Die GKL – die Gesellschaft für Kunststoffe im Landbau

Seit 50 Jahren für den Landbau aktiv – ein Interview

Im Jahre 1971 wurde der Verein „Gesellschaft für Kunststoffe in der Landwirtschaft“, später umbenannt in „Gesellschaft für Kunststoffe im Landbau“, abgekürzt „GKL“ als eingetragener Verein in Geisenheim an der damaligen Hessischen Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau gegründet. Dr. Karl Schockert, seit 2013 der Präsident der GKL, kennt den Verein wie seine Westentasche, weshalb das LW ihn fragte, was in diesen 50 Jahren erreicht wurde.

Dr. Karl Schockert ist seit seiner Studienzeit mit der GKL verbunden und engagiert sich seit 2005. Seit acht Jahren ist er Präsident der GKL.

Foto: privat

LW: Wie kam es zur Gründung der GKL?

Schockert: Sie entstand aus der KTBL- Arbeitsgemeinschaft „Kunststoffe in der Landwirtschaft“. Unter der Schirmherrschaft des KTBL haben interessierte Wissenschaftler und Berater aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau getagt, um die aufkommende Verwendung von Kunststoffen in der Landwirtschaft zu begleiten und mit eigenen Versuchsanstellungen und Erfahrungen zu ergänzen. Ein wichtiger Partner war die BASF, die mit ihrem Versuchsbetrieb in Limburgerhof die Verwendung der PE-Folie zur Verfrühung der Freiland-Gemüsekulturen im Anbaugebiet Pfalz einführte. Die gelochten Freilandfolien für Gemüse wurden in dieser Zeit entwickelt und von der Praxis gut angenommen, dies zeigten auch die Frühgemüsetage am Versuchsbetrieb der Gartenbauschule Schifferstadt, den Vorläufer des heutigen Queckbrunnerhofes. Auch die Landtechnik Weihenstephan und das Institut für Technik in Gartenbau und Landwirtschaft (ITG) der TU Hannover waren früh dabei und unterstützten den Verein. Topf-Hersteller, Bedachungsmaterial-Lieferanten und -Hersteller, Erzeuger für Gartenbau- und Landwirtschaftsfolien, Wissenschaftler aus Anbau- und Technik, Gartenbaubetriebe und Berater traten der Gesellschaft bei, um an dem Wissensaustausch teilzuhaben. So ist es bis heute geblieben, die GKL ist mit über 70 Mitgliedern ein kleiner Verein, der sich aus Mitgliedsbeiträgen und den Erträgen der Veranstaltungen finanziert.

LW: Welche Erfahrungen hat die GKL zu verzeichnen?

Schockert: Die GKL ist eine unpolitische Vereinigung, die die Kunststoff-Anwendung unter sachlichen Aspekten zum Nutzen der Kulturpflanzen, zur Vereinfachung und Arbeitserleichterung für den Produktionsbetrieb, zur sachgerechten und sparsamen Kunststoffverwendung in diesem Bereich auffordert und mit in den Tagungen aufgezeigten Beispielanwendungen aus Industrie, Versuchsstationen und Betrieben diese Ziele praxisnah verfolgt. Wir begleiten Entwicklungen kritisch und diskutieren dies in den Veranstaltungen. Diese Rückmeldung ist für die Produzenten eine wichtige fachliche Einschätzung für ihre Arbeiten.

LW: Hätten Sie je gedacht, dass Kunststoffe eine so große Rolle in der Landwirtschaft spielen werden?

Schockert: Meine ersten Erfahrungen mit Kunststoffen waren die „Multitopf-Platten“ und die Plastik-Töpfe der Firma Blattert mit einem Siebboden. Die Multitopfplatte hat ein Gärtner – Hermann Helfert – erfunden und 1959 patentiert. Ein Tray würde man heute sagen aus dickem weißem knickfestem Plastik mit runden Töpfchen und einem Entwässerungsloch jeweils. Sie ersetzte die Pikierkiste aus Holz, brauchte weniger Substrat und die Pflanzen waren als Einzeltöpfe entnehmbar – ohne dass es zu Wurzelschäden kam. Diese Platte war jahrelang haltbar und damit sicherlich auch rentabel und arbeitswirtschaftlich sinnvoll. Das Prinzip dieser Platte, in Kunststoff­einsatz und Topfgröße jeweils optimiert, ist heute millionenfach im Zierpflanzenbau im Einsatz, als Einweg- und Mehrweg-Tray.

Die Verwendung von Tontöpfen war in meiner Lehrzeit 1968 noch üblich. Die ersten Plastiktöpfe waren dünnwandig, aus buntem Kunststoff-Granulat mit einem Siebboden, nur für eine einmalige Anwendung gedacht. Billig, das waren sie. Von diesen Töpfen bis zu den heutigen Kunststoff-Töpfen aus blauem Recycling-Kunststoff der gelben Tonne (PCR-PP ) war es ein weiter Weg.

Bei beiden beispielhaft genannten Produkten lässt sich die Entwicklung ablesen – einmal ein überschäumender Einsatz durch Handhabungs-, Gewichts- und Preisvorteile ohne Entsorgung und ohne Recycling damals. Heute haben wir eine bewusst nachhaltige Verwendung, eine Klärung der Stoffströme sowie die Möglichkeit, einer sachgerechten Entsorgung mit Recycling und der Pflicht der Betriebe, diese öffentlich einsehbar zu dokumentieren.

LW: Welche Anforderungen würden Sie gerne an die künftige Kunststoffverwendung stellen?

Schockert: Kunststoffe sind in der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Praxis unverzichtbar, so vielfältig wie diese Materialien eingesetzt werden. Es reicht von der Hightech Ge­wächs­hausfolie mit besseren lichttechnischen und mechanischen Eigenschaften als Glas bis zum Stecklings-Halterahmen aus biologisch abbaubaren Kunststoff für die Verpflanzung von Stecklingen, von der Wasserbeckenfolie bis zu den Ebbe-Flut-Belägen auf Mobiltisch-Anlagen in Gewächshaus und Freiland, vom Gießschlauch bis zur Präzisions-Pflanzenschutz-Düse und weit mehr.

Ohne Kunststoff würde der Gartenbau und die Landwirtschaft weder in der Intensität noch wirtschaftlich erfolgreich weiter bestehen können, welcher Spargelbetrieb kann heute ohne seine schwarz-weiß-Folie erfolgreich Spargel produzieren – zu Zeiten und Preisen, die der Kunde akzeptiert?

Was sich mehr im Bewusstsein der Produzenten einprägen sollte, ist, sich vor dem Einkauf der Bedarfsartikel aus Kunststoff, über die Nachhaltigkeit und zukünftige Entsorgungsmöglichkeit nachzudenken, zu billig gekauft hält häufig nicht lange und muss vorzeitig ersetzt werden. Ist das nachhaltig?

Wir wissen auch, dass sich Flüchtigkeitsfehler, Unachtsamkeiten bei der täglichen Arbeit im Betrieb einschleichen können, die eine nicht sachgemäße Kunststoffverwendung oder -Handhabung zur Folge haben, die sich erst später auswirken, diese Fehler zu vermeiden heißt, immer wieder das Bewusstsein schärfen, nicht betriebsblind werden, daran muss ein jeder selber arbeiten und sich auch von außen anstoßen lassen, dies zu vermeiden.

Mit Dr. Karl Schockert sprach Elke Setzepfand – LW 7/2022