Gut gerüstet für die Forstarbeit
Schnittschutz-Bekleidung schützt vor bösen Verletzungen
Wald- und Forstarbeit sind gefährlich, denn in kaum einem anderen Beruf ist der Forstarbeiter so vielen Gefährdungen und Schwierigkeiten ausgesetzt: Da sind zum einen die Witterungseinflüsse in den verschiedenen Jahreszeiten zu nennen, zudem Rutsch- und Sturzgefahr durch schwieriges Gelände, Nässe und Glätte. Hinzu kommt der Umgang mit gefährlichen Maschinen und deren Vibrationen und Abgasen sowie die Gefahren, die von Bäumen beim Fällen ausgehen, um nur einige der Probleme zu nennen.

Foto: Setzepfand
Es gibt klare Unfallverhütungsvorschriften für diesen Tätigkeitsbereich, die in den „Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz“ (VSG) festgelegt sind. Nach VSG 4.3 (Forsten) § 4 (3) ist für gewerbliche Forstarbeiter die „Persönliche Schutzausrüstung“ (PSA) vorgeschrieben. Sie muss von einer Prüfstelle baumustergeprüft sein, was das CE-Zeichen belegt. Die VSP besteht aus der Schutzhelmkombination mit Gehör- und Gesichtsschutz, einer Arbeitsjacke, zumindest teilweise in Signalfarben, Arbeitshandschuhen, Schnittschutzhosen und Sicherheitsschuhen mit Schnittschutzeinlagen. Sie alle tragen das Sägenpictogramm, das sie als schnittschutzgeschützt ausweist. Leider bleibt es Privatpersonen oft selbst überlassen, ob sie mit einer Sicherheitsausrüstung in den Privatwald gehen oder nicht. Entsprechend hoch sind die Unfallraten, und weit oben liegen Schnittverletzungen durch Motorsägen. Grundsätzlich sollte bei Arbeiten im Wald mit Maschinen immer Schnittschutzbekleidung getragen werden – hier dürfen die Kosten nicht das Entscheidungskriterium sein, sondern die Gesundheit und das eigene Leben.
An den besonders gefährdeten Bereichen der Kleidung sind zwischen der äußeren und inneren Stoffschicht lose verwebte lange und sehr reißfeste Kunststofffäden eingelegt. Trifft die Kette der Motorsäge auf die Oberschicht und durchtrennt sie, reißt sie sofort die Fäden mit sich, die sich um das Antriebsrad wickeln und es in Bruchteilen einer Sekunde blockieren. 100-prozentig ist der Schutz allerdings nicht: Je nachdem, wie stark die Kette auf die Kleidung trifft, kann sie immer noch die Unterschicht durchtrennen und Verletzungen hervorrufen.
Vier Eignungsklassen

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Die Weite sollte so gewählt werden, dass im Winter auch noch wärmende Funktionsunterwäsche unter die Schutzbekleidung passt und nichts kneift oder zwickt: Immerhin trägt man die Kleidung fast täglich über viele Stunden. Daher empfiehlt es sich, derartige Kleidung vor dem Kauf sorgfältig anzuprobieren. Erst beim Nachkauf macht eine Online-Bestellung Sinn, weil dann Größe und Schnitt bekannt sind. Generell gilt, dass sie waschbar sein muss und auch den Trockner problemlos übersteht, ohne einzulaufen oder dass die eingenähten Anleitungen unleserlich werden. Untersuchungen ergaben, dass Schmutz und Harz sowie das Waschen, Trocknen und die Tragedauer Einfluss auf die Alterung und damit die Schutzwirkung der Schnittschutzeinlagen haben. Bei regelmäßiger Nutzung empfiehlt sich daher ein Austausch nach spätestens eineinhalb Jahren.
Ganz wichtig: Die Hosen
Schnittschutzhosen schützen generell den vorderen Beinbereich vom Knöchel bis an die Hüfte. Sie sind in drei Formen erhältlich: A und B sind für den Profi gedacht und schützen vor allem den vorderen Beinbereich. Sie gibt es als Latz- oder Bundhose. Daneben finden sich auch noch Beinlinge, die nur aus den Beinröhren bestehen, die einzeln über eine normale Arbeitshose gezogen werden. Zudem sind sogenannte Chaps erhältlich, die nur den vorderen Teil der Beine schützen. Sie lassen sich schnell mal anlegen, wenn sie nur zeitweise gebraucht werden. Die Form C weist vorn und hinten oder sogar rundum Schnittschutzbereiche auf und ist für diejenigen gedacht, die nur selten mit der Kettensäge arbeiten. Welche Form man wählt, hängt vom Einsatz und persönlichen Tragekomfort ab.

