Die Erzeugung wird um 10 Prozent ausgeweitet
Zuckerrübenanbauer setzen voll auf den Wettbewerb
Die Jahreshauptversammlung der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer stand ganz im Zeichen der ab 2017 geltenden neuen Zuckermarktordnung. Diese setzt verstärkt auf den Wettbewerb und wird zum Ausscheiden weniger effizienter Standorte führen, hieß es auf der Versammlung in Worms.
Foto: Becker
Produktiver, effektiver und umweltfreundlicher
Manz betonte: „Wir sind produktiver, effektiver und umweltfreundlicher geworden. In den vergangenen 20 Jahren ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um drei Viertel gesunken, die Stickstoff-Düngung halbiert worden, und dennoch konnte der Ertrag um 50 Prozent gesteigert werden. Die Zuckerrübe hinterlässt nur wenig N im Boden und ist damit ein umweltverträgliches Fruchtfolgeglied.“ All das müsse in der Öffentlichkeit so kommuniziert werden, denn auch die öffentliche Wahrnehmung der heimischen Zuckererzeugung müsse verbessert werden. Pflanzenschutzmittel hätten zu Unrecht einen schlechten Ruf in der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Nachhaltigkeitstage in Dalheim, die am 9. und 10. September vom Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer gemeinsam mit der Südzucker AG und dem landwirtschaftlichen Betrieb Berges rund um den heimischen Zuckerrübenanbau veranstaltet werden.
Helmut Caspary, Leiter der Abteilung Weinbau und Landwirtschaft im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, vertrat Minister Dr. Volker Wissing, der in Berlin am Staatsakt zu Ehren des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel teilnahm. Caspary erläuterte die „Grundzüge der Agrarpolitik der neuen Landesregierung und Zukunftsperspektiven für die Zuckerwirtschaft“. Ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel blieb zwar unausgesprochen, ist aber in der Zuordnung des Agrarressorts zum Wirtschaftsministerium und weg vom Umweltministerium von Ministerin Ulrike Höfken klar zu erkennen.
Bei fairem Wettbewerb können heimische Anbauer mithalten
Zur neuen, wettbewerbsorientierten Marktordnung sagte Caspary, sie berge zwar höhere Risiken als bisher, könne für den heimischen und effizienten Anbau aber eine Chance sein. Voraussetzung seien aber gleiche Wettbewerbsbedingungen. Eine Subventionierung ungünstigerer Standorte wie beispielsweise in Finnland durch immer noch gekoppelte Zahlungen sei abzulehnen.Für die Ausweitung der Zuckererzeugung in der Region spreche auch die gute Ernte im Trockenjahr 2015, hier habe die Zuckerrübe gezeigt, was sie kann. „Die Rübe könnte ein GeÂwinner des Klimawandels sein“, soder Referent. Die Effizienz des Anbaus habe durch züchterische und pflanzenbauliche Maßnahmen in den letzten Jahre deutlich gesteigert werden können, beipielsweise durch denn vermehrten Anbau Nematoden-resistenter Sorten. Auch seien beim Zucker im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Produkten leichte Preissignale nach oben zu erkennen; die Landwirte reagierten hierrauf sehr sensibel mit einer Anpassung der Anbaufläche nach oben.
Erfolgreiches Projekt „Zukunft Zuckerrübe“ soll weiterlaufen
Zu den konkreten Fördermaßnahmen und Zielen des Ministeriums zählte er beispielsweise folgende Punkte auf:
- Beide Säulen der Agrarförderung müssen erhalten bleiben
- wettbewerbsverzerrende Fördermaßnahmen sind abzulehnen
- die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) muss besser ausgestattet werden
- die Agrarverwaltung muss erhalten bleiben
- konventionelle und Öko-Betriebe sind gleichzubehandeln
- die Investitionsförderung ist beizubehalten
- Bundesmittel sollen ausgeschöpft werden
- die Marktmacht der Erzeuger muss gestärkt werden
- Direktzahlungen sind notwendig
- die Offizialberatung ist um private zu ergänzen.
- Weiterführung des Projektes „Zukunft Zuckerrübe“.
Mit Letzterem förderten die Ministerien in Rheinland-Pfalz und Hessen Forschung und Bildung. Die Erkenntnisse des Projektes würden unmittelbar in Hessen und Rheinland-Pfalz umgesetzt und brächten den Anbauern praxisnah eine Sicherung ihrer Erträge und Qualitäten. Die Forschungsergebnisse zeigten auch, dass der Pflanzenschutz in der Zuckerrübe erforderlich sei; daher habe das Land Rheinland-Pfalz eine Initiative zur Pflanzenschutzmittel-Zulassung gestartet. Ziel hierbei sei eine realistische Risikobewertung und die zonale Zulassung innerhalb der EU.
Beteiligung der Landwirte an der Südzucker ist ein Erfolgsmodell
Jeder dritte Joghurt weltweit enthält Südzucker-Produkte
Obwohl die Sparte Zucker im Geschäftsjahr 2014/2015 erstmals ein deutliches Minus erwirtschaftet habe, sei der Gesamtkonzern aufgrund seiner breiten Angebotspalette nicht unter die Nulllinie geraten. Dieses Minus sei vor allem durch den niedrigen Zuckerpreis von 350 Euro pro Tonne bedingt gewesen; inzwischen habe der Weltmarkt wieder deutlich auf über 650 Euro angezogen, weil die Nachfrage die gedrosselte Produktion wieder übersteigt. Aufgrund langfristiger Kontrakte könne man aber aktuell noch nicht davon profitieren. Im kommenden Geschäftsjahr 2016/2017 werde die Sparte Zucker kein Defizit mehr aufweisen, zeigte sich der Südzucker-Manager überzeugt. Was die weitere Entwicklung unter den dann geltenden neuen Marktbedingungen bringen werde, sei noch nicht abzusehen.
Angesichts der nach wie vor geltenden globalen Megatrends (Bevölkerungswachstum, steigende Einkommen, höherer Energieverbrauch und steigende Futtermittelnachfrage) sehe er gute Chancen für die weitere Konzern-Entwicklung und auch für die Zuckerrübenerzeuger in Rheinhessen, Hessen und der Pfalz.
KB – LW 37/2016