Wir ernähren die Menschen, das ist Fakt

Bürokratie und fehlende Wertschätzung im Mittelpunkt

Bei der Versammlung des Kreisbauernverbandes Kaiserslautern, steht der Unmut über die erdrückende Bürokratie und über die fehlende Wertschätzung am Berufsstand im Vordergrund. „Die Basis blickt nicht mehr durch und die Verwaltung auch nicht“, gesteht Ralf Hornberger, Abteilungsleiter Landwirtschaft und Landentwicklung im Landwirtschaftsministerium, dass viel im Argen liegt.

Thomas Cornelius, der stellvertretende Kreisvorsitzende für den BWV-Kreis Kaiserslautern, und Ralf Hornberger, Abteilungsleiter Landwirtschaft im Landwirtschaftsministerium, informierten die Landwirte.

Foto: D. Theato

Wenn die schlechten Preise und das Wetter, das den Bauern im zurückliegenden Jahr wirklich alles abverlangt hat, trotzdem nur Randbemerkungen auf der Versammlung des Bauern- und Winzerverbandes Kreis Kaiserslautern wert sind, dann müssen die zusätzlichen Probleme massiver Natur sein. Sind sie. Und diese Probleme haben auch einen Namen „Barbara Hendricks“. „Die Umweltministerin hat mit ihren undifferenzierten neuen Bauernregeln einen ganzen Berufsstand an den Pranger gestellt. Eine solche Diffamierung von einer Bundesministerin ist absolut unakzeptabel“, spricht Thomas Cornelius, der stellvertretende Kreisvorsitzende, aus, was die Bauern von dem „Einbeinigen Schwein“ halten.

Diese Art von Politik geht auch Ralf Hornberger, dem Abteilungsleiter Landwirtschaft im Mainzer Landwirtschaftsministerium entschieden zu weit. „Da fehlen mir die Worte!“ Aus seiner Sicht wäre mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft angebracht und keine Polemik.

Hornberger legte vor den Bauern die Punkte der Koalitionsvereinbarung offen und nannte den Erhalt der bäuerlichen, wettbewerbsfähigen Landwirtschaft als Ziel. Auch sei es wichtig beide Säulen der Gemeinsamen Agrarpolitik zu erhalten. Die Einführung einer Ausgleichszahlung für benachteiligte Gebiete werde in Mainz geprüft.

Bürokratie schreckt Nachwuchs ab

Die Bauern legten Hornberger nahe, dass die Bürokratie den Höfen den Nachwuchs kostet. „Wie soll ich mit gutem Gewissen meine Kinder zum Verbleib in der Landwirtschaft ermuntern. Dort erwartet sie harte Arbeit, selten Gewinn, Anfeindungen von allen Seiten und dann noch eine Arbeit am Schreibtisch, die keiner mehr überblickt!“ Diese Worte fielen in der abendlichen Diskussion mehrfach und überdeutlich.

Gras wuchert auf ungenutzten Flächen

„Das Rindvieh darf aus Tierschutzgründen nicht mehr im Stall stehen. Draußen ist es aus Gründen des Klimaschutzes aber auch nicht gewollt. Und weil das so ist, überwuchert uns hier in der Westpfalz das Gras auf den ungenutzten Weiden“, befürchtet Landwirt Karl Gortner aus Lambsborn, dass bald Firmen gegründet werden, die dann im großen Stil die Flächen in der Pfalz offen halten. „Das wird nicht regional sein, so wie es die Politik eigentlich anstrebt und auch nicht umweltfreundlich“, prognostiziert er.

Peter Schmitt, Beigeordneter im Landkreis Kaiserslautern, stellte sich auf die Seite der Landwirte. Er bezeichnete die Landwirtschaft insgesamt als einen nach wie vor wichtigen Wirtschaftsfaktor. Die Landwirtschaft müsse auch in Zukunft eine Grundlage haben, müsse Einkommen erwirtschaften statt auf immer mehr Fördermaßnahmen zu treffen, so Schmitt.

Ganz so drastisch sieht es der ministeriale Hornberger nicht, aber auch er blickt aufgrund der überschäumenden Bürokratie, mit der die Landwirte eingeengt werden und den immer weiter gehenden Verordnungen, mit großer Sorge in die Zukunft. „Wenn es um EU-Verordnungen geht, sind wir nicht mehr Herren unserer selbst“, schiebt der Mann aus Mainz allerdings die Verantwortung weiter nach Brüssel und gesteht sogar, dass neben den Bauern auch die Verwaltung bei den vielen Verordnungen, Richtlinien und Förderpaketen nicht mehr durchblickt. „Ich darf auf meinen eigenen Feld nicht mehr tun was ich will“, fasst ein Landwirt die als unerträglich empfundene Einmischung zusammen. „Die Bauern ernähren das Land, leben und arbeiten seit Jahrtausenden mit der Natur“, rückt Thomas Cornelius, der für den erkrankten Bauernvorsitzenden Günter Albrecht, den Abend leitete, eine Schieflage in der öffentlichen Wahrnehmung zurecht.

D. Theato – LW 8/2017