Spät gedüngte Gülle bleibt bis zum Frühjahr im Boden
Langjährige Versuchsreihe stellt Vorschriften infrage
Welche Stickstoff-Verluste bei der Grünland-Gülle-Düngung im Spätherbst entstehen, und ob es Nitratprobleme gibt, wurde in neunjährigen wissenschaftlichen Versuchen am Spitalhof in Kempten (Allgäu) untersucht. Über die Ergebnisse berichtet Dr. Karl Heinz Gerhold, Gisingen.

Foto: Gerhold
Düngeverbote und Gülleausbringung
Wie hinreichend bekannt, bestehen mehrere Düngeverbote für N-haltige Düngemittel in der EU (s. Tipp zur Kernsperrfrist in dieser Ausgabe). Über diesen Zeitraum hinweg ist eine Ausbringung N-haltiger Dünger auch dann verboten, wenn eine geschlossene Schneedecke vorliegt, der Boden wassergesättigt oder gefroren ist.
So ist die Gülleausbringung im Spätherbst oft eine Gradwanderung zwischen der Notwendigkeit, möglichst spät die Güllegrube zu räumen, um gegen einer möglichen schwierigen Wettersituation im kommenden Frühjahr (Schneedecke) gewappnet zu sein. Andererseits ist davon auszugehen, dass im Spätherbst meist nasse Bedingungen vorherrschen, sodass bei der Ausbringung mit Narbenschäden und Bodenverdichtungen zu rechnen ist.
Des Weiteren herrscht in der Praxis generell die Meinungen vor, dass eine Düngung von Mist, Jauche und/oder Gülle im Spätherbst auf Grünland sinnlos ist, weil zu diesem Zeitpunkt mit keinerlei Düngewirkung zu rechnen sei. Das Zitat, dass man einen toten Mann nicht füttern braucht, taucht auf jeder diesbezüglichen Vortragsveranstaltung mit Sicherheit auf.
Ertragswirkung von Gülle bei Herbst- und Spätherbstausbringung
Wie aus Abbildung 1 ersichtlich ist, sind die Erträge mehr oder weniger gleich hoch, ob im Frühjahr, Herbst oder Spätherbst Gülle ausgebracht wurde. Die geringsten Erträge wurden allerdings im neunjährigen Durchschnitt bei der Ausbringung am 10. Oktober mit 39 dt TM/ha im Durchschnitt der Versuchsjahre erzielt.