandy Ernst steht derzeit in Kontakt mit Züchtern aus Bayern und Österreich. Dort will sie neue gescheckte Bergschafe kaufen – denn sie achtet darauf, dass in ihrer Zucht keine Schafe miteinander verwandt sind. Auch bei der Tierschau am vergangenen Samstag (23. Mai) auf dem Frankenberger Pfingstmarkt war sie dieses Jahr erstmals mit einem Los eigener Bergschafe dabei. Letztes Jahr konnte sie nur ihren Bock bewerten lassen – der prompt den ersten Platz belegte. Die seltenen Rassen verkaufen sich auch gut.

Kutsch – LW 22/2015