„Der Einzelne ist nichts“

RBV Kurhessen verabschiedet Vorsitzenden Adolf Lux

24 Jahre lang hat Adolf Lux zielstrebig den Weg des jetzigen Regio­nal­bauernverbandes Kurhessen (RBV), beziehungsweise der ehema­ligen Kreisbauernverbände Schwalm-Eder sowie Homberg (Efze) geleitet. Im März hat er auf der Mitgliederversammlung dieses verant­wortungsvolle Ehrenamt abgegeben. Vorigen Freitag gab der RBV ihm zur Ehre eine Feier im bis auf den letzten Platz gefüllten Bürgerhaus in Gudensberg mit 250 Gästen und vielen seiner Wegbegleiter.

Norbert Klapp, Vorsitzender des größten Regional­bau­ern­verbandes in Hessen, skizzierte das Curriculum seines Amtsvorgängers.

Norbert Klapp aus Schwalmstadt, neuer Vorsitzender des Re­gio­nalbauernverbandes Kurhessen, skizzierte wichtige Stationen in der Entwicklung des RBV, die Lux als Vorsitzender angestoßen, mitgetragen und immer erst nach tiefgreifender Erörterung gemeinsam mit dem Vorstand und der Geschäftsführung getroffen habe, betonte Klapp.

Er meinte „Die Bauern im Schwalm-Eder-Kreis und im Altkreis Hofgeismar haben viele Gemeinsamkeiten. Unsere Betriebe sind stark unternehmerisch orientiert und fordern ihren Verband“, deshalb sei 2014 die Verschmelzung der Kreisbau­ernverbände Schwalm-Eder und Hofgeismar zum RBV Kurhessen entschieden worden, um trotz Strukturwandel den Verband dienstleistungsorientiert attraktiv für die Mitglieder aufzustellen, so Vorsitzender Klapp.

Im Namen des Hessischen Bauernverbandes dankten Adolf Lux (M.) HBV-Präsident Karsten Schmal (r.) und HBV-Generalsekretär Peter Voss-Fels (l.) für seinen großen Einsatz in den Gremien des HBV.

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HBV-Präsident Karsten Schmal hob das weite Angebot an Serviceleistungen des RBV für die Betriebe hervor, die unter der Leitung von Adolf Lux ausgebaut wurden. Schmal sprach neben der Steuerberatung, die Bauberatung sowie Baubetreuung, die EDV-Beratung und die Pflanzenbauberatung an, wodurch der RBV wirtschaftlich breit aufgestellt und vor allem in allen Bereich sehr erfolgreich sei. Landwirtschaftsmeister und Müllermeister Lux ist Vater von vier Kindern und hat zahlreichen angehenden Landwirten die Ausbildung in seinem Betrieb ermöglicht. Vergleichbar zur Struktur des RBV ist auch der eigene Betrieb breit aufgestellt und in allen Bereichen erfolgreich, wie Schmal hervorhob. Den Betrieb mit Ackerbau, Milch­erzeugung, Schweine- und Hähnchenmast sowie einer Biogasanlage bewirtschaftet er mit seiner Ehefrau Christa und gemeinsam mit den jungen Familien der folgenden Generation der Söhne Claus-Wilhelm und Volker. „Das geht nur in einer intakten Familie“, sagte Schmal. Die Familie bewirtschaftet auch eine Roggenmühle und liefert Mehl an Bäckereien in der Region. Regelmäßig nimmt der Hof am Mühlentag (Pfingstmon­tag) teil und stellt den Betrieb der Öffentlichkeit vor.

HBV-Präsident Schmal stellte den erfolgreichen Einsatz von Adolf Lux für die Junglandwirte heraus, unter anderem indem er sich für den Erhalt der Agrarschulstandorte in Hessen und speziell in Fritzlar eingesetzt hat. Adolf Lux war über viele Jahre Vorsitzender des Bildungsausschusses des Hessischen Bauernverbandes. Seine Mitarbeit in den Gremien des HBV sei ausgesprochen konstruktiv für die Anliegen des landwirtschaftlichen Berufsstandes Hessens gewesen, resümierte HBV-Chef Schmal.

Unisono würdigten auch die weiteren Redner, darunter Mark Weinmeister, früherer Landwirtschaftsstaatssekretär in Hessen und jetziger hessischer Staatssekretär für Europaangelegenheiten, die Leistungen von Adolf Lux, seinen Blick für den Berufsstand, seine Erfahrung und sein Engagement bei der Suche nach Lösungen für die Landwirtschaft bei stets großer Kollegialität.

Werner Schwarz, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, hielt die Festrede.

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Landwirte fordern Fairness ein

Die Festrede hielt Werner Schwarz, Bauernpräsident in Schleswig-Holstein und Vizeprä­sident des DBV zum Vortragsthema „Landwirtschaft in der Zerreißprobe, schaffen wir das?“ „Der Markt, die Politik und die Gesellschaft fordern die landwirtschaftlichen Betrieb heraus“, so Schwarz und forderte mehr Respekt für seinen Berufsstand und die Landwirtschaft für die Sicherung der Ernährung wert zu schätzen. Kritik an ihrer Arbeit sei mit mehr Sachverstand durchzuführen.

Die Betriebe müssten zwischen gesellschaftlichen Forderungen und ökonomischen Gesetzmäßigkeiten Einkommen erwirtschaften können, sei zu bedenken. „Wir Bauern wollen Tiere künftig noch artgerechter halten als heute und dabei erschwinglich Lebensmittel erzeugen. Wir müssen aber auch die Investitionen dazu stemmen können. Gesetze erzeugen keine Lebensmittel und Bürgerinitiativen bewirtschaften keinen Boden“, hielt der DBV-Vizepräsident fest. Landwirtschaft dürfe kein Spielball von Politik und Gesellschaft sein. So sollte gerade in diesen schweren Zeiten für die Landwirtschaft der Berufsstand stärker zusammenstehen und sehen, dass man nur gemeinsam etwas bewegen könne.

Zerreißproben gebe es aber leider auch innerhalb des Berufstandes selbst, wie beispielsweise in der Diskussion um die Milchpolitik, auf dem Pachtmarkt und nicht zuletzt zwischen konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben. „Lassen Sie uns zusammenstehen: In der Familie, im Ort, im Land“, lautete sein Appell an die Berufskollegen. Als Bauernverband sei es das Ziel, so viele Betriebe landwirtschaftlicher Familien wie möglich in die Zukunft zu führen.

Bei der Abschlussrede erläuterte Adolf Lux seine familiäre Grundhaltung und sein Lebensprinzip und machte deutlich, dass man nur gemeinsam im Berufsstand wirklich erfolgreich ist: „Bei allen Entscheidungen muss der Mensch im Mittelpunkt stehen. Wir müssen es gemeinsam tun, um voranzukommen. Denn der Einzelne ist nichts“, wie er es meinte.

Moe  – LW 13/2017