Sehr gute Erträge bei Öko-Ackerbohnen
LSV und Sortenempfehlung Ackerbohnen, ökologischer Anbau
Der Ertrag der geprüften Ackerbohnensorten lag 2017 im Mittel beider Öko-Versuchsstandorte bei rund 56 dt/ha. Dr. Thorsten Haase vom Ökoteam des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) bewertet in diesem Artikel das Ertragspotenzial von Öko-Ackerbohnen, die Leistungsfähigkeit neuerer Sorten, deren Qualität und die Frage nach den sekundären Inhaltsstoffen.
Ackerbohnen gehören im gemäßigten kühl-feuchten Klima zu den Körnerleguminosen mit dem höchsten Ertragspotenzial. Allerdings benötigen sie Standorte mit wasserhaltefähigen Böden und eine gleichmäßige Wasserversorgung über die gesamte Vegetation, besonders in den Sommermonaten Juni (Blüte) und Juli (Hülsenbildung). Extreme Trockenperioden beeinträchtigen die Ertragssicherheit. Der Öko-Landesortenversuch wird auf zwei langjährig ökologisch bewirtschafteten Standorten, dem Betrieb Kasper (Vogelsbergkreis) und der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen (Landkreis Kassel) durchgeführt. Aufgrund der mittleren bis sehr hohen natürlichen Fruchtbarkeit der Böden eignen sich beide Standorte gutVerwertung als Marktfrucht oder innerbetrieblich
Wird die Ackerbohne im Betrieb als Marktfrucht angebaut, sollte bei der Sortenwahl in erster Linie die Ertragssicherheit berücksichtigt werden. Neben dem Ertrag ist der Rohproteingehalt ein wichtiger wertgebender Inhaltstoff bei Ackerbohnen. Er wird zwar am Markt nicht honoriert, aber für Betriebe, die ihre Ernte innerbetrieblich verwerten, hat er größere Bedeutung. Für die Verwendung in der Fütterung von Monogastriern (Schweine beziehungsweise Geflügel) limitieren bei Ackerbohnen sekundäre Inhaltsstoffe (Antinutritive) wie Tannine, Vicin und Convicin die in der Ration einzusetzenden Mengen Ackerbohnenschrot. Unter den tanninhaltigen Sorten heben sich im zweijährigen Mittel auf beiden Standorten die Sorten Fanfare und Tiffany ab. Letztere gilt laut Züchterangaben sogar als vicin-/convicin-arm. Beide sind in den vorliegenden Untersuchungen hinsichtlich des Ertragsniveaus der bisherigen Standardsorte Fuego überlegen. Isabell als weitere, altbekannte Standardsorte muss dagegen maximal den Ertrag von Fuego erreichen.
Tanninfreie Sorte im Ertrag deutlich unterlegen
Die Tanninfreiheit von Taifun kann das im Vergleich zu anderen Sorten deutlich niedrigere Ertragspotenzial wohl kaum kompensieren und eine Empfehlung für den Anbau ist zunächst nicht zu rechtfertigen. Grundsätzlich sollten solche Sorten nur mit Anbauvertrag und zu auf das geringere Ertragsniveau abgestimmten Preisen angebaut werden. Die Sorte Albus gilt als arm an Tanninen. Sie weist auf beiden Standorten ein sehr niedriges (Alsfeld-Liederbach) beziehungsweise niedriges (Frankenhausen) Ertragspotenzial auf. Nach einem weiteren, dritten Prüfjahr soll eine abschließende Bewertung dieser Sorte erfolgen.
Die tanninhaltige Sorte Bilbo ist die Sorte mit den stärksten Schwankungen in der Ertragsleistung über die Jahre und Standorte. Dies muss mittlerweile auf die oftmals nicht optimale, ungleichmäßige Saatgutqualität zurückgeführt werden. Wird diese verbessert, kann Bilbo im Ökoanbau Berücksichtigung finden, nicht zuletzt da die ehemalige KWS Lochow-Sorte seit einigen Jahren auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben in Erhaltungszüchtung weitergeführt wird. Ein Prozess, der sich bisher als nicht ganz einfach darstellt.
Birgit und Melodie wurden bislang erst einmalig (2017) geprüft. Während Birgit ein Ertragsniveau vergleichbar mit Fuego erreichte, schaffte Melodie dies nur auf einem Standort, während sie auf dem anderen enttäuschte. Da der Rohproteingehalt sich erfahrungsgemäß nicht nennenswert zwischen den Sorten unterscheidet, ist der mit dem geprüften Sortiment erreichbare Rohproteinertrag eine Funktion des Kornertrages, will heißen: So wie die Sorten hinsichtlich ihres Kornertragspotenzials eingestuft wurden, können sie auch hinsichtlich ihres Rohprotein-Ertragspotenzials bewertet werden.
– LW 8/2018