Gut gerüstet für die Forstarbeit

Schnittschutz-Bekleidung schützt vor bösen Verletzungen

Wald- und Forstarbeit sind gefährlich, denn in kaum einem anderen Beruf ist der Forstarbeiter so vielen Gefährdungen und Schwierigkeiten ausgesetzt: Da sind zum einen die Witterungseinflüsse in den verschiedenen Jahreszeiten zu nennen, zudem Rutsch- und Sturzgefahr durch schwieriges Gelände, Nässe und Glätte. Hinzu kommt der Umgang mit gefährlichen Maschinen und deren Vibrationen und Abgasen sowie die Gefahren, die von Bäumen beim Fällen ausgehen, um nur einige der Probleme zu nennen.

Heutige Schnittschutzbekleidung besteht aus modernen, atmungsaktiven und Wasser abweisenden Stoffen und ist vom Schnitt her den Bedürfnissen der Waldarbeiter nach Funktionalität und Bequemlichkeit bestens angepasst.

Foto: Setzepfand

Kommt Unachtsamkeit oder laxe Routine hinzu, entstehen schnell gefährliche Situationen, die zu schweren Verletzungen oder sogar tödlichen Unfällen führen können. Die Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften verzeichneten für das Jahr 2010 8.035 Unfälle bei Wald- und Forstarbeiten, von denen 29 tödlich endeten. Unter anderem mit geeigneter Schutzkleidung lässt sich das Unfallrisiko jedoch deutlich mindern. Was man beachten sollte, will dieser Beitrag klären.

Es gibt klare Unfallverhütungsvorschriften für diesen Tätigkeitsbereich, die in den „Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz“ (VSG) festgelegt sind. Nach VSG 4.3 (Forsten) § 4 (3) ist für gewerbliche Forstarbeiter die „Persönliche Schutzausrüstung“ (PSA) vorgeschrieben. Sie muss von einer Prüfstelle baumustergeprüft sein, was das CE-Zeichen belegt. Die VSP besteht aus der Schutzhelmkombination mit Gehör- und Gesichtsschutz, einer Arbeitsjacke, zumindest teilweise in Signalfarben, Arbeitshandschuhen, Schnittschutzhosen und Sicherheitsschuhen mit Schnittschutzeinlagen. Sie alle tragen das Sägenpictogramm, das sie als schnittschutzgeschützt ausweist. Leider bleibt es Privatpersonen oft selbst überlassen, ob sie mit einer Sicherheitsausrüstung in den Privatwald gehen oder nicht. Entsprechend hoch sind die Unfallraten, und weit oben liegen Schnittverletzungen durch Motorsägen. Grundsätzlich sollte bei Arbeiten im Wald mit Maschinen immer Schnittschutzbekleidung getragen werden – hier dürfen die Kosten nicht das Entscheidungskriterium sein, sondern die Gesundheit und das eigene Leben.

An den besonders gefährdeten Bereichen der Kleidung sind zwischen der äußeren und inneren Stoffschicht lose verwebte lange und sehr reißfeste Kunststofffäden eingelegt. Trifft die Kette der Motorsäge auf die Oberschicht und durchtrennt sie, reißt sie sofort die Fäden mit sich, die sich um das Antriebsrad wickeln und es in Bruchteilen einer Sekunde blockieren. 100-prozentig ist der Schutz allerdings nicht: Je nachdem, wie stark die Kette auf die Kleidung trifft, kann sie immer noch die Unterschicht durchtrennen und Verletzungen hervorrufen.

Vier Eignungsklassen

Die Aufnahme zeigt sehr gut, welch festen Stand sich der Forstarbeiter gesucht hat – und wie nah die gefährliche Motorsäge dem Oberschenkel kommt.

