Aus- und Fortbildung grenzüberschreitend im Blick

Großes Netzwerktreffen der Ri2

Kürzlich fand ein groß angelegtes Netzwerktreffen der Akteurinnen und Akteure des landwirtschaftlichen Bildungsbereichs im DLR-Zentrum Neustadt an der Weinstraße statt. Im Fokus stand der Austausch über die Ausbildung in den Berufen der Landwirtschaft in Deutschland und Frankreich. Das Netzwerk Ri2 hatte das Treffen initiiert und der Einladung folgten mehr als 70 Personen. Teilgenommen hatten Berufsschulen, Fachschulen, Agrargymnasien, Vertreter der Verwaltung, der Landwirtschaftskammern sowie der Berufsverbände, berichtet die Landjugend Rheinhessen-Pfalz.

Großes Interesse der Beteiligten beim grenzüberschreitenden Austausch im landwirtschaftlichen Bildungsbereich.

Foto: Landjugend

In den Vorträgen und den Arbeitsgruppen zeigte sich, dass die Aus- und Fortbildungswege und die Wege der (dualen) Ausbildung sehr komplex sind. Dabei bedarf es speziell bei dualen Ausbildungen, die in zwei Ländern stattfinden – wenn beispielsweise die Berufsschule in Deutschland besucht wird, der Ausbildungsbetrieb aber in Frankreich liegt – großer Anstrengungen, um dies zu ermöglichen und Hürden zu überwinden.

Synergien nutzen und Europa stärken

Im Tagungsverlauf wurden die Teilnehmenden in den Arbeitsgruppen sehr konkret, etwa mit einem Unterstützungsangebot bei der Suche nach Praktikumsplätzen in der Nachbarregion oder mit der Erstellung einer konkreten Liste der Ansprechpartner für bestimmte Themen der Bildung.

Als Vorsitzende des Ri2-Netzwerks stellte Danielle Bras in ihrer Begrüßung fest, dass der grenzüberschreitenden Arbeit in der Ausbildung und in der Beratung eine immer größere Bedeutung zukomme. „Wir haben die gleichen klimatischen Bedingungen, wir sind in derselben Branche unterwegs, wir haben dieselben Herausforderungen – wir müssen hier voneinander lernen, Synergien nutzen und Europa stärken“, betonte Bras in ihrer Begrüßung und Einführung zur Tagung.

Als Ergebnis der Arbeitsgruppen wurden Handlungsfelder identifiziert, bei denen ein grenzüberschreitender Austausch besonders wichtig ist. Beispielhaft wurden hier die Themen Anpassung, Auswirkung und Strategien für die Ausbildung in der Landwirtschaft unter dem Eindruck des Klimawandels, des Tierwohls und Tierschutzes in der Tierhaltung, oder die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Agrarsektor herausgearbeitet.

Danielle Bras, Vorsitzende des Ri2-Netzwerks, betonte die große Bedeutung der grenzüberschreitenden Arbeit in der Ausbildung und Beratung.

Foto: Landjugend

Deutliche Unterschiede im Ausbildungssystem

In den Vorträgen und den Diskussionen wurde deutlich, dass im Schul- und (dualen) Ausbildungssystem zwischen Deutschland und Frankreich deutliche Unterschiede vorzufinden sind. Selbst die qualitative Vergleichbarkeit und Zuordnung der Abschlüsse und Qualifikationen ist hier schwierig. Um die Systeme transparenter zu machen und den Austausch im landwirtschaftlichen Bildungsbereich zwischen Deutschland und Frankreich zu erleichtern, soll zukünftig eine Übersicht der Systeme erstellt werden. Damit können Gemeinsamkeiten besser identifiziert und Hürden schneller angesprochen beziehungsweise abgebaut werden. Hauptziel ist es, den Austausch auf fachlicher Ebene zu erleichtern und die Systeme vergleichbarer zu machen.

Abbau administrativer Hürden

Als weiterer Arbeits- und Aufgabenbereich wurde der Abbau von administrativen Hürden in der grenzüberschreitenden Ausbildung identifiziert. Die Teilnehmenden waren sich hier einig, dass jeder in seinem Aufgabengebiet in diese Richtung arbeiten und unterstützen sollte. In drei Kurzbeiträgen wurde anschließend ein Überblick über verschiedene Fördermöglichkeiten für länderübergreifende Austausche im Bildungsbereich vorgestellt. Dabei fördert das Ri2-Netzwerk zum Beispiel binationale Austausche unbürokratisch und niedrigschwellig. Das Angebot von „Pro Tandem“ wurde von der Deutsch-Französischen Agentur für den Austausch in der beruflichen Bildung vorgestellt. Abgerundet wurde die Vorstellung der Fördermöglichkeiten durch das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW). Die einzelnen Angebote können im Internet auf den Seiten www.protandem.org, www.dfjw.org und teamer.dfjw.org/de eingesehen werden.

Kontakte vertiefen und aufbauen

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die landwirtschaftlichen Bildungsträger in einen engeren Austausch kommen möchten. Dazu bot das durch Ri2 initiierte Netzwerktreffen die Gelegenheit, bestehende Kontakte zu vertiefen und neue Beziehungen aufzubauen. Danielle Bras endete mit der Feststellung, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die von den Menschen und deren Engagement lebe, aktuell und notwendig sei wie selten zuvor. Vor allem weil sie für alle Beteiligten einen fachlichen und persönlichen Mehrwert darstelle.

Neomi Albrecht, Landjugend  – LW 31/2023