„Mehr als Essen in Hessen“

Festakt der Sektion Hessen – DGE im Schloss Biebrich

„Mehr als Essen in Hessen“ lautete das Motto der Festveranstaltung der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) anlässlich ihres 40-jährigen Jubiläums unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein. Rund 100 Gäste begrüßte die Vorsitzende der Sektion Hessen, Prof. Kathrin Kohlenberg-Müller, im Wiesbadener Schloss Biebrich.

Staatssekretär Daniel Köfer mit der Vorstandsvorsitzenden Prof. Kathrin Kohlenberg-Müller (r.) und der Geschäftsführerin der Sektion Hessen Dr. Ulrike Kreinhoff während der Jubiläumsveranstaltung im Biebricher Schloss.

Foto: Lehmkühler

Staatssekretär Daniel Köfer überbrachte Glückwünsche zum runden Geburtstag vom Hessischen Landwirtschaftsministerium (HMLU), das die Sektion Hessen seit ihrer Gründung

institutionell fördert. Er sagte: „40 Jahre Sektion Hessen, das sind 40 Jahre Engagement für eine gesunde, nachhaltige und bedarfsgerechte Ernährung in Hessen. Eine gesunde Ernährung mit guten Produkten aus der Region ist wichtig für die hessische Bevölkerung. Das ist auch ein wichtiges Anliegen für die hessische Landesregierung. Ihre Arbeit gilt es wertzuschätzen und finanziell sowie ideell zu unterstützen.“ Lobend stellte er he­raus, dass die Sektion Hessen alle Altersgruppen über eine bedarfsgerechte Ernährung informiere und dafür stets aktuell und praxisnah arbeite. „Für die Landesregierung sind Sie ein verlässlicher Partner. Wir freuen uns auf weitere gute Zusammenarbeit“, so der Staatssekretär.

Ursula Pöhlig, Präsidentin des Landfrauenverbandes Hessen, gratulierte im Namen der hessichen Landfrauen zum Jubiläum. „Gemeinsam blicken wir auf eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zurück. Mit der Sektion Hessen haben wir einen perfekten Partner gefunden, um das Thema gesunde Ernährung, die regional, saisonal, ausgewogen, nachhaltig und dabei vor allem auch noch lecker ist, vo­ranzutreiben und das Thema über Multiplikatorenschulungen in die Fläche zu bringen. Vielen Dank dafür.“

Empfehlungen als Wegweiser

Dr. Kiran Virmani, Geschäftsführerin der DGE in Bonn, hob in ihren Glückwünschen zum Jubiläum die gute Verbindung zwischen dem Dachverband und der Sektion Hessen hervor. „In der ersten Zeit war Frankfurt unser gemeinsamer Arbeitsstandort. Dadurch entstand ein besonders enges Band. Mittlerweile blicken Sie auf 40 Jahre erfolgreichen Praxistransfer zurück“, so Virmani. Im Jahr 2006 habe sich die Sektion Hessen verselbstständigt. Der Dachverband begrüße es, seitdem weiterhin mit der Sektion Hessen als starkem Partner in Kooperation zu arbeiten.

Unter dem Titel „Gut essen und trinken“ stellte Virmani die Methodik der neuen lebensmittelbezogenen Empfehlungen der DGE vor. Diese gelten für gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren und basieren auf einem mathematischen Optimierungsmodell. „Es sind Empfehlungen, keine Richtlinien oder strikte Vorgaben. Sie dienen als Wegweiser und zur Orientierung.“

Verzehrsdaten erheben

Einen weiteren Vortrag hielt Prof. Hannelore Daniel, die an der TU München und Universität Gießen lehrte. Sie setzte sich kritisch mit der wissenschaftlichen Betrachung von „Essen und Ernährung“ in den letzten 40 Jahren auseinander. So hätten sich in den letzten vier Jahrzehnten die Lebenswelten von Menschen drastisch verändert, „im gleichen Maße aber auch die wissenschaftlichen Betrachtungen von Essen und Ernährung“, stellte Daniel fest. In den 1980er Jahren habe sich die Ernährungsforschung mit der Lebensmittelsicherheit und Toxikologie sowie der Nährstoffversorgung beschäftigt, heute seien es Gesundheit und Nachhaltigkeit. Die Erhebung von aktuelleren Verzehrsdaten der Bevölkerung sei notwendig, denn, so Daniels Kritik, „die letzten Verzehrsdaten in Deutschland wurden 2005 bis 2007 erhoben“. Außerdem sei eine personalisierte Ernährung wichtig, um jedem Individuum Handlungshilfen geben zu können. Die Regionalität erhalte dabei wieder eine besondere Bedeutung.

40 Jahre Praxistransfer

Eine Zeitreise über die letzten 40 Jahre der Sektion Hessen brachten Dr. Ulrike Kreinhoff und Prof. Kohlenberg-Müller mit. Kreinhoff war zunächst Sektionsleiterin und wurde 2006 mit der Verselbstständigung Geschäftsführerin der Sektion Hessen. Sie merkte an, dass die Anfänge der Sektionsarbeit eher bescheiden und personell begrenzt waren. Mittlerweile seien fünf Mitarbeiterinnen beschäftigt, 2023 kam die Vernetzungsstelle Senioren­ernährung hinzu. „Unser Angebot im Jubiläumsjahr ist gefragt wie nie“, freute sich Kreinhoff.

Sie präsentierte einige Meilensteine für die erfolgreiche Arbeit der Sektion Hessen, darunter die Übersetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in eine allgemein verständliche Sprache, ein hoher Praxisbezug und handlungsorientierter Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Schaffung und das Betreiben von Netzwerken sowie die Orientierung auf die regionale beziehungsweise kommunale Ebene. Insbesondere die Verselbstständigung im Jahr 2006 habe der Sektion Hessen gutgetan und die Arbeit befördert. „Sie brachte mehr Flexibilität“, so Kreinhoff.

Ein reger Austausch unter den Gästen und Netzwerkpartnern fand in den Pausen in der Westgalerie des Schlosses statt. An dort aufgestellten Ständen konnten sich Interessierte über die drei hessischen Vernetzungsstellen Seniorenernährung, Kitaverpflegung und Schulverpflegung informieren.

SL – LW 36/2024