Aus Feldsteinen gemauerter Trullo ausgezeichnet und geweiht

Weinbergshäuschen in Gundheim prämiert

Die in der Nachbarschaft stehenden Windräder rotierten, als die Weinbruderschaft Rheinhessen zu St. Katharinen ihr 38. Weinbergshäuschen prämierte: Ein aus Feldsteinen gemauerter Trullo „Auf dem Berg“, den der Gundheimer Winzer Hubert Schreiber vor zehn Jahren in der Weinlage „Sonnenberg“ errichten ließ.

Die Weinbruderschaft Rheinhessen zeichnet den Trullo auf dem Berg in Gundheim aus. Die Rheinhessische Weinprinzessin Katja Klemmer enthüllt die Plakette und freut sich mit den Gundheimern.

Foto: Norbert Krupp

Die rheinhessische Weinprinzessin Katja Klemmer aus Westhofen übernahm gerne die Aufgabe, das Messingschild zu enthüllen, mit dem der Gundheimer Trullo als besonders gelungenes Weinbergshäuschen ausgezeichnet wurde. Sie dankte den Weinbrüdern und -schwestern, die Weinbergshäuschen durch eine solche Auszeichnung zu Aushängeschildern Rheinhessens machen.

Der Gundheimer Diakon Peter Schreiber bat um Gottes Segen für den Trullo sowie die Menschen, die ihn besuchen, und segnete ihn mit Weihwasser. Die Gundheimer Eheleute Susanne und Sigi Scholz verfolgten die Weihe mit besonderen Gefühlen, weil sie vor sechs Jahren am Trullo getraut wurden.

Wein als Kulturgut – Teil der Freiheit und Unabhängigkeit

Das stürmische Wetter veranlasste Brudermeister Dr. Axel Poweleit als Vorsitzenden der Weinbruderschaft, auf stürmische Zeiten in der Welt des Weines einzugehen. Diese seien durch die anhaltende Diskussion über Wein und Alkohol geprägt. Die Weinbruderschaft habe sich dazu schon mehrfach geäußert, denn sie sieht Wein als Kulturgut, das Teil der Freiheit und Unabhängigkeit sei. „Es muss aber klar gesagt werden, dass hier nicht nur mehr als 2 000 Jahre Weinkultur mit Füßen getreten werden, sondern dass elementar die Wertschöpfung der Weinbaubetriebe und ihrer Familien und Mitarbeiter getroffen wird. Diese haben es mit den klimatischen Herausforderungen und dem weggebrochenen Weinmarkt schon schwer genug“, mahnte Poweleit.

Der Brudermeister dankte Hubert Schreiber, dem Eigentümer des Trullos, für dessen Gestaltung und Pflege. Gundheim habe an Pfingsten sein 1250-jähriges Bestehen gefeiert, aber sicher sei hier schon vor dem Jahr 774, der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes „Guntheim“, Weinbau betrieben worden. Weinbruder Gerhard Blüm war beim Jubiläum als ehemaliger Ortsbürgermeister zum Ehrenbürger ernannt worden. Dazu gratulierte Poweleit im Namen der Weibruderschaft.

Bruderrat Dr. Werner Dahmen erklärte, was den von ihm geleitete Weinbergshäuschenausschuss veranlasst habe, den Gundheimer Trullo zu prämieren. Es beeindruckte das aus Feldsteinen erstellte Mauerwerk, die künstlerische Gestaltung des Innenraumes sowie die exponierte Lage mit wunderschönem Panoramablick über Gundheim in die Rheinebene zum Odenwald sowie über das Land der tausend Hügel. Hubert Schreiber habe einen adäquaten Ersatz für ein Weinbergshäuschen seiner Familie geschaffen, dass während seiner Kindheit abgerissen wurde. Dieses beispielhafte Engagement für das eigenwillige Gebäude sei Förderung der Weinkultur im Sinne der Weinbruderschaft Rheinhessen, bestätigte Dahmen.

Förderung der Weinkultur im besten Sinne

Sein besonderer Dank galt allen, die bei der Vorbereitung und Durchführung der Prämierungsfeier halfen, sowie den Weinbrüdern Kurt Lenz und Hartmut Strecker, die die Messingtafel am Trullo angebracht haben. „Unsere Weinbruderschaft wird in ihren Bemühungen um die Erhaltung und Gestaltung von Weinbergshäuschen und -türmen nicht nachlassen“, versprach Dahmen.

Hubert Schreiber erzählte, dass er lange gewartet habe, bis sich ein idealer Standort für den Trullo gefunden habe. Er dankte Michael Gamradt, der den Trullo mit viel Herzblut und Liebe gemauert habe.

Über die Auszeichnung des Trullo freute sich Kreisbeigeordnete Ute Klein-Kaufmann, die auch Glückwünsche von Landrat Heiko Sippel überbrachte: „Mit Ideenreichtum und großem Einsatz hat sich Hubert Schreiber für den Erhalt der regionalen Traditionen eingesetzt. Der 2014 von ihm erbaute Trullo ist im Inneren kunstvoll und mit Bezug zu Weingenuss schön ausgestaltet“, bestätigte sie. Als Ausflugsziel mit Sitzgruppe lade er zum geselligen Verweilen ein. „Plätze wie diese tragen zur Lebensqualität der Menschen in unserer Region bei“, so die Kreisbeigeordnete. Sie bescheinigte der Weinbruderschaft durch die Weinbergshäuschen-Prämierung die Kultur in Rheinhessen und die rheinhessische Identität zu fördern.

Ebenso gratulierten Walter Wagner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wonnegau, sowie Markus Osadschy, Ortsbürgermeister von Gundheim. Den musikalischen Rahmen der Feier gestalteten die Jagdhornbläsergruppe Worms unter Leitung von Hornmeisterin Beate Holz und der Gesangverein Grundheim unter Leitung von Thomas Kulzer.

Norbert Krupp – LW 41/2024