Foto: Servaty

Schnittschutzbekleidung gibt es in vier Klassen, die sich an der Kettengeschwindigkeit orientieren: Klasse 0 ist für 16 m/s ausgelegt, jedoch nur für Schnittschutzjacken und -handschuhe anwendbar. Klasse 1 für 20 m/s ist der gängige Standard für Schnittschutzhosen, der auch von Versicherungen anerkannt wird. Die Klasse 2 erlaubt 24 m/s, während die Klasse 3 bis 28 m/s geeignet ist. Je höher die Kettengeschwindigkeit, desto dicker fällt die Schutzlage mit den Fasern aus. Schnittschutzausstattung ist als Hose, Jacke, Handschuhe und Stiefel erhältlich. Die Oberstoffe können aus verschiedenen Materialien bestehen, was sich vor allem auf das Gewicht und den Tragekomfort auswirkt. Die Schutzkleidung gibt es in vielen unterschiedlichen Ausführungen. Das fängt bei den verwendeten Stoffen an. Grundsätzlich gilt: Je robuster, desto höher ist ihr Gewicht. Vielfach sind sie an den stark belasteten Bereichen wie Schultern, Brust, Ellenbogen und Knien extra verstärkt. In jedem Fall sollten sie besonders atmungsaktiv sein, gleichzeitig aber möglichst regendicht. Je moderner die Materialien sind, desto besser können sie Wasser abweisen. Dadurch saugen sie sich nicht so stark voll, werden also nicht so schwer wie herkömmliche Stoffe und trocken auch schneller. Vielfach bestehen sie ganz oder in Teilen aus Stretchmaterial, um höchstmögliche Flexibilität sicherzustellen und sich dadurch den Bewegungen des Trägers anzupassen. Dass die Jacken ganz oder zumindest teilweise in den Signalfarben rot, orange oder gelb gehalten sind, versteht sich von selbst.

Die Weite sollte so gewählt werden, dass im Winter auch noch wärmende Funktionsunterwäsche unter die Schutzbekleidung passt und nichts kneift oder zwickt: Immerhin trägt man die Kleidung fast täglich über viele Stunden. Daher empfiehlt es sich, derartige Kleidung vor dem Kauf sorgfältig anzuprobieren. Erst beim Nachkauf macht eine Online-Bestellung Sinn, weil dann Größe und Schnitt bekannt sind. Generell gilt, dass sie waschbar sein muss und auch den Trockner problemlos übersteht, ohne einzulaufen oder dass die eingenähten Anleitungen unleserlich werden. Untersuchungen ergaben, dass Schmutz und Harz sowie das Waschen, Trocknen und die Tragedauer Einfluss auf die Alterung und damit die Schutzwirkung der Schnittschutzeinlagen haben. Bei regelmäßiger Nutzung empfiehlt sich daher ein Austausch nach spätestens eineinhalb Jahren.

Ganz wichtig: Die Hosen

Schnittschutzhosen schützen generell den vorderen Beinbereich vom Knöchel bis an die Hüfte. Sie sind in drei Formen erhältlich: A und B sind für den Profi gedacht und schützen vor allem den vorderen Beinbereich. Sie gibt es als Latz- oder Bundhose. Daneben finden sich auch noch Beinlinge, die nur aus den Beinröhren bestehen, die einzeln über eine normale Arbeitshose gezogen werden. Zudem sind sogenannte Chaps erhältlich, die nur den vorderen Teil der Beine schützen. Sie lassen sich schnell mal anlegen, wenn sie nur zeitweise gebraucht werden. Die Form C weist vorn und hinten oder sogar rundum Schnittschutzbereiche auf und ist für diejenigen gedacht, die nur selten mit der Kettensäge arbeiten. Welche Form man wählt, hängt vom Einsatz und persönlichen Tragekomfort ab.

So funktioniert Schnittschutzbekleidung: Beim Durchschneiden der oberen Stofflage reißt die Kette lange, widerstandsfähige Fäden mit, die im Bruchteil einer Sekunde das Antriebsrad blockieren: Die Kette steht sofort.

Foto: STIHL

Zahlreiche, gut positionierte Taschen machen nur dann wirklich Sinn, wenn ihre Reißverschlüsse wasserdicht versiegelt sind, sie sich aber dennoch mit Handschuhen öffnen lassen. Das gilt auch für die Jacken. Bei den Hosen sorgen Lüftungsöffnungen im hinteren Teil des Beines im Sommer für Kühlung, manche weisen dies auch als Netz am Bund auf. Verfügen sie über Reißverschlüsse hinten am unteren Hosenbeinende, erleichtern sie das An- und Ausziehen. Viele Bundhosen bieten die Möglichkeit, Hosenträger oder Gürtel zu verwenden. Bei ihnen sind entsprechende Knöpfe und Schlaufen daher vorhanden. Auch ist deren Bundweite verstellbar, um ein angenehmes Tragegefühl erzeugen zu können.

