Es gibt keine Superbaumart – gemeinsam stark

Auf der Suche nach der richtigen Baumart

„Es gibt keine Superbaumart“, sagte Fabian Keck, der 30-jährige Revierleiter von Alsenz-Obermoschel, der mit neun weiteren Revieren zum Forstamt Donnersberg gehört. 2 000 ha groß ist sein Revier im Nordpfälzer Bergland, und was das bedeutet, kann nur einer wissen, der die Region kennt: Tiefe Täler, steile Hänge und weite Plateaus, dazwischen wechseln sich stetig Felder, verbuschte alte Weinberge und Wälder ab, sodass Keck ein stark parzelliertes Revier bewirtschaftet mit schnell wechselnden Begebenheiten. Geologisch befindet sich das Revier überwiegend im Rotliegenden.

Auf diesem staunassen Standort konnte auch die Douglasie nur flache Wurzeln bilden, was nun zum Sturmwurf führte.

Foto: Setzepfand

Wie in vielen Regionen Deutschlands gibt es auch bei Keck im Revier Standorte, die mit den falschen Baum­arten besetzt sind. Oben auf einer Kuppe steht ein 40- bis 45-jähriger Douglasienbestand, rund 6 ha, an zwei Seiten von Feldern umringt, ohne Waldrand. Von draußen kaum zu sehen, sind die regelmäßig geworfenen Douglasien, oft mit Wurzelteller fielen die Bäume beim Sturm Sabine vor wenigen Wochen um.

Schwarzerle kann auch staunasse Böden durchwurzeln

„Das passt der Douglasie gar nicht hier, denn die Wurzelenergie dieser Baumart ist zu schwach, um diesen sehr tonhaltigen Boden mit einer Stauschicht in 40 cm Tiefe zu durchwurzeln. Trotz der Kuppenlage stand Anfang März das Wasser in den Löchern der Wurzelteller. „Wir haben hier einen absoluten Douglasienreinbestand, der hochgradig gefährdet ist. Das Risiko ist enorm“, sagt Keck. Vor zwei Jahren war in diesem Bestand eine schwache Z-Baum-Freistellung erfolgt, bei der rund 50 bis 60 fm/ha entnommen wurden. Mit den nun liegenden rund 150 fm Douglasien werde der Bestand lückig.

„Wir werden hier einen langsamen Umbau einleiten, indem wir in den nun entstandenen größeren Lücken Traubeneiche, Rotbuche, Schwarzerle und die Weißtanne in Kleingruppen einbringen“, sagt Keck. Mit der Schwarz­erle wolle man versuchen, die Stauschicht zu durchdringen und im Nachhinein den Bestand für weitere Baumarten attraktiver zu gestalten. „Wenn eine Baumart diese tonigen und staunassen Böden abhaben kann, dann die Schwarzerle“, zeigt sich Keck überzeugt. Die Weißtanne wurde gewählt, da sie das stabilste heimische Nadelholz ist. Eventuell schaffe sie mit ihrer Pfahlwurzel den Durchbruch durch die Stauschicht, so die Hoffnungen. Auf eine Naturverjüngung in diesem Bestand zu warten, das mache keinen Sinn, so Keck, denn außer Douglasie ist kaum eine andere Baumart zu sehen, nur Brombeeren decken den Boden flächig ab. „Das ist das Problem im Rotliegenden“, sagt Keck, „kommt im Sommer noch zu viel Licht auf den Boden, fühlt sich die Brombeere sehr wohl. Erst wenn kein Licht mehr auf den Boden dringt, wie in den Laubwäldern im Sommer, dann verschwindet die Brombeere auf diesen Böden.“

zep – LW 12/2020