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Bei den Jacken findet sich der Schnittschtz im Brust-, Bauch- und Vorderarmbereich. Waldarbeitsjacken sollten generell lang genug sein, damit beim Bücken auch der ganze Rücken vollständig bedeckt bleibt. Hoch geschätzt werden bei sommerlichen Temperaturen Lüftungsmöglichkeiten am Rücken, zusätzlich lässt sich bei einigen Modellen das dortige Futter herausnehmen, sodass eine Ganzjahresnutzung möglich ist. Vielfach findet man auch Lüftungsmöglichkeiten unter den Achseln. Eine Abdeckung am Kragen verhindert, dass der Reißverschluss störend am Kinn piekt. Ein Kordelzug in Höhe der Hüfte ermöglicht es, die Jacke enger am Körper anliegend zu tragen. Mit Klettband verschließbare Bündchen dienen vor allem dem Zeckenschutz.
Stabile Schuhe für Standfestigkeit
Schnittschutzschuhe – Forstsicherheitsstiefel oder Schnittschutzstiefel – verfügen über eine entsprechende Einlage, eine Zehenschutzkappe und einige auch über eine durchtrittsichere Stahlsohle. Sie verhindert zuverlässig, dass spitze Gegenstände von unten in den Schuh eindringen können. Neben der Stahlkappe als Zehenschutz sind auch die leichteren Aluminium- und Kunststoffkappen zu finden. Alle müssen dem Fall eines 200 Kilogramm schweren Gegenstandes aus einem Meter Höhe standhalten, wobei der Fuß nicht verletzt werden darf. Derartige Schuhe können als Leder-Schnürstiefel oder Sicherheits-Gummistiefel ausgeführt sein. Gemeinsam ist ihnen die robuste Sohle, die festen Stand und Rutschhemmung sicherstellt. Manche Stiefel haben an ihrem hinteren Ende eine Art Horn ausgeformt: Es dient als Stiefelknecht und erleichtert das Ausziehen.
Auch hierbei ist es ratsam zu überlegen, wo sie getragen werden sollen: Für einfaches bis mittleres Gelände genügt ein leichterer Schuh mit biegsamer Sohle und einem bequemen Schaft. Für schwierigere Verhältnisse wie beispielsweise hügeligeres bis steiles Waldgelände wählt man besser einen Schuh mit hoher Verwindungssteifigkeit und fester Sohle. Sicherheitsschuhe lassen sich in fünf Schutzklassen (S) einteilen: S 1 muss über einen geschlossenen Fersenbereich mit Schockabsorber und Zehenschutzkappe verfügen und antistatische Eigenschaften besitzen. Schuhe der Klasse S 2 verfügen über alle Eigenschaften von S 1, sind aber aus wasserundurchlässigem Leder hergestellt. S3 verfügt darüber hinaus über eine durchtrittsichere Sohle. Zur Schutzklasse S 4 gehören Vollgummischuhe oder Gesamtpolymerschuhe mit Stahlkappe, antistatischer Laufsohle und Stoßabsorber im Fersenbereich. Schuhe der Klasse S 5 verfügen zusätzlich zu den Eigenschaften der S 4 über eine durchtrittsichere Zwischensohle.
Sicherheitshandschuhe sind sowohl als Fünf-Fingerhandschuhe, als Fäustlinge oder als Fäustling mit zusätzlichem Zeigefinger für die Bedienung der Motorsäge erhältlich. Daneben gibt es unterschiedlich gefütterte für den Einsatz im Sommer und im Winter. Für Arbeiten mit der Motorsäge sind sowohl Lederhandschuhe als solche aus Strick mit Kunststoffbeschichtung geeignet. Manche Anbieter vertreiben auch Handschuhe, bei dem nur der linke über Schnittschutz verfügt. Bei Arbeiten mit Drahtseilen schützt ein Handschuh aus starkem Leder mit langer Stulpe und Pulsschutz.
Fazit
Schnittschutzkleidung ist bei der Wald- und Forstarbeit in vielen Fällen unverzichtbar, um die Gefährdung so weit als möglich zu verringern. Die modernen Materialien und Verarbeitungsmethoden haben heutzutage zu einem Tragekomfort geführt, wie er noch vor zehn oder zwanzig Jahren nicht vorstellbar war. Die heutige Auswahl ist enorm hinsichtlich der Ausstattung und des Tragekomforts, sodass jeder das für ihn Passende findet. Und das zu einem Preis von deutlich unter 1000 Euro. Das sollte einem die eigene Gesundheit oder gar das Leben nun wirklich wert sein.
Peter Richter – LW 45/2012