Bei den Jacken findet sich der Schnittschtz im Brust-, Bauch- und Vorderarmbereich. Waldarbeitsjacken sollten generell lang genug sein, damit beim Bücken auch der ganze Rücken vollständig bedeckt bleibt. Hoch geschätzt werden bei sommerlichen Temperaturen Lüftungsmöglichkeiten am Rücken, zusätzlich lässt sich bei einigen Modellen das dortige Futter herausnehmen, sodass eine Ganzjahresnutzung möglich ist. Vielfach findet man auch Lüftungsmöglichkeiten unter den Achseln. Eine Abdeckung am Kragen verhindert, dass der Reißverschluss störend am Kinn piekt. Ein Kordelzug in Höhe der Hüfte ermöglicht es, die Jacke enger am Körper anliegend zu tragen. Mit Klettband verschließbare Bündchen dienen vor allem dem Zeckenschutz.

Stabile Schuhe für Standfestigkeit

Schnittschutzschuhe – Forstsicherheitsstiefel oder Schnittschutzstiefel – verfügen über eine entsprechende Einlage, eine Zehenschutzkappe und einige auch über eine durchtrittsichere Stahlsohle. Sie verhindert zuverlässig, dass spitze Gegenstände von unten in den Schuh eindringen können. Neben der Stahlkappe als Zehenschutz sind auch die leichteren Aluminium- und Kunststoffkappen zu finden. Alle müssen dem Fall eines 200 Kilogramm schweren Gegenstandes aus einem Meter Höhe standhalten, wobei der Fuß nicht verletzt werden darf. Derartige Schuhe können als Leder-Schnürstiefel oder Sicherheits-Gummistiefel ausgeführt sein. Gemeinsam ist ihnen die robuste Sohle, die festen Stand und Rutschhemmung sicherstellt. Manche Stiefel haben an ihrem hinteren Ende eine Art Horn ausgeformt: Es dient als Stiefelknecht und erleichtert das Ausziehen.

Auch hierbei ist es ratsam zu überlegen, wo sie getragen werden sollen: Für einfaches bis mittleres Gelände genügt ein leichterer Schuh mit biegsamer Sohle und einem bequemen Schaft. Für schwierigere Verhältnisse wie beispielsweise hügeligeres bis steiles Waldgelände wählt man besser einen Schuh mit hoher Verwindungssteifigkeit und fester Sohle. Sicherheitsschuhe lassen sich in fünf Schutzklassen (S) einteilen: S 1 muss über einen geschlossenen Fersenbereich mit Schockabsorber und Zehenschutzkappe verfügen und antistatische Eigenschaften besitzen. Schuhe der Klasse S 2 verfügen über alle Eigenschaften von S 1, sind aber aus wasserundurchlässigem Leder hergestellt. S3 verfügt darüber hinaus über eine durchtrittsichere Sohle. Zur Schutzklasse S 4 gehören Vollgummischuhe oder Gesamtpolymerschuhe mit Stahlkappe, antistatischer Laufsohle und Stoßabsorber im Fersenbereich. Schuhe der Klasse S 5 verfügen zusätzlich zu den Eigenschaften der S 4 über eine durchtrittsichere Zwischensohle.

Sicherheitshandschuhe sind sowohl als Fünf-Fingerhandschuhe, als Fäustlinge oder als Fäustling mit zusätzlichem Zeigefinger für die Bedienung der Motorsäge erhältlich. Daneben gibt es unterschiedlich gefütterte für den Einsatz im Sommer und im Winter. Für Arbeiten mit der Motorsäge sind sowohl Lederhandschuhe als solche aus Strick mit Kunststoffbeschichtung geeignet. Manche Anbieter vertreiben auch Handschuhe, bei dem nur der linke über Schnittschutz verfügt. Bei Arbeiten mit Drahtseilen schützt ein Handschuh aus starkem Leder mit langer Stulpe und Pulsschutz.

Fazit

Schnittschutzkleidung ist bei der Wald- und Forstarbeit in vielen Fällen unverzichtbar, um die Gefährdung so weit als möglich zu verringern. Die modernen Materialien und Verarbeitungsmethoden haben heutzutage zu einem Tragekomfort geführt, wie er noch vor zehn oder zwanzig Jahren nicht vorstellbar war. Die heutige Auswahl ist enorm hinsichtlich der Ausstattung und des Tragekomforts, sodass jeder das für ihn Passende findet. Und das zu einem Preis von deutlich unter 1000 Euro. Das sollte einem die eigene Gesundheit oder gar das Leben nun wirklich wert sein.

Peter Richter – LW 45/2012