Das Gesamtpaket muss stimmen

Heutige Traktoren haben eigentlich keine echten Schwächen mehr. Das hat der aktuelle Test der landwirtschaftlichen Wochenblätter wieder deutlich gezeigt. Bei modernen Schleppern handelt es sich um ausgereifte Technikkonzepte, die in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt wurden; und gerade in den letzten Jahren haben sie durch den Einzug von EDV und GPS in die Landwirtschaft nochmals einen enormen Entwicklungsschub genommen.

Neben den großen Innovationsschritten wie etwa den stufenlosen Getrieben gibt es aber immer wieder auch kleinere Details, die das Arbeiten angenehmer und damit auch effektiver machen. Als Beispiel sei aus dem diesjährigen Testsegment der Traktoren um 110 PS die Stop&GO-Funktion bei Same genannt, die unter 15 km/h ein Anhalten und Anfahren nur mit dem Bremspedal erlaubt.

Besonders interessant ist es zu sehen, wie sich ein neuer Player im deutschen Traktorenmarkt schlägt, der erstmals mit einem Testkandidaten vetreten ist: Kubota – bisher bei uns eher als Produzent von Baumaschinen, Kleintraktoren und Kommunaltechnik bekannt – hat mit dem M 110 GX eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Etablierten ins Rennen geschickt, vor allem wenn man sich die Preistabellen anschaut.

Der japanische Konzern, der nach eigenen Angaben nach Umsatz und Mitarbeiterzahl weltweit zirka die Größe von AGCO und Claas zusammen hat, wird sich bestimmt einige Zeit Kampfpreise leisten können, um als Neueinsteiger Marktanteile zu gewinnen. Dem Kunden kann´s nur recht sein.

Der Traktor muss heute ein Alleskönner sein. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat sechs Kandidaten für die Wochenblätter auf Motor, Getriebe, Hydraulik, Zapfwelle, Fahrwerk, Kabine und Komfort getestet, 25 Kriterien gemessen und 55 Beurteilungen vorgenommen. Angesichts dieser Fülle, und weil jeder Teilaspekt für unterschiedliche Betriebe individuell gewertet werden muss, konnte es keinen Testsieger geben. Diesen muss jeder Betriebsleiter aus den Ergebnissen für sich herausfiltern.

Karsten Becker – LW 40/2014