Welche Größe ist groß genug?

Tagung der Ortslandwirte im Schwalm-Eder-Kreis

Die moderne Landwirtschaft steht im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und wirtschaftlichen Zwängen. Diesem Thema widmete sich in der vorletzten Woche auch die Ortslandwirtetagung in Fritzlar. Professor Dr. Enno Bahrs, Leiter des Instituts für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Hohenheim, sprach zum Thema „Zukunftssicherung: ist größer immer effizienter?“

Der Agrarökonom Professor Dr. En­no Bahrs sprach in Fritzlar.

Die Tagung der Ortslandwirte eröffnete der stellvertretende Kreislandwirt, Rainer Kehl. Neben dem besonderen Stellenwert der Landwirtschaft im Schwalm-Eder-Kreis ging er auf aktuelle agrarpolitische Themen ein und gab einen Ãœberblick zur Lage der Landwirtschaft. Der Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft und Landentwicklung, Heinz-Dieter Ohm, moderierte die Veranstaltung. Unter dem Motto „Zukunftssicherung – ist größer immer effizienter?“ spann Professor Dr. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim den Bogen von der individuellen zur kollektiven Zukunftssicherung und fragte, welche Betriebsgröße für diese Aufgaben die effizienteste sei. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht seien im Durchschnitt die größeren Betriebe effizienter, bezüglich der ökologischen Effizienz könne jedoch kein Pauschalurteil abgegeben werden.

Betriebsgröße und Wachstum seien kein Selbstzweck, sondern wichtig, um den landwirtschaftlichen Nachwuchs Perspektiven zu ermöglichen. Bahrs schränkte ein, dass Wachstum in einzelnen Regionen Norddeutschlands aus ökologischen Gründen schwierig sei, so dass die Bedeutung von strategischen sowie organisatorischen Partnerschaften insbesondere für die Viehhalter im Nordwesten Deutschlands noch weiter zunehmen könne.

Die Frage, ob große Betriebe einzelwirtschaftlich effizienter, aber ökologisch weniger effizient sein könnten und damit die Gesamteffizienz großer landwirtschaftlicher Unternehmen geringer ist als die von kleinen landwirtschaftlichen Unternehmen, war ein spannender Ansatzpunkt für die weitere Diskussion.

Die Ortslandwirte konnten sich unmittelbar mittels eines TED-Abstimmungsgerätes zu den dargestellten Marktsituationen äußern und an der Diskussion zu dem Vortrag beteiligen. Dabei war Professor Bahrs überrascht, wie viele Landwirte demnach zu relativ risikofreudigen Ent­scheidungen neigen.

Die Mitarbeiter des Fachbereichs Landwirtschaft und Landentwicklung in Fritzlar gingen unter anderem auf die Umsetzung der GAP-Reform und zur Ausgestaltung der technischen Einzelheiten, insbesondere die der im Zuge des vorgesehenen Greenings ein. Beispielsweise gibt es wichtige Punkte zu erläutern, wie die Definition der „aktiven“ Landwirte und Junglandwirte sowie Gewichtungsfaktoren für die Anrechnung des Anbaus von Stickstofffixierern als ökologische Vorrangflächen.

Der Fachbereich Landwirtschaft und Landentwicklung des Schwalm-Eder-Kreises in Fritzlar richtet wegen der großen An­zahl der Anfragen einen weiteren Sachkundelehrgang Pflanzenschutz mit anschließender Prüfung in der Zeit vom 17. bis zum 21. März aus. Dieser Lehrgang ist aber mit über 30 Anmeldungen bereits komplett. Interessierte können sich allerdings bereits jetzt für einen Lehrgang zu einem späteren Zeitpunkt vormerken lassen ( 05622/994101).

Hermann Prüßing, fb-l/hr – LW 9/2014