Wie kann ein erfolgreicher Sojaanbau in Hessen gelingen?
Zukunftsfähigkeit des Sojaanbaus in der Kritik
Der Sojaanbau in Deutschland erfährt in diesem Jahr einen Dämpfer, die Anbauflächen waren rückläufig. Die Erträge haben sich jedoch nicht verändert. Ob der Anbau der Sojabohne dennoch attraktiv sein kann, war Thema einer Informationsveranstaltung des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Florstadt vergangene Woche. Beleuchtet wurden Anbau und Vermarktungswege. Die Veranstaltung wurde vom LLH gemeinsam mit dem Leguminosen-Netzwerk (LeguNet) durchgeführt und sollte interessierten Landwirten einen Überblick über die Kultur bieten.

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Demonstrationsbetriebe gesucht
Der Regionalkoordinator des LeguNet in Hessen, Julian Ingenbleek präsentierte den Anwesenden das LeguNet, das es zum Ziel hat Informationen für Landwirte und Verbraucher zu bündeln und den Selbstversorgungsgrad mit Körnerleguminosen in Deutschland zu verbessern. Laut Ingenbleek sucht das Netzwerk weitere Demonstrationsbetriebe mit Erfahrung im Anbau von Körnerleguminosen und deren Vermarktung in Hessen, vor allem in Mittel- und Südhessen. Im Anschluss startete Martin Miersch seinen Vortrag unter dem Titel „Mit regionalem Soja die Welt retten?“. Dieser bot einen Überblick über den Sojaanbau in Deutschland, der im Gegensatz zum Nicht-EU-Anbau ohne gentechnisch veränderte Sorten stattfindet und nicht zu einer Abholzung von Regenwald führt.
Selbstversorgungsgrad bei Soja gering
Miersch betonte, wie wichtig es sei, den Soajanbau in Deutschland zu fördern, da hierdurch die Importabhängigkeit gemindert werde. In Deutschland und Europa geschehe die Produktion unter strengen Umwelt- und Sozialstandards. Laut Miersch ist der Selbstversorgungsgrad bei Sojaextraktionsschrot in DeutschÂland sehr gering. Er liege in etwa bei 3 Prozent, EU-weit käme man immerhin auf 8 Prozent. Dabei sei Soja eines der am häufigsten verwendeten Futtermittel, das Eiweißprofil und der Eiweißgehalt seien bei der Sojabohne von allen Körnerleguminosen am attraktivsten. Angesichts der aktuellen unsicheren politischen Weltlage sei ein höherer Selbstversorgungsgrad anzustreben. Momentan ist auf globaler Ebene laut Miersch China der größte Soja-Importeur.
Mit der Sojabohne könne man die Fruchtfolge erweitern und den Boden beleben. Auch sei bei Soja die sogenannte Leguminosenmüdigkeit kein großes Problem, die Kultur sei weitestgehend selbstverträglich. Der Anbau in Deutschland sei sowohl konventionell als auch ökologisch auf nahezu jedem Boden gut möglich, so Miersch. Häufig könne auch im konventionellen Anbau bei ordentlicher Bodenbearbeitung und Saatbettbereitung auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. Die Zuchtunternehmen hätten bei den Soja-Sorten große Fortschritte gemacht. Zudem bringe der Klimawandel mehr Wärme mit sich, was für den Sojaanbau ideal sei. Das Anbaurisiko werde immer geringer und in Hessen seien viele Flächen für den Sojaanbau gut geeignet, etwa in der Wetterau oder dem Rhein-Main-Gebiet.
Bei der Fleischproduktion spiele Regionalität eine immer größere Rolle. Könne man hier heimischen Sojaextraktionsschrot einsetzen, bringe dies Vorteile in der Vermarktung und die Möglichkeit des teureren Verkaufs. Auch den CO2-Fußabdruck von Sojaextraktionsschrot sprach Miersch an, hier sei nicht der Transportweg oder die Verarbeitung entscheidend, sondern die durchgeführten Produktionsprozesse. Je mehr Überfahrten man tätige, desto schlechÂter werde der CO2-Fußabdruck.
Karl-Heinz Burkhardt – LW 49/2023